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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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einen Moment lang nachgelassen. Diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte Michail. Er sprang auf die Füße und rannte zur Reling. Leszek feuerte mit seiner Maschinenpistole. Michail verschwand, und Jens hörte, wie sein Körper auf dem Wasser aufschlug.
    Jetzt hatten Aron und Leszek es plötzlich sehr eilig. Sie rannten zur Reling und suchten die Wasseroberfläche ab. Sie feuerten ein paar Schüsse ab. Aber irgendwann sahen sie die Sinnlosigkeit ihrer Aktion ein. Der Mann musste ertrunken sein, oder eine Kugel hatte ihn tödlich verwundet. Jedenfalls tauchte er nicht mehr aus dem Wasser auf.
    ––––––––
    Lars war nach Hause gefahren. Im Küchenschrank hatte er zwei Flaschen Rotwein gefunden. Die erste hatte er rasch geleert, dann öffnete er die zweite und zwang sich, zwei weitere Gläser zu trinken. Er wurde betrunken, und sein Gesicht war erhitzt. Er schaute hinunter in den Hof und bedauerte sich selbst und die Putzfrau Dorota. Er fragte sich, was die wohl gerade machte. Der Alkohol tat seine Wirkung und bewahrte ihn davor, allzu streng mit sich selbst zu sein.
    Er zog seinen Pullover aus und trank noch mehr Wein. Dann ging er ins Wohnzimmer, warf den Pullover auf den Boden und füllte ein Glas mit dem alten Cognac, der noch im Bücherregal stand. Er schmeckte beschissen. Lars legte sich aufs Sofa und starrte ins Leere.
    Nach einer Viertelstunde sah er die Welt mit anderen Augen. Er lächelte höhnisch, als er an all die Idioten dachte, von denen er im Laufe der Jahre umgeben gewesen war. Sein Vater, seine Mutter, seine Freunde, seine Kollegen. Und Anders Ask. Er verfluchte sie alle, sie konnten ihm nicht das Wasser reichen. Eigentlich trank er nicht, denn dann verlor er die Kontrolle über seine Gedanken. Aber das war ihm in diesem Moment egal. Er hatte genug damit zu tun, die Finsternis in seinem Innern zu rechtfertigen.
    Eine Stunde später kam Sara nach Hause.
    »Bist du krank?«
    Lars antwortete nicht.
    »Hast du getrunken?« Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. Lars blieb liegen und schlang die Arme um seinen nackten Oberkörper.
    »Bist du besoffen, Lars? Was ist denn los?«
    Er stand auf, nahm seinen Pullover und zog ihn an.
    »Ach, scheiß drauf«, sagte er und ging in den Flur. Dann zog er seine Schuhe an und verließ die Wohnung.
    In einer Bar bestellte er Wodka Tonic, und ein betrunkener Rentner verwickelte ihn in eine Diskussion darüber, wie lasch die schwedische Polizei war, wenn es darum ging, Leute ins Gefängnis zu bringen. Lars räsonierte wirr über Betreuung statt Strafe. Der Rentner und der Barkeeper lachten ihn irgendwann aus.
    Dann schloss die Bar, und Lars irrte durch das nächtliche Stockholm, schwankend pinkelte er gegen eine Parkuhr.
    Morgens um halb fünf wachte er in einer Einfahrt auf der Wollmar Yxkullsgatan auf, weil ein Zeitungsbote über ihn hinwegstieg. Lars stolperte heimwärts, die Hände in den Hosentaschen vergraben, betrunken und verkatert. Zu Hause im Flurspiegel bemerkte er eine Schramme auf seiner Stirn und seinen leeren Blick. Er fiel wie ein Baumstamm neben Sara ins Bett, die davon aufwachte, die Decke nahm und ihn anzischte.
    Drei Stunden später erwachte Lars mit der Morgensonne im Gesicht. Sara war weg. Er zog sich die Decke über den Kopf und versuchte wieder einzuschlafen, aber die Ameisen krochen ihm bis in die Seele.
    ––––––––
    »Du kannst mir trotzdem mal helfen«, rief Sophie in den ersten Stock hinauf und trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab.
    »Ich komme«, rief Albert.
    Sie sah das Geschirrtuch an, entschied, dass es zu alt war, um es noch einmal aufzuhängen, und warf es in den Mülleimer.
    Albert kam die Treppe herunter, als sie eben den dampfenden Kartoffelauflauf mit Alufolie abdeckte. Sie zeigte auf einen Karton auf dem Tisch. Daneben lagen Geschenkpapier, Klebeband und gelbes Geschenkband.
    Als sie die ofenfeste Form auf die Arbeitsplatte stellte, hätte sie sich dabei fast verbrannt.
    Albert maß Papier für den Karton ab.
    »Für wen ist das Geschenk?«
    »Für Tom. Er hatte Geburtstag.«
    Albert schlug das Paket ein, dann machten sie sich auf den Weg.
    Es waren nur wenige Kilometer bis zum Haus ihrer Eltern. Es stand zwischen Eichen, Birken und Apfelbäumen da, das dichte Laub spendete Schatten, und die Abendsonne tauchte alles in ein goldenes Licht. Sophie liebte diese Tageszeit.
    In der Einfahrt zum Haus kam ihnen Rat entgegengerannt. Rat war eine Promenadenmischung. Er bellte alles an, was sich

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