Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
Vom Netzwerk:
Verhörraum bei ihm benutzen zu dürfen.
    »Du kriegst zwei Stunden, mehr nicht. Und nimm die Treppe, nicht den Aufzug.«
    Alles war gelaufen wie geplant. Albert war kurz davor gewesen, sich in die Hosen zu machen, und seine Krankenschwestermutter war bleich gewesen wie ein Laken. Ist schon merkwürdig mit der Angst, dachte er, als er die Vasagatan hinunterspazierte. Manche Menschen ertrinken geradezu in der Scheiße.
    Erik fand eine Kebabbude, ging hinein und bestellte eine große Portion. Der Türke hinter der Theke wollte über Fußballergebnisse und das Wetter reden, aber Erik antwortete nicht. Der Mann säbelte schweigend das Fleisch vom Spieß. Erik setzte sich auf einen Barhocker an einem schmalen Tisch am Fenster, seufzte und schlug die Abendzeitung auf, die er aus dem Pausenraum auf der Norrmalm-Wache hatte mitgehen lassen. Ein Promi, den er nicht kannte, hatte sich augenscheinlich als schwul geoutet. Erik hatte das Gefühl, dass er immer weniger von der Welt begriff, in der er lebte.
    ––––––––
    »Albert?«
    Sie lehnte an der Arbeitsplatte in der Küche. Albert saß mit gesenktem Kopf am Tisch und weigerte sich, sie anzusehen.
    Sophie konnte sich nicht zurückhalten, sie ging zu ihm hin und schlug ihm mit der flachen Hand auf die rechte Wange. Sie schlug so fest zu, dass sie selbst darüber erschrak. Dann kam sie wieder zu sich und öffnete ihre Arme. Er stand auf, und sie umarmten sich. Sophie strich ihm über das Haar.
    »Mein Schatz, was hast du getan?«
    »Ich habe nichts getan«, sagte Albert heiser.
    Sie hörte das Kind in ihm, und sie hörte die Angst des Unschuldigen.
    »Ich weiß«, flüsterte sie.
    »Was war das dann?«
    Sie glaubte, die Antwort zu kennen, aber sie hatte nicht vor, sie ihm zu sagen.
    »Nichts … Es ist vorbei jetzt, sie haben sich geirrt.«
    Sie dachte an die Mikrofone, die ihre Worte aufnahmen und sie an Gunilla übermittelten.
    »Sie hatten aber doch Zeugen?! Vergewaltigung – was ist das für eine –«
    »Vergiss es einfach. Jeder macht Fehler, auch die Polizei.«
    Sie strich ihm noch einmal über den Kopf.
    »Er hat mich geschlagen«, sagte Albert leise.
    Sophie blinzelte, als käme etwas auf sie zugeflogen. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
    »Was hast du gesagt?«
    »Der Polizist im Auto, er hat mir ins Gesicht geschlagen.«
    Sophie fühlte, wie etwas in ihr aufflackerte, ein glühender Zorn, wie sie ihn noch nie empfunden hatte. Sie war so wütend, dass dieses Gefühl sie bis in die letzte Faser erfüllte.
    »Wir erzählen niemandem davon. Versprich mir das«, flüsterte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es sage.«
    Albert sah sie verwirrt an. »Warum nicht?«, fragte er noch einmal.
    »Weil es hier um etwas anderes geht«, flüsterte sie.
    »Um was geht es denn?«
    Albert wartete auf eine Antwort, die Sophie ihm nicht geben konnte. Verwirrt und zornig drehte er sich um und verließ die Küche. Sophie spürte, wie die Hilflosigkeit in ihr wuchs.
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    »Kommt ihr am Sonntag?« Yvonne. Ihre Mutter.
    Sophie versuchte, ganz gewöhnlich zu klingen, als sie antwortete: »Ja, gegen sieben … wie immer.«
    »Aber ihr kommt immer um halb acht. Eigentlich macht das ja nichts, aber wir wollen doch zusammen essen …«
    Ungeduldig unterbrach Sophie ihre Mutter. »Wir kommen zwischen sieben und halb acht.«
    Sie verabschiedete sich und legte auf. Und dann riss etwas in ihr. Sie warf das Telefon auf den Boden und trat wütend dagegen. Aber das Gefühl der Ohnmacht ließ sich davon nicht vertreiben.
    Dann bückte sie sich und sammelte Stück für Stück die zerbrochenen Teile des Telefons auf.
    ––––––––
    Die Fenster standen offen, Jens saugte Staub. Er versuchte zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen, das funktionierte normalerweise ganz gut. Aber er hatte schon am Tag zuvor gesaugt. Das Geräusch, das er so mochte, wenn etwas rasselnd im Staubsauger verschwand, blieb aus und damit auch die Befriedigung darüber, etwas Sinnvolles zu tun, das unmittelbar sichtbare Resultate hatte. Heute lief er sinnlos mit dem Staubsauger durch die Wohnung, als wären sie ein altes Ehepaar.
    Da klingelte es an seiner Wohnungstür.
    Er führte Sophie in die Küche. Sie sprach klar und deutlich und fasste sich kurz. Sie erzählte, was Albert bei der Polizei zugestoßen war. Jens konnte es kaum glauben.
    »Die Polizei sagt, es gebe Zeugen und das Mädchen sei vierzehn Jahre alt«, fuhr sie fort.
    Er sah ihre Angst, sie wirkte viel

Weitere Kostenlose Bücher