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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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und nun war Red auch klar, warum sie noch immer nicht aufgewacht war. Vermutlich würde das auch noch eine ganze Weile dauern.
    »Wir werden sie mitnehmen und in White Chapel die einzelnen Komponenten ihres Blutes weiter testen.« Cedric schüttelte finster den Kopf. »Aber all das können wir verfolgen, wenn wir wieder in Kenneth sind. Die Entscheidung, von der ich eben sprach, betrifft vielmehr die Frage, was wir mit Chase tun wollen.«
    Sein Blick richtete sich auf Red – so eindringlich, dass Red das Gefühl bekam, als hinge diese Entscheidung allein an ihm. Sein Magen zog sich erneut krampfhaft zusammen, und er schmeckte bittere Galle, die seine Kehle hinaufstieg.
    »Ich schlage«, fuhr Cedric ernst fort, »eine Feuerbestattung vor.«
    Red presste die Lippen zusammen. Das Bild von Chase’entstelltem Leichnam in Kris’ Armen stieg vor seinem inneren Auge auf. Die Erinnerung an diesen letzten, leblosen Blick, den er niemals vergessen würde. Nur mühsam konnte er sich zu einem Nicken zwingen.
    »Ja«, murmelte er und hörte, wie belegt seine Stimme klang. »Gute Idee.«
    Sollten sie ihn verbrennen und die Kiste gleich mit. Red wollte diesen Anblick nicht ein einziges Mal mehr ertragen müssen.
    »Ich verliere niemanden mehr«,
hatte Chase gesagt.
»Auch dich nicht.«
Wenn er nur gewusst hätte, dachte Red, wie wahr diese Worte auf eine makabere Art werden würden.
    Eine leichte Berührung an seinem Arm ließ ihn zusammenzucken. Blue hatte ihre Finger in die Wolle seines Pullovers verhakt. Ganz leicht nur, und doch war dieser flüchtige Kontakt wie ein Rettungsanker, der ihm Halt gab.
    Und als er den Blick wieder hob, sah er, dass ein kleines, mitleidiges Lächeln auf Cedrics Gesicht erschienen war.
    »Dann ist es beschlossen«, sagte er. »Wir halten uns nicht lange damit auf.« Es klang wie ein Versprechen. »Wenn die Sonne aufgeht, liegt all das schon weit hinter uns.«

Kapitel Vierundzwanzig
    Callahan Castle, Kinlochliath, Schottland
     
    Kris stand neben Cedric am Ufer des Sees in der kleinen Kiesbucht, wo er nur wenige Stunden zuvor noch mit Chase gesprochen hatte. Jetzt erwies er ihm an dem gleichen Ort die letzte Ehre.
    Die Flammen, die die Konservenkiste verzehrten, die nun zu Chase’ Sarg geworden war, loderten hoch in den sternenübersäten Nachthimmel. Echtes Feuer, diesmal. Und echter Tod.
    Red war nicht bei ihnen. Er hatte nur stumm den Kopf geschüttelt, als Kris ihn fragte, ob er sie begleiten wollte. Er wartete mit Blue, Hannah und Eloy und der schlafenden Elizabeth im Hubschrauber auf sie. Kris konnte es ihm nicht verdenken. Jeder von ihnen musste auf seine eigene Art mit seiner Trauer fertigwerden. Mit dem Verlust – und den Erkenntnissen, die er mit sich brachte.
    Auch Hannah hatte sich aus gutem Grund dagegen entschieden, Kris und Cedric bei ihrer letzten Wache Gesellschaft zu leisten. Sie hatte kein Bedürfnis nach einem zweiten Abschiedsfeuer innerhalb weniger Stunden. Denn auch Insomniac Mansion hatte gebrannt. Der Gedanke lag seltsam schwer in Kris’ Magen, während er mit leerem Blick auf die züngelnden Flammen starrte – obwohl er sich nicht dorthin zurückwünschte.
    »Bist du dir sicher, dass wir dieses Mädchen mitnehmen sollten?« Cedrics leise Stimme riss ihn aus seiner Versunkenheit.
    Kris runzelte die Stirn. Darüber hatten sie bereits ausführlichgesprochen. »Wir haben keine andere Möglichkeit, das Blut zu konservieren, bis wir in Kenneth sind.«
    Cedric hob eine Braue und musterte ihn eindringlich. »Das war es nicht, was ich meinte. Was ich sagen wollte, war: Wollen wir dieses Blut wirklich in unserer Welt haben?« Er machte eine kurze Pause und schüttelte dann leicht den Kopf. »Manche Dinge bleiben besser unentdeckt. Ich denke, das wissen wir beide. Willst
du
die Sterblichkeit zurück, Kris?«
    Kris schwieg eine Weile und lauschte dem Knacken und Knistern der Funken, die in die Nacht stoben.
    »Es könnte alles ändern«, murmelte er schließlich. »Es könnte der Heilige Gral sein.«
    Cedric nickte langsam. Doch auf seinen Zügen lag ein Schatten des Zweifels. »Oder die Büchse der Pandora.«
    Kris ließ die Worte einen Moment auf sich wirken und spürte dem Kribbeln nach, das wie ein Echo des Funkenfluges durch seinen Körper rieselte.
    »Aber die Geheimnisse im Dunkeln zu lassen«, sagte er dann und spürte, wie ein selbstironisches Lächeln seine Mundwinkel streifte, »befriedigt uns nicht, nicht wahr? Keinen von uns.«
    Cedric verengte die Augen und musterte

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