Uncharted - Das vierte Labyrinth
ihre Waffen gezogen und feuerbereit erhoben.
„Sie sind uns gefolgt“, brummte Drake.
„Natürlich“, entgegnete Henriksen mit einem unmerklichen Schulterzucken. Seine blauen Augen schimmerten im Licht der Taschenlampen, die mehrere seiner Schergen in den Händen hielten. Der gesamte Korridor war hell erleuchtet.
„Sie hatten noch Gelegenheit, mit Welch zu reden, bevor unsere geheimnisvollen, vermummten Freunde ihn entführten“, fuhr Henriksen fort. „Und wir wussten, dass Sie Lukas Notizen hatten. Diese Russo hat sich beim Tempel von Sobek als nützlich erwiesen, aber sie wollte erst einige Kollegen hinzuziehen, um die Inschriften dort zu übersetzen. Wir mussten uns also entscheiden, ob wir auf sie warten oder Sie verfolgen sollten. Es war ein Risiko, aber Sie haben mein Vertrauen nicht enttäuscht.“
Als er lächelte, ballte Drake die Fäuste.
„Freut mich, dass wir behilflich sein konnten“, brummte Sully. Seine Stimme troff vor Sarkasmus. „Hätten Sie was dagegen, dieses Ding in eine andere Richtung zu halten?“
Henriksen blickte auf seine Pistole hinab, als hätte er sie ganz vergessen. „Das hier? Nein, ich fürchte, das kann ich nicht tun. Noch nicht, zumindest.“ Er machte eine eindeutige Geste mit dem Lauf. „Ich möchte Sie drei jetzt bitten, Ihre eigenen Waffen auf den Boden zu legen und dann langsam an die Wand dort zurückzugehen. Wir wollen doch nicht, dass jemand erschossen wird.“
Drake runzelte die Stirn. Etwas am Tonfall des Mannes überraschte ihn. Es klang fast so, als hätte Henriksen diesen letzten Satz ernst gemeint.
Er blickte sich hastig um und sah, dass die Handlanger des Norwegers gelassen dastanden. Sie mochten gedungene Schläger sein, vielleicht sogar Killer – vor allem im Fall des Typen mit dem kurz geschorenen Haar und seinem Freund, dem muskelbepackten Gartenzwerg – , aber sie machten nicht den Eindruck, als würden sie gleich jemanden erschießen. Falls Drake nach seiner Pistole griff, mochte sich das schnell ändern, aber für Söldner, die gerade ihre Opfer gestellt hatten, benahmen sich diese Kerle eindeutig zu ungezwungen.
Zum ersten Mal überhaupt fragte er sich, ob er Henriksen vielleicht falsch eingeschätzt hatte.
„Die Waffen“, wiederholte der Norweger, denn noch hatte sich keiner von ihnen bewegt.
Jada griff langsam nach ihrem Gürtel, aber Drake hielt sie zurück, indem er ihr die Hand auf den Arm legte.
Sechs Pistolenmündungen richteten sich auf seinen Kopf.
„Vergessen Sie’s“, sagte er und suchte auf Henriksens Gesicht nach einer Reaktion. „Falls Sie uns umlegen wollen, tun Sie’s gleich, hier und jetzt.“
Henriksen zog eine Augenbraue nach oben. „Sie sind ein sehr merkwürdiger Mann, Mr. Drake. Nur die wenigsten Leute würden es wohl darauf anlegen, erschossen zu werden.“
„Oh, auf mich hat man schon früher geschossen, und ich bin immer noch da. Nicht, dass ich erschossen werden möchte. Das Essen auf dieser Insel ist großartig, und ich hatte mich schon riesig auf einen Lammbraten heute Abend gefreut.“
Henriksen nickte mit einem grimmigen Lächeln. „Das klingt wirklich lecker. Und um die Wahrheit zu sagen, der Gedanke jemanden zu ermorden, gefällt mir nicht. Vor allem, da Sie bislang alle so überaus hilfreich waren. Vielleicht könnten wir unsere Zusammenarbeit ja ein wenig formeller gestalten. Natürlich nur, falls ich Ihnen vertrauen kann.“
„Ich würde eher sterben“, zischte Jada. Dann griff sie nach ihrer Waffe. Aber augenscheinlich nicht, um sie auf den Boden zu legen.
Drake packte sie und rang einen Moment lang mit ihr, dann schlug er ihr die Pistole aus den Händen.
„Hey, ganz ruhig!“, rief Sully und sprang zwischen Jada und Henriksens Männer, um seine Patentochter vor dem sicheren Tod durch ein Erschießungskommando zu retten. Er hob die Arme und blickte über die Schulter zu Drake. „Was sollen wir tun, Nate?“
„Ich überlege noch“, lautete die unsichere Antwort.
„Soll das ein Witz sein?“, stieß Jada hervor. „Da gibt es nichts zu überlegen. Dieser Hurensohn hat meinen Vater getötet!“
Henriksen sah gekränkt aus. „Nichts dergleichen habe ich getan.“
„Dann haben Sie eben für den Mord bezahlt“, meinte Drake.
Die drei Griechen traten vom Eingang des Tunnels zurück, um einer weiteren Person Platz zu machen, die nun aus den Schatten des Labyrinths trat. Olivia sah so hinreißend aus wie eh und je, und ihr Haar glänzte golden im Licht der Taschenlampen. Der
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