Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf und schnalzte verächtlich mit der Zunge. Dann spuckte er aus und ließ seinen Blick grimmig über die Vampire schweifen, die an ihnen vorüberströmten.
    »Kein Wahres Blut, verstehst du?«, erklärte er dann, wieder ein wenig leiser. »Is ja nich mein Fehler, sagen sie, die feinen Herrschaften, mmh, aber nee, es hat mir auch keiner vorher erklärt, damals, wie man behandelt wird – als Dünnblut. Waren nur scharf drauf, die konservative Gesellschaft zu stärken, so nannten sie das seinerzeit, wegen der progressiven Seuche. Unsterblichkeit, übermenschliche Kraft, großes Kino, haben sie gesagt. Kommt zu uns oder verreckt. Die Zeit der Menschen is vorbei, also als Vampir, da habt ihr’s besser. Klar, is ja nur logisch, hab ich gedacht. Aber gewollt haben die uns nie. Wie ’n Vogeldreck, so lästig sind wir. Ich sag’s dir, je schwächer die Gabe, desto ärmer das Schwein. Holz zu Stahl machen, mmh, das kann ich. Nach fast hundert Jahren. Und mehr läuft da auch nicht.« Er zuckte die Schultern und lachte noch einmal, aber es klang eher wie ein Husten. »Also keine Sorge, Püppi.Wenn meine Blutgabe Amok läuft, reicht das höchstens, um ein Eichhörnchen zu kitzeln.«
    Frei schwieg betroffen. Sie hatte bisher geglaubt, die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Konservativen und Progressiven seien die einzige Art, auf die Vampire sich unterschieden. Sie war davon ausgegangen, dass alle Konservativen so mächtig sein müssten wie Cedric, Kris oder Sid. Aber offenbar war das keineswegs der Fall.
    »Und wenn du also nicht trinken musst«, hakte sie vorsichtig nach, »warum bist du dann so hinter meinen Konserven her?«
    Hank blieb stehen. Sie hatten inzwischen eine Seitenstraße erreicht, in der es etwas ruhiger war und wo man nicht jeden Moment fürchten musste, über den Haufen gerannt zu werden, wenn man einen Augenblick stehen blieb. Hank sah Frei scharf an und neigte sich ein Stück zu ihr hin. Der modrige Gestank, den er verströmte, prickelte in ihrer Nase. »Bloß weil ich keine Angst um meine Gabe haben muss«, raunte er verschwörerisch, »heißt das noch lange nicht, dass ich von innen verfaulen will.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, in der er ganz offensichtlich den Anblick von Freis entgeisterter Miene genoss. »Ja, ganz genau«, fuhr er dann fort und tätschelte ihr die Wange. »Es dauert ein Weilchen, aber irgendwann passiert es. Zu lange kein Frischfutter für den Körper, mmh, und es geht immer mehr bergab, bis du nur noch ein gammliger Haufen Fleisch und Knochen bist – und das bis ans Ende aller Tage. Mmh. Keine schöne Unsterblichkeit. Siehst du ein, oder?«
    Frei wich seiner Berührung unwillkürlich aus. Das war es also, was sie die ganze Zeit gerochen hatte. Innerliche Verwesung durch Unterernährung. Sie schluckte mühsam die bittere Galle hinunter, die ihr den Hals hinaufstieg.
    Hank warf einen Blick auf seinen Hund hinunter. Ein schmales Lächeln stahl sich auf sein hageres Gesicht. »Der alte Jungehier sucht Menschen für mich. Ein paar gibt’s noch, hier und da. Verstecken sich im Park oder in den Gassen. Schwer zu finden – aber er hier, er treibt sie auf, wenn sie sich mal raustrauen.« Er beugte sich hinunter, um dem Hund den Kopf zu tätscheln und die Ohren zu kraulen. Dann richtete er sich wieder auf und setzte seinen Weg fort. »Das Problem ist nur, ich bin zu langsam«, erklärte er im Weitergehen. »Meistens sind die verdammten Bluter schneller als ich. Diese Biester, die beißen die Menschen, bevor ich sie in die Finger kriege. Aber wenn genug übrig ist, schneide ich die Bissstelle einfach raus und esse den Körper dann am Stück. So ’n bisschen Restblut ist ja immer noch drin. Ist aber ’ne riskante Sache, klar. Nichts für dich, Kleine. Falls du drüber nachgedacht haben solltest. Mmh.«
    Frei schwieg und folgte ihm die Straßen entlang, die allmählich immer ruhiger wurden, je weiter sie die Einkaufspassage hinter sich ließen. Hanks Geschichte verstörte sie mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte. Allein bei dem Gedanken, von Blutern leergesaugte Kadaver zu essen, drehte sich ihr der Magen um. Genau das, begriff sie, hatte er mit ihr vorgehabt, als er sie fand. Frei schüttelte sich innerlich. Nein, das war nichts für sie, ganz sicher nicht. Wenn sie aus Konserven trank, war es leicht zu vergessen, woher dieses Blut kam. Dass sie sich von Menschen ernährte. Menschliche Leichen zu essen war noch etwas ganz anderes und eine wirklich

Weitere Kostenlose Bücher