Unbescholten: Thriller (German Edition)
haarfeine Mikrofon, das Anders dort installiert hatte, und zog es vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger heraus. Dann ließ er es in ein Plastiktütchen gleiten und steckte es in seine Tasche. Anschließend ging er zur Verandatür zurück. Plötzlich blieb er stehen. Sie liegt doch da oben … Mist.
Lars ging zur Treppe, sie zog ihn geradezu magisch an. Vorsichtig schlich er sich hinauf.
Die Tür zu ihrem Zimmer war wieder nur angelehnt. Lars legte sein Ohr an den Spalt und lauschte. Leise, weiche Atemzüge waren zu hören. Langsam und geräuschlos schob er die Tür auf und trat vorsichtig ein.
Da lag sie, fast so wie beim letzten Mal: auf dem Rücken, das Haar auf dem Kissen ausgebreitet, nur ein paar Meter von ihm entfernt. Er zögerte. Er starrte sie an, sah ihre Schönheit und spürte, wie das Verlangen in ihm wuchs. Lars wollte zu ihr ins Bett kriechen, ihr erzählen, dass es ihm nicht gut ging. Vielleicht würde sie ihn trösten.
Ein Geräusch riss ihn aus seiner Phantasie, ein leises Surren und Flattern hinter der Gardine. Ein Nachtfalter. Seine Flügel schlugen gegen die Fensterscheibe, er flog in den schwachen Schein der Straßenlaterne hinaus.
Lars’ Puls ging ruhig, genau wie sein Atem. Vorsichtig ließ er sich auf die Knie sinken und kroch zu Sophie hinüber. Er wurde hart, er wollte ihr die Hand auf den Mund legen, sich auf sie legen. Nein, nicht so.
Er kniete am Bett, als er seine Hose öffnete, den Reißverschluss ganz herunterzog und die linke Hand hineinschob. Er schloss die Augen, in seiner Phantasie schlief er mit ihr. Sie stöhnte seinen Namen und bat um mehr, sie streichelte seinen Rücken und sagte, dass sie ihn liebe. Ein friedlicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, als er in seiner Hose kam.
Sie saßen in Anders’ Honda, der in der Bastugatan parkte. Schließlich brach Hasse das Schweigen.
»Hast du das schon mal gemacht?«
Anders starrte in die Nacht hinaus, dann nickte er.
Er wühlte in seiner Tasche und hielt Hasse seine Handfläche hin. Weiße Pillen.
»Was ist das?«
»Das hilft. Nimm zwei.«
»Ich nehme keine Pillen.«
»Bist du bekloppt?«
Hasse sah ihn verständnislos an.
»Nimm sie!«, blaffte Anders ihn an. Dann seufzte er und starrte weiter durch die Windschutzscheibe. Hasse nahm die Pillen und schluckte sie.
Die Zeit verging quälend langsam. Als wollte sie ihnen die Möglichkeit geben, es sich noch anders zu überlegen.
Anders hasste dieses Gefühl. Er sah auf die Uhr. Fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit öffnete er die Wagentür. »Komm«, sagte er. »Es geht los.«
Sie gingen zum Hauseingang. Dort gaben sie einen Code ein und liefen die Treppe hinauf.
An der Tür stand der Name Dahl, darunter war mit Klebeband ein Zettel befestigt, S. Jonsson hatte jemand daraufgeschrieben.
Sie lauschten. Anders öffnete das Schloss mit einem Dietrich. Er zitterte nicht, die Tabletten schienen zu wirken. Das Schloss sprang auf. Sie standen vollkommen still und lauschten auf das kleinste Geräusch. Nichts.
Anders legte die Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig herunter, bis die Tür sich einen Spaltbreit öffnete und sie beide hindurchschlüpfen konnten.
Rechts ging es vom Flur in eine kleine, schmale Küche. Ein Klapptisch und zwei Stühle standen am Fenster. Es war eine kleine Einzimmerwohnung. Anders trat einen Schritt vor. Ein Fernseher, ein Sofa, ein Wohnzimmertisch, ein Bild, eine Stehlampe … und ein Bett hinter einem Vorhang. Dort lag sie, er konnte ihren leisen Atem hören.
Sie zogen ihre Schuhe aus und schlichen lautlos zu ihr hin. Anders ging in die Hocke und schlug eine Stoffmappe aus Goretex auf. Eine Spritze kam zum Vorschein. Er nahm sie behutsam heraus und zog die Plastikkappe ab, die die Kanüle schützte.
Anders richtete sich auf. Er begegnete Hasses Blick, jetzt . Lautlos bewegten sie sich auf das Bett zu.
Sara schlief auf dem Bauch und schnarchte leise. Hasse trat an das Kopfende des Bettes und schob vorsichtig den Vorhang zur Seite. Er stellte sich neben ihren Oberkörper, um reagieren zu können, falls sie aufwachte. Anders hockte sich leise neben das Fußende. Er würde die Decke anheben müssen. Reflexartig bewegte Sara im Schlaf ihre Beine, Anders zuckte zusammen. Ein Fuß rieb über den anderen, sie murmelte etwas, es klang wie eine Ermahnung, als würde sie jemanden auffordern, sich zusammenzureißen. Dann war es wieder still. Anders und Hasse sahen sich an. Anders holte Luft, nahm die Spritze in die rechte Hand,
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