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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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richtigen Weg zu verfehlen. Aber niemand rührte sich. Cedric musterte Red abschätzend aus seinen hellen Augen.
    »Ja dann«, sagte er bloß. »Nur zu.«
    Red räusperte sich ein wenig verlegen. Dann aber dachte er daran, dass Chase ihn für sein Zögern vermutlich ausgelacht hätte. Es gab keinen Grund zu zögern. Also zögerte Red auch nicht länger. Er griff nach dem Rand des Rohres und schwang sich mit einem kräftigen Klimmzug in die Dunkelheit hinein.
     
    In der Waschküche, wo der Tunnel endete, war es stockfinster. Beim letzten Mal, als Red hier gewesen war, hatten die Neonlampen an der Decke alles in ihr weißes Licht getaucht. Diesmal erkannte er die schnurgeraden Reihen der Waschmaschinen und Trockner nur als schemenhafte Umrisse im grünlichen Licht des Notausgangsschilds über der Tür. Das Gitter vor der Lüftung, durch das sie vor fast vier Monaten weiter in die Forschungsstation eingedrungen waren, war inzwischen wieder angebracht worden. Die Ventilatoren dahinter aber schwiegen. Alles war still.
    Red beobachtete, wie seine Begleiter einer nach dem anderen aus dem Abflusskanal kletterten. Kris, Blue, Elizabeth. Und zuletzt Cedric. Der Leiter dieser Station, in die sie gerade einbrachen. Es war einfach zu surreal. Aber so gesehen, dachte Red, war es wohl nur logisch, dass sie diesmal nicht den Weg durch die Lüftungsschächte nehmen würden. Jetzt, wo sie drin waren, brauchten sie nicht mehr heimlich zu sein. Es war ja niemand hier, den ihr Eindringen stören könnte.
    Niemand außer dem Wächter.
    Red spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten bei demGedanken, was bei seiner letzten Begegnung mit dem weißhaarigen Vampir mit den düster glühenden Augen passiert war. Will war gestorben. Sarah schwer verletzt entkommen. Und die anderen? Michael, Claire und Bruce? Cedric hatte behauptet, sie würden noch leben. Aber das war inzwischen schon etliche Wochen her. Monate sogar.
    »Also.« Red spürte Cedrics Blick, der über ihn hinwegglitt, als er von einem zum anderen sah. »Wir teilen uns auf. Ich gehe vor zum Heizungskeller und schalte den Strom ein. Kris, du nimmst Elizabeth und gehst mit ihr in die Biotechnik. Wir übrigen suchen nach Sid. Frei – du gehst mit Red.«
    Red hörte Blue neben sich scharf einatmen. Als würde sie der Gedanke, mit ihm allein zu sein, erschrecken, dachte er und spürte einen kleinen Stich in der Brust.
    »Ihr übernehmt das zweite Stockwerk und das Dach.« Cedric musterte Blue eindringlich. Seine Augen reflektierten das Licht der Notfalllampe in einem geisterhaften Hellgrün. »Es ist sehr wichtig, dass du dir eins klarmachst, was diese Suche angeht. Sid ist ein Teil von White Chapel. Er
ist
sozusagen White Chapel – ich fürchte, jetzt gerade noch viel mehr als sonst. Du solltest daher alles, was du siehst, wie ein lebendiges Wesen betrachten.«
    »Ein … lebendiges Wesen?«, murmelte Blue. »Ja … ich glaube, ich verstehe.«
    Cedric nickte ernst. »Sei vorsichtig, versprich mir das.« Noch einmal sah er zu Red und dann wieder zurück zu Blue. »Ihr zwei seid jetzt füreinander verantwortlich.«
    Red warf Blue einen unsicheren Blick zu. Füreinander? Es war ein seltsamer Gedanke, dass dieses so zerbrechlich wirkende Mädchen, das kaum zwölf Stunden zuvor noch zitternd in seinen Armen gelegen hatte, für ihn Verantwortung übernehmen sollte. Andererseits war es aber auch nicht weniger seltsam,zu denken, dass er – ein Mensch – für die Sicherheit einer Vampirin zuständig war.
    Blue aber nickte nur. Ihr Gesicht war angespannt, aber entschlossen. »Wir finden ihn, Cedric. Bestimmt.«
    Cedric warf ihr einen letzten langen Blick zu. Dann erwiderte er ihr Nicken, ehe er sich abwandte und in der Dunkelheit verschwand. Eine Tür ging ganz in der Nähe leise quietschend auf und schlug wieder zu. Cedrics Schritte entfernten sich dumpf auf dem Flur.
    Nur kurze Zeit später klickte es leise unter der Decke, und im nächsten Moment erhellte kaltweißes Licht die Waschküche. Hinter dem Lüftungsgitter begannen sich mit leisem Brummen die Ventilatoren zu drehen. Red atmete auf.
    Erst jetzt im Hellen wurde wirklich klar, wie deutlich die Spuren waren, die der Abwasserkanal auf Haut und Kleidung hinterlassen hatte. Sie alle sahen reichlich unappetitlich aus und rochen auch so. Aber das war nun nicht zu ändern. Cedric hatte es mehrmals gesagt: Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Die Station war riesig, und der Wächter konnte überall sein.
    Red wischte sich die

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