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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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älter, verhärmt und vollkommen verstört.
    Die Espressokanne auf dem Herd zischte, aber er hörte es nicht. Er versucht, zu begreifen, was Sophie ihm da erzählte. Schließlich musste sie ihn auf das Fauchen hinweisen, und er nahm die Kanne schnell vom Herd.
    »Könnte es denn so gewesen sein, wie sie behaupten?«, fragte er und nahm zwei Tassen aus dem Regal.
    Sie schüttelte den Kopf, als wäre seine Frage vollkommen abwegig.
    »Bist du dir ganz sicher?«
    Sophie blitzte ihn an. »Herrgott noch mal, natürlich bin ich mir sicher.«
    Jens musterte sie ungerührt. »Aber kann etwas in dieser Art vorgefallen sein?«
    Sophie wollte ihn unterbrechen.
    »Nein, warte, Sophie. Kann irgendetwas Kleines, Ungefährliches und gar nicht Schlimmes in dieser Richtung passiert sein?«
    Sophie wollte sofort mit Nein antworten, aber sie hielt sich zurück und holte tief Luft. »Ich weiß es nicht«, sagte sie müde.
    Jens überließ sie eine Weile ihren Gedanken. »Komm«, sagte er dann, nahm die Tassen und ging zur Couch hinüber. Er bot ihr einen Platz an, stellte die Tassen auf den Tisch und setzte sich.
    »Kann sich Albert dem Mädchen genähert haben, mit ihr geflirtet haben?«
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte sie.
    »Was sagt Albert?«
    Sie sah auf und senkte dann wieder den Blick. »Dass da kein Mädchen war. Er hat niemanden getroffen, hat kaum mit jemandem geredet. Eigentlich war er nur hingegangen, weil er dachte, ein anderes Mädchen käme auch.«
    »Wer?«
    »Sie ist inzwischen seine Freundin, sie heißt Anna.«
    »Kann sie ihm ein Alibi geben?«
    »Nein, er traute sich damals nicht, sie anzusprechen.«
    »Was glaubt er selbst?«
    »Er glaubt alles und nichts. Erst hatte er die Theorie, dass ein Typ, mit dem er Streit hat, ihm etwas einbrocken wollte. Aber es leuchtete ihm auch ein, was ich ihm gesagt habe.«
    »Was hast du ihm denn gesagt?«
    »Dass die Polizei sich getäuscht hat.«
    »Das hat er dir abgenommen?«
    Ihr gefiel diese Frage nicht.
    Dann sagte Jens: »Also. Die Polizei hat Hector im Krankenhaus überwacht?«
    »Ja.«
    »Und du und Hector, ihr seid Freunde geworden, und das wusste die Polizei?«
    Sophie nickte. Ihr war nicht klar, was er damit sagen wollte.
    »Sie haben dich angesprochen und dich gebeten, über ihn zu berichten?«
    Sie schwieg.
    »Und dann haben sie dein ganzes Haus verwanzt?«
    Sein Ton gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht.
    »Und haben dich unter Beobachtung gestellt?«
    Sie schaute auf ihre Hände und drehte an einem ihrer Ringe. Worauf wollte er hinaus?
    »Und jetzt drohen sie deinem Sohn mit einer Anklage wegen Vergewaltigung?« Er lehnte sich zurück. »Es sieht so aus, als würden sie dich intensiver überwachen als Hector. Nur, warum sollten sie das tun?«
    »Keine Ahnung.«
    Jens wurde plötzlich ungeduldig. »Du wirst von der Polizei bedroht und überwacht, bist mit einem verdächtigen Kriminellen zusammen und musst ihn anschwärzen, weil die Polizei deinen Sohn als Köder hat?«
    »Nein, so ist es nicht.«
    Er warf ihr einen müden Blick zu.
    »Ich bin nicht mit ihm zusammen, und ich weiß nicht, was er verbrochen hat. Und ich habe ihn auch nicht verraten«, sagte Sophie schließlich.
    »Hast du noch mehr Freunde, die nachts in den Wald gefahren werden, um erschossen zu werden?«
    »Hör auf, Jens.«
    »Nein, hör du auf, Sophie. Was glaubst du denn, was das hier ist? Du kannst dir nicht deine eigene Welt nach deinen Wünschen zurechtzimmern. Diese Polizistin scheint etwas vorzuhaben. Und du hast etwas ausgeplaudert, auch wenn du das selbst vielleicht nicht so siehst. In dem Moment, als die Polizistin angefangen hat, dir Fragen zu stellen, bist du zur Verräterin geworden. Was du gesagt oder nicht gesagt hast, spielt für Hector und seine Leute überhaupt keine Rolle, wenn sie dahinterkommen, dass du mit der Polizei redest.« Jens wollte noch etwas hinzufügen, aber er besann sich. »Warum hat die Polizei das getan?«, fragte er stattdessen.
    »Keine Ahnung.«
    »Was glaubst du?«
    »Kontrolle. Sie wollen mich festnageln und mich zwingen, Dinge zu tun, die ich nicht tun will? Ich weiß nicht.« Sie blickte ihn an. »Ich schaffe mir keineswegs meine eigene Wirklichkeit. Ich habe nur nicht vor, jemanden vorschnell zu verurteilen. Ich habe das Gefühl, als würde ich mich auf einem Minenfeld bewegen, der kleinste Fehltritt …« Sie schaute wieder auf ihre Hände, ihre Finger und ihre Ringe. Den Diamantring ihrer Großmutter und den Ehering, den sie immer noch trug. Langsam

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