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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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waren, und ging mit etwas staksigen Schritten zum Waschbecken, um sich die stinkenden Überreste der Kloake von Händen und Gesicht zu waschen. Eine Gänsehaut überzog ihren blassen Rücken, als der kühle Zug der Lüftung daran vorbeistrich.
    Kris schüttelte leicht den Kopf, aber er sagte nichts. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Mädchen. Doch für lange Überlegungen, ermahnte er sich, hatten sie jetzt auch keine Zeit. Also legte er ebenfalls rasch seine Kleider ab und stellte sich neben Elizabeth an das Becken. Aus dem Augenwinkelsah er, dass auf ihren Wangen nervöse rote Flecken aufgeblüht waren. Sie hielt den Blick starr auf ihre Hände gerichtet, rieb sie unter dem kalten Wasser, bis sie krebsrot waren, obwohl der Schmutz längst verschwunden war.
    Schließlich trat Kris von ihr weg und griff nach seinem Schutzanzug.
    »Wir ziehen die Anzüge in der Schleuse an. Entferne die Folie nicht, ehe wir drin sind.«
    Und nun endlich gab Elizabeth ihre verkrampfte Haltung wieder auf. Mit einer abgehackten Bewegung drehte sie sich zu ihm um. Das Päckchen mit ihrer Schutzkleidung hielt sie fest vor die Brust gedrückt. Ihre Augen waren groß und dunkel, ihre Stimme war voll von wütendem Vorwurf.
    »Als Red mir von dem Mädchen erzählte, das er an die Vampire verloren hatte, dachte ich, ihr hättet sie getötet!«, stieß sie hervor. »Oder sie hätte ihn für einen von euch verlassen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich … gegen sie antreten müsste!«
    Kris hielt seine Gesichtszüge sorgsam unter Kontrolle, um sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Eine ungute Ahnung beschlich ihn, wenn er sie so ansah. Er hatte keine Antwort darauf. Er wusste ja nicht einmal, was Red ihr alles erzählt hatte. Unschlüssig blieb er stehen, wo er war, und wartete, ob sie noch etwas sagen würde. Er spürte, dass noch etwas in ihr gärte, das darauf drängte, endlich herausgelassen zu werden.
    Und tatsächlich – nach etlichen mühsamen, flachen Atemzügen hob Elizabeth erneut das Kinn. Ihr Gesicht war aschfahl.
    »Sie ist doch ein Vampir«, wisperte sie fast tonlos. »So wie du. Und wenn sie auch nur sein Blut will, so wie du … Warum bleibt er dann bei ihr? Warum bleibt er bei
dir
? Ich verstehe das nicht.«
    Kris schwieg verblüfft. Sie war zu aufgewühlt, erkannte er. Er hätte sie jetzt beruhigen müssen. Aber ihre Worte berührtenihn auf seltsame Art und Weise – weckten etwas in ihm, das er nicht ignorieren konnte. Weich und vertraut breitete sich in Sekundenschnelle eine tödliche Ruhe in ihm aus. Sie stellte seine Verbindung zu Red in Frage. Und das war das Einzige, was sie niemals tun durfte.
    Er trat einen Schritt auf Elizabeth zu, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Er spürte, wie ein Zittern durch ihren Körper lief, spürte, dass sie zurückweichen wollte, aber er hielt sie mit seinem Blick gefangen. »Ach wirklich? Bist du sicher, dass du das nicht verstehst?« Seine Stimme war nun sehr sanft. Wie schwarzes Wasser tropfte sie in Elizabeths Geist. Unter seinen Fingern spürte Kris ihre Halsschlagader hastig pochen, als ihr Herzschlag sich beschleunigte. »Was glaubst du denn, warum
du
bei ihm bleibst?«
    Elizabeth riss die Augen auf. »Wie meinst du das?«, flüsterte sie.
    Kris atmete langsam ein und wieder aus. Tief unten in seinen Eingeweiden pochte die Dunkelheit. Aber er durfte ihr jetzt nicht nachgeben. Sie war nur ein Mensch, sie konnte es nicht verstehen. Und so absurd es auch klang – er musste ihr dankbar sein. Ohne sie hätte er Red vielleicht niemals wiedergesehen.
    Langsam ließ er sie los und schüttelte den Kopf. »Denk nicht weiter darüber nach«, sagte er. »Wir müssen zusehen, dass wir mit den Versuchen beginnen. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren.«
    Er wandte sich um, drückte auf den Knopf, der die Luftschleuse öffnete, und ging voran.
    Für einen Augenblick noch spürte er Elizabeths Blick im Nacken. Wütend, verwirrt – und furchtsam, obwohl sie sich das nicht eingestehen wollte. Dann aber folgte sie ihm.

Kapitel Sieben
    Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
     
    Im Treppenhaus roch die Luft abgestanden und muffig, mit flüchtigen Resten von Putzmitteln. Einige der Neonröhren unter der Decke waren kaputt, so dass das Licht sich von Absatz zu Absatz in seiner Helligkeit veränderte.
    Frei stieg in raschem Tempo hinter Red die Stufen hinauf. Sie hielt sich noch immer an seiner Hand fest, die sich warm und

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