Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
sich angestrengt, und sie hörte seinen Atem zittern.
    »Du bist so dumm!«, flüsterte er rau. »Als ob ich ohne dich glücklich sein könnte! Als ob ich dich jemals wieder hergeben würde!«
    Endlose Sekunden standen sie so da, fest umschlungen. Reds Hand glitt immer wieder über Freis Rücken, auf und ab, während sein freier Arm sie an seine Brust gedrückt hielt, als wolle er sie wirklich nie wieder loslassen. Und Frei hätte in diesem Augenblick wirklich liebend gern den Rest der Ewigkeit so verbracht, eingehüllt in seinen Geruch, der so warm und gut und vertraut war. Eine winzige Welt, abgeschirmt von der Realität, wo sie nicht darüber nachdenken musste, wie sie die Unendlichkeit überstehen sollte.
    »Ich könnte dich töten«, murmelte sie in Reds Pullover. »Das weißt du.«
    Für einen Augenblick hielt die streichelnde Hand inne, und sie spürte, wie Red sich eine Winzigkeit anspannte.
    Dann aber drückte er sie nur noch ein wenig fester an sich. »Na und?«, flüsterte er. »Ich dich doch auch.«
    Für einen Sekundenbruchteil wusste Frei nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Alles, was sie fühlte, war unendliche Erleichterung und Glück. Weil er sich nicht vor ihr fürchtete. Weil er sie akzeptierte, so wie sie jetzt nun einmal war.
    »Kann ich dich was fragen?«, meinte sie leise, das Gesicht immer noch an seiner Schulter verborgen.
    Reds Atem streifte ihr Haar, als er nickte. »Ja, sicher.«
    Frei holte tief Luft. »Wie war ich? Als Mensch, meine ich?«
    Reds Brust weitete sich zwischen ihren Armen, als er ebenfalls ein wenig angestrengt durchatmete, als fiele ihm die Antwort nicht gerade leicht.
    »Um ehrlich zu sein, ich erinnere mich nicht besonders gut«, sagte er schließlich. Es klang ein wenig zögernd. »Es ist wie ein Traum – ein sehr heller und sehr friedlicher Traum. Aber ich könnte nicht darauf schwören, wie verklärt ich die Vergangenheit inzwischen sehe. Ich will dir nichts Falsches erzählen.« Er ließ sie los und schob sie an den Schultern ein Stück von sich,um ihr wieder ins Gesicht sehen zu können. »Eins weiß ich aber noch sicher. Du hast sehr viel gelacht.«
    Frei schluckte. »Dann … waren wir glücklich zusammen?«
    Red nickte. »Ja«, sagte er leise.
    Frei holte zitternd Atem. »Ich wünschte, ich könnte diese Person wieder sein«, flüsterte sie. »Ich will wieder glücklich sein.«
    Red sah sie an, lange und eindringlich, und obwohl ein Lächeln auf seinem Gesicht lag, wirkte es nun wieder ein wenig traurig. »Aber du bist jetzt eine andere. Du hast sogar einen anderen Namen.« Er zögerte kurz, ehe er ihn aussprach. »Frei.«
    Frei schloss kurz die Augen und lauschte dem Wort nach, das zitternd zwischen ihnen hing. Frei. Der Name, den sie sich selbst gegeben hatte – nur aus seinem Mund hörte er sich falsch an.
    Red seufzte leise und schüttelte den Kopf. »Mach dir nicht so viele Sorgen darum. Es ist nicht so wichtig.« Sanft berührte er mit den Fingerspitzen ihre Wange. Und diesmal war sein Lächeln nichts als warm und voller ehrlicher Zuneigung. »Ich will die Person lieben, die du bist – nicht nur die, die du warst.« Er strich ihr mit einer leichten Handbewegung eine zerzauste Haarlocke aus der Stirn.
    »Also, gehen wir?«
    Da war ein Unterton in der Art, wie er »wir« sagte, eine leise Schwingung, die einen warmen Schauer Freis Rückgrat hinabfließen ließ. Erleichtert erwiderte sie sein Lächeln und nickte.
    »Trotzdem. Ich habe es lieber, wenn du mich Blue nennst.« Sie war selbst überrascht, wie leicht und sicher ihre Stimme klang. Es war, als ob das Lächeln warm und hell durch ihren ganzen Körper strömte.
    Auch Reds Lächeln wurde breiter, ehe es verblasste und nurein schwaches Licht auf seinem Gesicht zurückließ. »Einverstanden«, sagte er.
    Dann zog er den Revolver aus dem Halfter an seiner Seite und schob die schwere Tür auf.

Kapitel Acht
    Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
     
    Das Erste, was Frei auffiel, als sie aus dem Treppenhaus auf den Flur hinaustraten, waren die Stahltüren zu den Zellen, hinter denen die Versuchsobjekte gelebt hatten. Hatten, im wahrsten Sinne des Wortes, fügte sie in Gedanken hinzu. Denn jetzt waren die Türen offen. Dahinter lag nur Dunkelheit.
    Frei schob sich an Red vorbei und versuchte, mit allen Sinnen den Gang abzutasten, zu spüren, ob sich dort etwas regte. Ob dort etwas
lebte
.
    »Sid …?«, flüsterte sie.
    Aber da war nichts. Nichts außer Leere.
    »Sid?«, wiederholte Frei

Weitere Kostenlose Bücher