Unbescholten: Thriller (German Edition)
wusste, hatte er keine Schwierigkeiten, wahrheitsgemäß zu antworten. Als Erik sich wieder ins Auto setzte, warf Lars den Rest seiner Wurst in den Mülleimer. Er setzte sich hinter das Steuer des Volvos und bog links in die Odengatan ein. Erik schloss die Augen und massierte sich wieder die Nasenwurzel. Er seufzte über seinen Schmerz und blinzelte ins Tageslicht.
»Und die Krankenschwester, wie läuft es mit der? Glaubst du, sie weiß etwas?«
»Nein«, sagte Lars.
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil nichts darauf hindeutet. Ich habe sie endlos abgehört und nicht den kleinsten Hinweis gefunden.«
»Weiß sie vielleicht, dass wir sie abhören?«
Lars drehte sich zu ihm um. »Woher sollte sie das wissen? Vielleicht hat sie einfach nichts zu verbergen?«
Erik zuckte die Achseln.
Sie parkten im absoluten Halteverbot vor Carlos Fuentes’ Wohnung im Karlbergsvägen. Bevor Erik ausstieg, sah er Lars ins Gesicht und musterte ihn eindringlich.
»Was ist?«, murmelte Lars.
Erik schien sich in seiner Position zu gefallen. »Du bist ein elender Idiot, Lars Vinge, das weißt du hoffentlich?«
Lars antwortete nicht. Die Wirkung seines auf Rezept besorgten Dopings hielt ihn aufrecht, er war immer ein bisschen selbstbewusster, wenn er etwas genommen hatte, und konnte so Eriks Blick standhalten.
»Gunilla hat gesagt, du willst deine Kompetenzen erweitern und anspruchsvollere Aufgaben übernehmen. Hier hättest du die Möglichkeit dazu. Bist du bereit?«
Lars nickte.
»Na, dann. Sieh zu, und halt die Klappe. Halt vor allem die Klappe.«
Er stieg aus. Lars blieb sitzen, atmete tief durch und folgte ihm dann.
Der Aufzug funktionierte nicht. Carlos Fuentes wohnte in der fünften Etage. Sie stiegen die Treppen hinauf. Erik ächzte und schnaufte. Im dritten Stock blieb er mit hochrotem Gesicht stehen, hielt sich am Geländer fest und keuchte. Er bedeutete Lars mit einem genervten Winken weiterzugehen.
Erik hatte die Kopfhörer aufgesetzt und hörte das kleine Aufnahmegerät ab, das Hasse und Anders Carlos Fuentes bei ihrem letzten Besuch gegeben hatten.
»Da ist ja gar nichts drauf! Nur Rauschen und irgendein Scheiß!« Er sah Fuentes an. »Warum?«
Fuentes leckte sich die Lippen. »Was weiß ich. Ich hatte das Ding bei mir, aber Hector hat nicht mit mir geredet.«
Lars saß auf einem Küchenstuhl und verfolgte das Gespräch.
»Er wird schon noch stolpern und du mit ihm. Ich gebe dir hier eine Chance, Carlos. Eine Chance, als freier Mann aus dieser Sache herauszukommen. Aber du musst uns helfen, verstehst du?«
Eriks Tonfall war herablassend, als redete er mit einem Kind. Lars sah die blauen Flecken in Fuentes’ Gesicht.
»Sind Sie verprügelt worden?«, fragte er.
Fuentes sah Lars fragend an.
»Du sollst die Klappe halten, Lars«, schnauzte Erik. Er hielt wieder das Aufnahmegerät hoch. »Trag das immer bei dir. In zwei Tagen kommen wir wieder, dann ist es randvoll mit Informationen.«
Fuentes sah das Mikro an, das Erik ihm entgegenstreckte. Dann blickte er zu Boden, er suchte einen Ausweg. Er schüttelte den Kopf.
Erik war am Ende seiner Geduld. »Mensch, nimm das endlich!« Eriks Stimme versagte.
Lars stand auf. »Sind wir jetzt fertig?«
Erik drehte sich zu ihm um. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Klappe halten?«
Lars lächelte höhnisch. »Halt selbst die Klappe. Du kriegst ja gar nichts auf die Reihe. Meinst du wirklich, dass das hier eine gute Aktion ist?«
Erik sah Lars erstaunt an. Sein Blutdruck stieg, sein Gesicht färbte sich dunkelrot. »Du mieser kleiner Schwanzlutscher«, sagte er leise und wollte noch ein paar Nettigkeiten hinzufügen, begann aber zu taumeln. Seine Stimme war heiser und brüchig. Die beiden anderen sahen ihn erstaunt an. Erik versuchte etwas zu sagen und blinzelte, als wäre ihm das Tageslicht plötzlich zu hell. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, blinzelte wieder, schwankte und hielt sich an der Lehne eines Küchenstuhls fest.
»Ich sehe so schlecht«, krächzte er.
»Was?«
Eriks linker Arm begann zu zittern, und er sah Lars erstaunt an. »Was ist das denn?«, flüsterte Lars.
Da stieß Erik einen gutturalen Schrei aus und übergab sich in einem Schwall. Ein Bein knickte unter ihm weg. Er kippte nach links, riss den Stuhl mit sich und fiel hart auf den Boden. Dort blieb er in seinem Erbrochenen liegen, seine Augenlider flatterten.
Fuentes starrte ihn an. Lars beugte sich vorsichtig über ihn.
»Was ist los, Erik?«
Keine
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