Uncharted - Das vierte Labyrinth
Salzwasser die Trümmer in regelmäßigen Abständen verschluckte und wieder ausspie. Drake kniff die Augen zusammen und versuchte, Details der Wandbilder zu erkennen.
Da waren schon wieder diese Blumen, aber was seine Aufmerksamkeit erregte, war etwas anderes: eine Frau mit einem Schleier vor dem Gesicht. Sie kniete vor einer gehörnten Gestalt und hielt ihr einen Kelch hin. Natürlich war ein Teil des Bildes zerstört, aber nachdem er im Labyrinth von Sobek schon Ähnliches gesehen hatte, konnte er die fehlenden Teile problemlos hinzufügen.
Einen Moment später verschwand die Frau wieder unter dem schäumenden Wasser, und Drake hob den Blick. Sie wussten nicht wirklich, wonach sie suchten, aber was immer es auch war, es würde im Herzen des Irrgartens auf sie warten.
„Kommt schon“, sagte er. „Wir verschwenden nur Zeit. Ich will unser Taxi nicht verpassen.“
Sully ging voraus, als sie sich auf den Rückweg machten. Nachdem sie die kleine Höhle mit den dampfenden Vulkanschächten durchquert hatten, mussten sie den steilen Tunnel in Angriff nehmen. Vornübergebeugt und mehr als einmal auf Händen und Knien kraxelten sie die steile Schräge hinauf, zurück zu der Kreuzung im oberen Teil des Labyrinths.
„Verdammt, ich darf nicht mehr so viele Oreo-Kekse essen“, keuchte Drake, als er hinter Sully dem Ausgang entgegen kletterte. Die Hitze des Labyrinths machte ihm immer mehr zu schaffen, und er wünschte, sie hätten mehr Wasser eingepackt.
Eine Weile herrschte Stille, dann begann Jada zu lachen. „Wow“, rief sie. „Onkel Vic hat nicht mal mehr genug Kraft für eine bissige Antwort.“
„Ich trete keine Leute, die schon am Boden liegen“, ächzte Sully erschöpft.
Drake verkniff sich jede weitere Bemerkung. Er redete sich ein, dass er genauso nobel war wie Sully, auch wenn die Wahrheit wohl eher so aussah, dass sie beide viel zu sehr damit beschäftigt waren, den steilen Gang hinaufzuhecheln, um miteinander zu streiten. Als er vor den anderen auf die Kreuzung hinausstolperte, wo das Labyrinth wieder mehr oder weniger eben verlief, stieß Sully erleichtert den Atem aus. Doch als Drake nach oben blickte und Sully im goldenen Schein der Taschenlampe sah, erwachte einer der bizarren Schatten an der Wand zum Leben. Die Gestalt sprang von rechts heran und schlug Sully auf den Hinterkopf.
Sully schrie vor Schmerz auf und ging in die Knie. Seine Hände schossen hoch zu der Stelle, wo der Hieb ihn getroffen hatte.
Tyr Henriksen stand über ihm, und in der erhobenen Hand hielt er mit brutaler Selbstsicherheit eine blauschwarz glänzende Pistole. Er machte einen Schritt nach hinten, sodass er außerhalb Sullys Reichweite war, und behielt die Waffe dabei auf dessen Kopf gerichtet.
„Ich weiß, dass Sie bewaffnet sind“, rief er. „Aber ich bin hier wohl eindeutig im Vorteil, und Kugeln sind schneller als Sie.“
Drake verstand die Warnung und behielt seine Hände dort, wo Henriksen sie sehen konnte, während er aus dem steil verlaufenden Tunnel heraustrat. Vage konnte er hinter sich noch das Geräusch des Wassers ausmachen, doch die Meereshöhle schien nun endlos weit entfernt zu sein, eine vergessene Grotte am anderen Ende der Welt.
„Fassen Sie ihn nicht noch mal an, Sie verdammter Mistkerl“, zischte Jada. Sie schob sich an Drake vorbei und beugte sich schützend über Sully.
Henriksen versuchte nicht, sie aufzuhalten, aber seine Pistole schwenkte unermüdlich zwischen den dreien hin und her.
Weitere Gestalten traten auf die Kreuzung hinaus. Zwei bewaffnete Männer schälten sich aus dem anderen nach unten führenden Tunnel. Einer von ihnen war klein, aber stämmig, der andere genau die Art hohlwangiger, kurzhaariger Söldner, den man sich vorstellte, wenn man an eine unehrenhafte Entlassung aus dem Militärdienst dachte.
Drei weitere Männer tauchten aus dem Gang auf, den Drake, Jada und Sully benutzt hatten, um hierherzugelangen. Ihrer dunklen Haut und der Neugier in ihren Augen nach zu schließen, waren sie wohl Einheimische: griechische Totschläger, die Henriksen angeheuert hatte. Einer von ihnen hatte graues Haar, und seine Haut war so wettergegerbt und zerfurcht, dass sie Drake an Baumrinde erinnerte. Die beiden anderen hatten genug Ähnlichkeit mit ihm, um seine Söhne sein zu können. Auch diese drei waren bewaffnet. Henriksen eingeschlossen machte das sechs Pistolen gegen ihre drei, und als wären die Chancen nicht schon schlecht genug, hatten der Norweger und sein Schlägertrupp
Weitere Kostenlose Bücher