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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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zuckten, als überlegte er bereits, zu Cedric herabzuspringen.
    »Sid!«, wiederholte Cedric streng. »Ich sagte:
Sofort!
«
    Es war, als ob ein Schauer durch den dürren Körper des Wächters ginge. Mit einem geschmeidigen Satz glitt er durch die Luft zu Cedric hinab und landete direkt vor ihm. Sehnige Finger schlossen sich mit festem Druck um Cedrics, der gerade erleichtert aufatmen wollte.
    Doch dann sah er den verzweifelten Schmerz in Sids Augen; einen Hilfeschrei, der seine Lippen nicht erreichte. Cedric erkannte rasende Wut in seinem Blick, und lichterloh brennenden Zorn, weil er nicht gegen das ankämpfen konnte, was ihn von innen heraus zerriss: Dorians Berührung, die ihn gezeichnet und vergiftet hatte.
    »Boom, Baby!«
, wisperte Sid.
    Dann zersprang er in Millionen Scherben.
     
    Es war dunkel um Cedric. Dunkel und absolut still. Aber nicht, weil die Welt um ihn verschwunden gewesen wäre. Er war es, der blind war und taub. Taub, weil die Explosion, die Sid zerriss, auch seine Trommelfelle zerfetzt hatte. Und blind, weil die Splitter von Sids Körper zu Tausenden in seine Augen eingedrungen waren. Cedric konnte fühlen, wie das Blut seine Wangen und seinen Hals hinabrann – aus seinen Augen, die nicht annähernd so schnell heilten wie der Rest seines Körpers, der sich innerhalb von Sekunden regenerierte. Auch die Geräusche kehrten rasch zurück – oder wären zurückgekehrt. Nur gab es keine.
    Der Wind war verstummt. Und Sid war fort.
    Wirklich ganz fort?
    Weit um sich her ertastete Cedric nur leeren Raum. Das zerstörte Dach, die verlassenen Räume und Gänge von White Chapel. Irgendwo dort unten mussten Kris und die anderen sein. Aber Cedrics betäubte Sinne konnten sie nicht fühlen. Die Forschungsstation, die nicht mehr seine war, schwieg.
    Und doch musste dort etwas sein, ein beharrlicher Funke des unsterblichen Lebens, unstet flackernd wie eine Kerzenflamme im Luftzug. Es glomm leise und warm an Cedrics Fingern, als er die Hand ausstreckte.
    Doc!,
flüsterte eine vertraute Stimme.
Doc! Ach Doc, wo sind Sie denn bloß gewesen?
    Erleichterung durchflutete Cedric. Nein, Sid war nicht fort. So leicht besiegte man den Wächter von White Chapel nicht.
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, murmelte er und hörte seine eigene Stimme erschreckend heiser und brüchig klingen. »Ich bin zurück.«
    Die Flamme, die er nun schützend in der hohlen Hand barg, erzitterte und flackerte zornig auf.
    Dann machen wir ihn jetzt fertig, nicht wahr? Wir treiben diesen Dreckskerl aus!
    Alarmiert hob Cedric den Kopf und starrte in die Schwärze. »Was willst du mir damit sagen, Sid?«
    Aber noch bevor er die Frage ganz ausgesprochen hatte, wusste er bereits die Antwort.
    White Chapel war nicht leer. War es nie gewesen, zu keinem einzigen Zeitpunkt. Dorian war hier. Er hatte sie längst erwartet.
    So schnell er es auf seinen noch unsicheren Beinen vermochte, richtete Cedric sich auf. Mit der freien Hand tastete er nach seinem Gesicht und spürte noch immer warmes Blut, das einfach nicht gerinnen wollte. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis er wieder sehen konnte. Auch, weil er nicht zulassen würde, dass diese Wunde sich so bald schloss. Cedric brauchte seine Augen in diesem Moment nicht. Er konnte seine Sinne seinem Wächter anvertrauen. Bedenkenlos.
    Ein grimmiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Ja«, sagte er leise. Es war ein Versprechen, das er zu halten gedachte. »Wir treiben ihn aus. Und diesmal für immer.«

Kapitel Zehn
    Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
     
    Der Raum hinter der Luftschleuse, in dem die Biotechnik untergebracht war, war im Vergleich zum Rest von White Chapel eher klein – so klein, dass er fast beengt wirkte. Trotzdem fühlte Elizabeth sich ein wenig verloren, als sie zwischen dem Tisch mit der gekachelten Arbeitsplatte und dem Laborschrank mit den Glastüren stand und Kris beobachtete, der mit routinierter Sicherheit verschiedene Gerätschaften aufbaute. Nicht, dass sich das groß von dem Gefühl unterschieden hätte, das sie mit sich herumschleppte, seit sie Schottland verlassen hatten. Ein Gefühl, das Elizabeth sich keinesfalls endgültig eingestehen wollte, weil sie fürchtete, darunter zusammenzubrechen, wenn sie das Begreifen zuließ.
    Elizabeth schauderte und verschränkte die Arme vor der Brust – gerade als Kris sich zu ihr umdrehte. Seine Augen über dem Mundschutz waren wieder ruhig und freundlich, erkannte Elizabeth erleichtert. Keine Spur

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