Unbescholten: Thriller (German Edition)
Calle Schewens.«
»Wer von denen ist klein, mit Igelfrisur, etwa fünfzig und hat eine Kartoffelnase?«
»Das muss Rydbäck sein.«
»Redet einer von denen?«
»Ja, Rydbäck lässt gegen etwas Bargeld und andere Dienste schon mal etwas durchsickern. Von Ledin und Schewens solltest du dich fernhalten, das sind aggressive Typen, die auch schon mal die Pistole benutzen. Über Conny Blomberg kann ich dir nichts sagen, außer dass er seine ADHS mit Haschisch selbst behandelt und auf Transvestiten mit Brüsten steht.«
»Gut, danke, ich glaube, das reicht mir.«
Er schaute den drei Männern nach, die langsam Richtung Seehistorisches Museum gingen. Er beobachtete, wie sie gestenreich miteinander diskutierten. Zivkovic schien etwas zu erklären, Carlgren hörte ihm reserviert zu, dann kehrte sich das Ganze um, Carlgren erklärte etwas, und Zivkovic hörte zu. Rydbäck beteiligte sich nicht, blieb jedoch ständig dicht bei Zivkovic.
Svante Carlgren, Håkan Zivkovic und Leif Rydbäck, die im Djurgården spazieren gingen. Was gab es zwischen ihnen zu besprechen? Hatte Carlgren Zivkovic und Rydbäck aufgesucht, nachdem Aron Geisler bei ihm gewesen war? Arbeiteten Aron und Svante Carlgren in irgendeiner Weise zusammen? Aber was war dann mit Zivkovic und Rydbäck? Die Männer verschwanden aus seinem Blickfeld.
Anders fuhr sich über die Bartstoppeln. Oder hatte Aron Geisler Carlgren erpresst? Dann musste er richtig was gegen Carlgren in der Hand haben, sonst hätte Carlgren sich an die Sicherheitsabteilung von Ericsson oder direkt an die Polizei gewandt. Das jedoch hatte er nicht getan. Sollte also Zivkovic ihm jetzt helfen, Aron zu finden? Vielleicht. Aber das würde ihm nicht gelingen, so viel konnte Anders sagen.
Er zupfte an ein paar widerspenstigen Barthaaren und dachte über seine Theorie nach. Sie schien nicht ganz abwegig.
Schließlich startete er den Honda und fuhr wieder Richtung Innenstadt. Als er auf dem Strandvägen im Stau stecken blieb, widmete er sich dem mühsamen Unterfangen, eine Telefonnummer von Leif Rydbäck zu bekommen, ohne dabei seine üblichen Kanäle zu benutzen. Es kostete Zeit und einige Gegenleistungen.
Er ließ es ein paarmal klingeln. Rydbäck antwortete mit einem kurzen Laut, den Anders nicht zu deuten wusste.
»Rydbäck?«
»Ja, bitte?«
»Anders Ask hier.«
Es blieb kurz still.
»Kenne keinen Anders … Task.«
Anders hörte, dass Rydbäck im Auto saß, wahrscheinlich zusammen mit Zivkovic.
»Doch, tust du. Ich war bei der Säpo, als du dich mit diesen Syrern und ihren Restaurants blamiert hast. Ich war mit dabei, als man euch eingesperrt hat, dich und diesen Trottel, Håkan Irgendwas.«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden. Was wollen Sie?«, brummte Rydbäck.
»Ich habe eine Frage. Du kriegst Geld für deine Antwort.«
»Einen Versuch ist es wert.«
»In der Stadt haben ein paar Typen begonnen, Wirtschaftsbosse zu erpressen. Aron Geisler und Hector Guzman. Guzman ist eine Art Verleger in Gamla Stan. Kennst du die beiden?«
Anders hörte, wie Rydbäck die Hand auf das Telefon legte und etwas flüsterte. Dann gab die Hand das Mikrofon wieder frei. Er versuchte, ruhig zu klingen.
»Nein, ich glaube nicht. Wie heißen sie noch mal?«
»Hector Guzman, Verleger in Gamla Stan. Der andere heißt Aron Geisler.« Anders buchstabierte beide Namen. Er hörte, wie Rydbäcks Bleistift über das Papier kratzte.
»Keine Ahnung, sorry … Und jetzt, Task?«
»Ja?«
»Gehen Sie aus der Leitung!«
»Geht klar.« Anders lächelte zufrieden.
Und damit legte Rydbäck auf.
Erik Strandberg war niedergeschlagen. Das passierte manchmal. Dann wurde er plötzlich still und zog sich zurück, und es war schwierig, an ihn heranzukommen. Es war vielleicht nicht ungewöhnlich, so auf die Unannehmlichkeiten des nahenden Alters zu reagieren. Aber Erik hatte schon als Kind an dieser Niedergeschlagenheit gelitten, genauer gesagt, seit seine und Gunillas Eltern gestorben waren. Er hatte nie richtig um sie trauern können und wusste wohl auch nicht, wie man das tat. Das wusste Gunilla auch nicht, aber irgendetwas gab ihr Halt und hielt die Dunkelheit von ihr fern. Deshalb hatte Gunilla sich immer für Erik verantwortlich gefühlt – sie wollte ihn vor etwas schützen, das sie selbst nicht kannte. Und sie tat es, so gut sie konnte, schon ihr ganzes Leben lang.
Es war eine Ewigkeit her, dass ihre Eltern, Siv und Carl-Adam Strandberg, gestorben waren. Sie waren beim Camping an einem See in Värmland
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