Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
»Dann lassen wir Sie endgültig in Ruhe.«
    Übelkeit stieg Hannahs Kehle hinauf. Sie wollte es, dachte sie, dieses Blut … Sie wollte es so sehr! Eloy stand jetzt so dicht vor ihr, dass ihre Körper sich berührten. An ihrer Hüfte spürte Hannah durch den Stoff seiner Hose etwas Hartes in seiner Leiste. Ihr Herz begann zu rasen.
    Eloy beugte sich ein Stück hinunter, bis sein Mund dicht bei ihrem Ohr war. Sanft griffen seine Finger nach ihren und führten sie behutsam, aber bestimmt unter sein T-Shirt, bis sie die Haut oberhalb der Wölbung in seiner Hose berührten – und den glatten Griff eines Revolvers.
    »Nicht trinken!«, flüsterte er so leise, dass selbst Hannah es kaum verstehen konnte.
    Seine Haut an ihren Lippen, ihrer Zunge, war glatt und schmeckte nach Salz. Wie von selbst öffnete sich ihr Mund, um zuzubeißen, während sich ihre Hand um den Griff der Waffe schloss.

Kapitel Siebzehn
    Insomniac Mansion, Kenneth, Missouri
     
    Frei lief unruhig in Reds Zimmer auf und ab. Was war dort draußen los? Sie konnte nichts riechen oder hören, und das war sie nicht gewöhnt – ihre feinen Sinne nahmen meistens ja sogar mehr wahr, als ihr lieb war. Jetzt drang nur das Wispern der Nacht durch das offene Fenster zu ihr herein und vermischte sich mit Reds Geruch, der noch immer überall im Zimmer hing – im Haus selbst aber rührte sich nichts, bis auf die wandernden Schatten, die das Mondlicht warf, und der unsichtbare Atem, den Frei gespürt hatte, seit sie zum ersten Mal einen Fuß auf das Grundstück gesetzt hatte. Mehrmals war sie kurz davor, einfach die Tür aufzureißen und sich bis zur Galerie vorzuwagen. Hier war doch niemand! Aber sie hatte es versprochen, und sie würde sich daran halten. Also wartete sie, auch wenn es sie verrückt machte.
    Schließlich streifte sie sich Reds Pullover über den Kopf, ließ sich auf den Stuhl am Fenster fallen und starrte mit mühsam erzwungener Beherrschung hinunter in den Garten. Auch dort unten war alles verlassen. Frei grub ihre Nase tief in den Kragen des Wollpullovers und atmete den beruhigenden Duft ein. Ihr konnte nichts passieren, sagte sie sich immer wieder, Hannah würde sie nicht verraten. Wenn sie die Europäer nicht riechen konnte, dann konnten die sie sicher auch nicht wahrnehmen. Bestimmt sollte sie deshalb hier drinbleiben. Sie würde einfach warten, bis die Luft wieder rein war.
    Sie war so versunken in ihre Gedanken, dass sie das Kribbelnin ihrem Kopf erst bemerkte, als es schon zu einem tief vibrierenden Summen angeschwollen war. Wie elektrisiert richtete Frei sich auf. Was war das? Sie glaubte, dieses Gefühl zu kennen – dieses Zittern, das sich unter ihrer Schädeldecke ausdehnte und gegen ihre Augäpfel drückte, kurz bevor sie … eine Stimme hörte.
    Cedric?
    Nein. Nicht Cedric. Seine mentale Berührung war von dieser weit entfernt. Dies war anders. Drängender. Dunkler.
    Hannah?
Die Worte klangen lockend. Tief, voll und weich.
Hannah, bist du das?
    Frei schnappte nach Luft. Sie
kannte
diese Stimme!
    »Kris!«
    Er zuckte zurück, als hätte er sich an ihrer Stimme verbrannt. Das Kribbeln schwand, zog sich zusammen, drohte davonzugleiten in die Schatten des nächtlichen Gartens. Frei sprang auf und klammerte sich an den Fensterrahmen, so fest, dass sie fürchten musste, ein Stück herauszubrechen. »Warte! Ich bin es!«
    Ein Zögern, zitternd wie ein feines Wispern in ihrem Kopf. Dann ein behutsames Tasten.
Wer?
    Frei holte tief Luft. Er war hier! Sie hatte keine Ahnung, warum oder wie das funktionieren konnte, aber er war es, sie spürte ihn! Sie durfte ihn jetzt nicht gehen lassen, unter keinen Umständen. »Blue«, flüsterte sie, während ein Teil von ihr sich noch wunderte, wie leicht ihr der fremde Name inzwischen über die Lippen kam. »Hier ist Blue.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann fühlte Frei, wie das Kribbeln sich vorsichtig weiter vorantastete und sich erneut in ihrem Kopf ausbreitete. Sie presste die Lippen zusammen und zwang sich, die Berührung über sich ergehen zu lassen. Zuzulassen, dass dieser Geist, der nicht ihrer war, in siehineinfloss und sie ausfüllte, sie erkundete und bis in die tiefsten Winkel ihres Seins vordrang, um zu erkennen, wer sie war. Ob sie log.
    Blue.
Kris’ Stimme klang verwirrt, aber nicht ungehalten.
Du hast dich verändert. Geht es dir gut? Wo ist Hannah?
    Frei spürte ihre eigenen Worte zitternd an ihren Lippen hängen. »Ich weiß es nicht«, murmelte sie.
    Und in diesem Moment

Weitere Kostenlose Bücher