Unbeugsam
auf den Philippinen kaufte und weiterverkaufte. Er versprach, dass er damit sein Geld verdoppeln könne. Louie unterschrieb einen Scheck, und das war dann auch das Letzte, was er von seinem Geld und dem Investor sah. Er gründete mit einem Partner zusammen eine Passagierschiffgesellschaft auf Tahiti, allerdings wurde das Schiff von Gläubigern gepfändet. Der Versuch, eine Filmgesellschaft in Ägypten zu gründen, nahm ein ähnliches Ende. Louie erwog sogar, sich als bezahlter Bombenschütze bei einem Staatsstreich in einem kleinen Land in der Karibik zu engagieren. Während er noch darüber nachdachte, wurde die ganze Sache abgeblasen. Mit einem Partner zusammen traf er eine mündliche Vereinbarung mit mexikanischen Beamten, aufgrund derer sie die Alleinvertretung für die Ausgabe von Fischereilizenzen an Amerikaner bekommen sollten. Auf dem Weg zur Vertragsunterzeichnung starb |420| sein Partner und mit ihm der Vertrag bei einem Frontalzusammenstoß mit einem Lastwagen. Jedes Mal wenn Louie ein bisschen Geld zusammengekratzt hatte, ging es in einem weiteren scheiternden Unternehmen verloren, und seine Rückkehr nach Japan musste wieder aufgeschoben werden.
Der Alkohol verschaffte ihm Zeiträume, in denen er all das vergessen konnte. Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit war allmählich aus dem Mann, der trank, weil er es wollte, ein Mann geworden, der trank, weil er nicht anders konnte. Tagsüber blieb er nüchtern, an den Abenden jedoch, wenn die Zeit des Schlafens und der Alpträume drohend näherrückte, konnte er den Drang nicht mehr bezwingen. Bald brauchte er so viel Stoff für seine Sucht, dass er für einen Besuch bei Cynthias Familie in Florida die Rückbank seines Autos ausbauen musste, um Platz für den ganzen Schnaps zu schaffen, ohne den er nicht mehr auskam.
Er hatte sich zu einem Menschen entwickelt, der sich selbst fremd war. 2 An einem Abend pflanzte er sich in einer Bar am Sunset Boulevard auf einen Hocker, trank den ganzen Abend, und als er sich schließlich erhob, war er sturzbetrunken. Hinter ihm ging ein Mann vorbei, der seiner Begleiterin half, an Louie vorbeizukommen. Louie drehte sich torkelnd um, streckte die Hand aus und grapschte nach dem Hintern der Frau. Das nächste, was Louie dann wieder mitbekam, war, dass er schwankend vor dem Lokal stand und sich auf einen Freund stützen musste. Sein Kiefer schmerzte höllisch, und sein Freund schimpfte lautstark auf ihn ein. Und langsam dämmerte ihm, dass er von dem Freund der Frau bewusstlos geschlagen worden war.
An einem anderen Abend ließ er Cynthia zu Hause zurück und ging mit zwei Freunden aus seiner Zeit als aktiver Sportler in ein Restaurant in Hollywood. Es war noch relativ früh, als Louie sich plötzlich nach nur einem Bier – zumindest war das seine Erinnerung – merkwürdig leicht fühlte. Er entschuldigte sich bei seinen Begleitern, er müsse kurz raus. Dann brach die Zeit in unzusammenhängende Stücke auseinander. Er saß in seinem Wagen, hatte aber keine Ahnung, wo er war und wie er dorthin gekommen war. Er kurvte orientierungslos durch die Straßen und landete in einer hügeligen Wohngegend mit großen Villen und breiten Vorgärten. In seinem Kopf drehte sich alles. Er hielt den Wagen an und stieg schwankend aus, um an einen Baum zu pinkeln.
Als er sich nach seinem Auto umdrehte, war es verschwunden. Er taumelte durch die neblige Dunkelheit um ihn herum und in seinem Inneren und suchte vergeblich nach irgendwelchen vertrauten Punkten, an denen er sich hätte orientieren können. Die ganze Nacht war er unterwegs, verängstigt, verloren und vergeblich um Klarheit ringend.
|421| Als die Morgendämmerung enthüllte, wo er sich befand, stellte er fest, dass er vor dem heimischen Wohnblock stand. Beim Öffnen der Wohnungstür kam ihm Cynthia entgegen, ganz außer sich vor Sorge. Er torkelte ins Bett. Als er aufwachte und sich anzog, konnte er sich an nichts mehr erinnern, was in der vorigen Nacht geschehen war, und wunderte sich nur, dass die Absätze seiner neuen Schuhe so abgelaufen waren. Er ging nach draußen und schaute sich nach seinem Auto um, doch das war verschwunden. Daher rief er bei der Polizei an und meldete es als gestohlen. Zwei Tage später bekam er einen Anruf von der Polizeistation; man teilte ihm mit, der Wagen sei im luxuriösen Villenviertel Hollywood Hills gefunden worden. Er begab sich zu der Fundstelle, und da kamen allmählich Erinnerungsfetzen an jene Nacht zurück, sie hatten die ätherisch-irreale
Weitere Kostenlose Bücher