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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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von dort gestohlen. Sie rauchten, bis das Päckchen leer war. Sie redeten über ihren Vater und verfielen darüber in Schweigen. Die Frage, warum er sie so früh verlassen musste, machte sie noch immer sprachlos. Georg Lantz war auf einer Dienstreise in einem Hotelzimmer in New York gestorben, er war unter der Dusche tot zusammengebrochen. Sophie erinnerte sich nur an das Schöne, wenn sie an ihn dachte. Sein Lachen, seine Scherze und seine Fürsorglichkeit. Seine Größe, seine Leichtigkeit und dieses gewisse Etwas, das sie oft bei älteren Männern wahrnahm, die sich nicht vom Leben verbittern ließen. Das war Georgs Cantz’ Geschenk an seine Frau und seine beiden Töchter gewesen. Sophie vermisste ihn bis heute und redete manchmal mit ihm, wenn sie sich einsam fühlte.
    Der Alkohol und die Uhrzeit forderten schließlich ihren Tribut. Jane ging ins Gästezimmer und legte sich zu Jesus. Sophie deckte Albert im Gästebett zu, küsste ihn auf die Stirn und ließ ihn schlafen.
    Sie bat den Taxifahrer, einen Umweg zu fahren. Von der Rückbank aus schaute sie hinaus auf die vorbeigleitenden Häuser und genoss es, vom Wein beschwingt und allein zu sein. Sie mochte die Gegend, in der sie aufgewachsen war. Sie wusste, wer dort gewohnt hatte und wer noch immer dort wohnte. Das war ihr Ort, an dem sie sich sicher fühlte. Zugleich betrachtete sie diese Welt auch mit ein wenig Wehmut, denn sie sah zwar immer noch genauso aus wie früher, aber die Zeit ihrer Kindheit war längst vergangen, und deshalb gehörte auch diese Welt nicht mehr zu ihr.
    Auf der Veranda hatte Jane ihr erzählt, dass sie und Jesus in Buenos Aires Jens Vall getroffen hatten. Sophie war überrascht gewesen, als sie diesen Namen hörte, denn sie hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr an ihn gedacht. Jens Vall … Sie hatten sich während der Sommerferien im Schärengarten kennengelernt, als sie aufs Gymnasium ging. Und sie hatten einander wieder losgelassen, bevor sie gezwungen wurden, sich zu trennen. Sie erinnerte sich, wie schwer das damals für sie gewesen war.
    Am Ende der Ferien war sie mit zu ihm nach Hause gefahren. Er hatte auf Ekerö gewohnt, seine Eltern waren verreist, und Jens hatte das Haus ganz für sich gehabt. Die meiste Zeit hatte sie mit dem Kopf auf seiner Brust dagelegen – das war ihre Erinnerung an diese Woche. Manchmal fuhren sie einkaufen, mit dem großen, schaukelnden Citroën seiner Eltern. Sie hatten keinen Führerschein und hörten laut Musik. Es war, als übten sie, erwachsen zu sein und frei. Sie hielten sogar Händchen, während sie sich im Badezimmer die Zähne putzten.
    Oh Gott, das hatte sie alles vergessen! Obwohl sie noch so jung gewesen war, hatte sie Jens in dem Wissen geliebt, dass diese Liebe sie am Ende verletzen würde. Erst viel später hatte sie begriffen, dass er es vermutlich ebenso erlebt hatte und dass er sich damals nur dagegen gewehrt hatte, um der Strafe der Liebe zu entgehen.
    Der Taxifahrer setzte sie vor ihrem Haus ab. Sophie wollte nicht, dass ihr Rausch schon verflog. Sie holte sich eine Flasche Wein aus dem Keller, entkorkte sie in der Küche, schenkte sich ein großes Glas ein und setzte sich an den Tisch.
    Sophie trank ein paar Schlucke und fand noch zwei verbogene Zigaretten in ihrem Päckchen. Sie rauchte, ohne den Ventilator anzustellen oder ein Fenster zu öffnen. Das angenehme Gefühl des Rauschs verschwand mit dem letzten Rest Wein, die hellen Gedanken färbten sich dunkler, und die Zigarette schmeckte ihr bald nicht mehr.

Der Frachter war von Rotterdam die holländische Küste hinaufgefahren. Die See war ruhig, und die Sonne kam hinter den dicken Zirruswolken hervor. Jens verließ seinen Platz im Schatten und stieg die Stahltreppe in den Frachtraum hinab.
    Unter Deck kontrollierte er seine Kisten. Vor allem aber wollte er etwas tun, um nicht nur dazusitzen und das Bild der getöteten Männer im Kopf zu haben. Hinter ihm erklangen Schritte. Aron.
    Er schaute auf die Waffen herunter und hockte sich neben Jens.
    »Kurz vor Helgoland wird uns ein Boot entgegenkommen, sodass wir umladen können. Du kannst mit deinen Sachen mit auf dieses Boot.«
    Jens sah Aron an. »Wieso?«
    »Weil du in Bremerhaven keine Maschinengewehre abladen kannst. Der Zoll würde sie beschlagnahmen.«
    Sie schauten einander an.
    »Nimm das Angebot an. Du weißt, dass ich recht habe.«
    Wenn er das Angebot annahm, war er Aron verpflichtet. Es war eine versteckte Drohung.
    »Und wohin geht das Schiff, das wir heute Nacht

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