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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Anschuldigung die Luft wegblieb.
    »Sie brauchen gar nicht versuchen, es zu leugnen«, fuhr Frau Braun unerbittlich fort. »So schlau, wie Sie glauben, sind Sie nicht – Sie können uns nicht täuschen. Ich spüre eine fremde Präsenz, die gestern ganz sicher nicht hier war, und das werden Sie diesmal nicht wegdiskutieren können.«
    In den Hosentaschen ballte Hannah die Hände zu Fäusten. Sie spürte ein vertrautes Kribbeln, wie Elektrizität, die in ihren Körper eindrang und in ihrem Hirn prickelte. Frau Braun war kurz davor, ihre Gabe einzusetzen, um Hannahs Willen dem ihren zu unterwerfen. Auch wenn sie nach außen hin nicht eine Spur des überwältigenden Charismas trug, das Céleste oder Kris auszeichnete – Hannah durfte nicht vergessen, dass sie es mit einer Psychomanipulatorin zu tun hatte. Sie konnte Hannah gefügig machen, wenn sie es darauf anlegte, daran gab es keinen Zweifel. Und vermutlich würde selbst die deutscheHöflichkeit sie nicht mehr lange davon abhalten. Aber ihr freiwillig von Blue zu erzählen kam überhaupt nicht in Frage.
    »Ich weiß nicht, was Sie für eine Paranoia haben«, erklärte Hannah steif. »Aber von mir erfahren Sie nichts, so viel ist mal sicher. Schon gar nicht, wenn Sie mich weiter so anfeinden wollen.«
    Monsieur de la Rivière hob beschwichtigend die Hände. »Bitte, beruhigen wir uns doch. Niemand wird hier angefeindet, Mademoiselle. Wir machen uns Sorgen um Sie.«
    Sorgen am Arsch, dachte Hannah grimmig. »Selbst wenn ich jemanden verstecken würde, würde es Sie einen feuchten Dreck angehen«, sagte sie laut. »Sie sind wegen Kris gekommen, und der ist hier nicht – oder glauben Sie, er würde sich nicht trauen, Ihnen gegenüberzutreten?«
    Ein verkniffenes Lächeln zuckte in Frau Brauns Mundwinkeln. »Gäbe es denn einen Grund, warum er sich vielleicht nicht trauen könnte? Sagen Sie es mir.«
    »Ich sage Ihnen«, knurrte Hannah, »dass Sie jetzt besser verschwinden. Ich habe Ihr Spielchen lang genug mitgespielt. Nehmen Sie ihre Menschen und hauen Sie endlich ab!«
    Monsieur de la Rivière hob die Brauen und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »So undankbar. Dabei freut sich Eloy schon seit Stunden auf Sie. Ich hatte geglaubt, Sie mögen ihn auch. Fast wäre ich eifersüchtig geworden.«
    Hannah biss die Zähne zusammen und verbot sich, Eloy noch einmal anzusehen. Was wusste dieser Typ denn noch alles?
    Doch auch ohne hinzusehen, ging ihr Eloys Blick tief unter die Haut. Nein, sie mochte ihn nicht. Sie vergötterte ihn. Aber sie hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das vor den Europäern zuzugeben.
    »Bitte, Mademoiselle.« Monsieur de la Rivière trat einenSchritt auf sie zu. »Lassen Sie uns beweisen, dass wir in guter Absicht hier sind. Wir hatten ja keine Ahnung, dass wir Ihnen so zur Last fallen, nicht wahr, Carina?«
    Frau Brauns Mund war nicht mehr als ein schmaler Strich in ihrem hageren Gesicht. Sie sagte nichts, aber ihre Miene sprach Bände.
    »Wir wollten Ihnen helfen, indem wir unsere Quellen mit Ihnen teilen, das ist alles«, fuhr der Monsieur fort. »Aber wenn Ihnen dermaßen unwohl dabei ist, werden wir uns von nun an von Ihrem Haus fernhalten.« Er lächelte weiter – aber es war ein kaltes Lächeln, das Hannah frösteln ließ. »Ich verlasse mich auf Sie, dass Sie uns benachrichtigen, sobald Monsieur Saturnine sich meldet, nicht wahr?«
    »Henri …«, fiel ihm Frau Braun ins Wort. Aber Monsieur de la Rivière ließ sich nicht beirren. »Wie wäre es, meine Liebe, mit einem letzten Trank von meinem kostbaren Eloy – zum Beweis, dass ich Ihnen wirklich nur Gutes will? Danach sind Sie uns los, ich verspreche es Ihnen.«
    Wie auf ein unausgesprochenes Kommando trat Eloy vor. Hannah wich einen Schritt zurück, obwohl alles in ihr auf ihn zustürzen wollte. Ein einziger Blick auf das glatte Gesicht des Monsieurs zeigte ihr glasklar, dass sie dieses Mal ablehnen
musste
. Aber sie brachte die schroffen Worte nicht heraus.
    Eloy trat weiter auf sie zu. Sein betörender Duft schwängerte die trockene Luft. Er trug seinen Anzug nicht, bemerkte Hannah. Warum wohl? Unruhe stieg in ihr auf. Was war da los?
    Etwas stimmte nicht mit Eloy. Sie sah es in dem Moment, als sein Blick endlich ihren traf – zum ersten Mal in dieser Nacht. Ein milchiger Schleier lag über seiner Iris und trübte ihr intensives Leuchten.
    Das Lächeln auf Monsieur de la Rivières Gesicht vertieftesich. »Nur einen Schluck«, sagte er mit geschmeidiger Freundlichkeit.

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