Uncharted - Das vierte Labyrinth
etwas Gutes.
„Halten Sie hier an“, sagte Drake.
Der Taxifahrer gehorchte, und Sully und Jada stiegen aus, während Drake den Mann bezahlte und noch ein großzügiges Trinkgeld drauflegte, weil er nicht die Zeit hatte, auf sein Wechselgeld zu warten. Er schlug die Wagentür zu und schob seine Hände in seine Taschen, als er auf dem Gehweg hinter Sully und Jada hereilte. Bislang hatte keiner von ihnen etwas Entsprechendes gesagt, doch sie wussten alle, welches Gebäude in Flammen stand.
Als sie Ecke 12. Straße West ankamen, erwartete sie keine Überraschung, aber Jada wirkte dennoch, als hätte ihr jemand in den Magen geschlagen. Sie schlang ihre Arme fest um sich und wich von dem brennenden Apartmentgebäude zurück, in dem ihr Vater gelebt hatte.
Sirenen heulten, und ein Streifenwagen bog am anderen Ende der Straße ein. Die Feuerwehrmänner waren bereits im Einsatz. Über das Pflaster und den Bordstein wanden sich Wasserschläuche. Eine alte Frau saß hinter einem Krankenwagen auf einer Trage und starrte das Gebäude schockiert an, während ihr ein Sanitäter eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht drückte. Mehrere andere Leute – offensichtlich Hausbewohner – standen mehr oder weniger bekleidet gegenüber dem Gebäude. Die meisten von ihnen trugen keine Schuhe. Zwei Polizeibeamte nahmen ihre Aussagen zu Protokoll.
Drake fragte sich, wie lange Luka hier wohl gewohnt hatte und ob womöglich noch irgendwo sonst Überbleibsel seines Lebens untergebracht waren. Andernfalls hatte Jada nicht bloß ihren Vater, sondern auch all seine Papiere und Fotos verloren – sämtliche Andenken an sein Leben.
Er sah, wie sie sich die zitternden Hände vor den Mund hielt, und es brach ihm das Herz. Sie sah aus, als würde sie am liebsten schreien oder weglaufen oder jemanden verprügeln. Doch sie wusste nicht, wofür sie sich entscheiden sollte.
„Das passiert alles verdammt schnell“, flüsterte Drake Sully zu.
Sully kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und nickte zustimmend, ehe er zu Jada hinüberging und einen Arm um sie legte.
„Hör zu, Mädchen“, sagte er. „Hier werden wir nichts Nützliches finden. Wenn wir bleiben, betteln wir bloß darum, Schwierigkeiten zu bekommen, besonders wenn derjenige, der dies getan hat, nach dir Ausschau hält.“
Jada wirbelte zu ihm herum. Strähnen ihres violetten Haars flogen über ihr Gesicht. „Wir wissen doch, wer das hier getan hat!“, rief sie. „Und ich werde mich nicht länger verstecken.“
Dank der Ampeln und des New Yorker Verkehrs war das Taxi, aus dem sie gerade gestiegen waren, noch nicht allzu weit gekommen. Als der Fahrer über die Kreuzung fuhr und sich zur Seite beugte, um einen Blick auf das brennende Gebäude und die ganzen Einsatzfahrzeuge zu erhaschen, lief Jada auf die Straße und winkte ihn heran.
„Du denkst doch wohl nicht … “, begann Sully.
„Phoenix Innovations“, sagte Drake.
Sully fluchte. „Das ist wirklich eine schlechte Idee“, sagte er, während er hinter Jada herrannte.
„Ja“, stimmte Drake zu. „Aber kannst du sie davon abhalten?“
Sully ignorierte die Frage, doch die Antwort darauf kannten sie beide. In Anbetracht von Jadas Kummer konnten sie es ihr nicht verübeln, dass sie den Mann zur Rede stellen wollte, den sie verdächtigte, für die Ermordung ihres Vaters verantwortlich zu sein – oder die Stiefmutter, von der sie annahm, dass sie ihn betrogen hatte. Doch das machte es trotzdem nicht zu einer guten Idee. Drake bezweifelte, dass es ihnen gelungen wäre, ihr auszureden Tyr Henriksens Büro aufzusuchen. Alles, was sie tun konnten, war sie zu beschützen. Deshalb ließen sie es sich nicht nehmen, sie zu begleiten.
„59. Straße und Broadway“, sagte Jada, die sich förmlich auf den Rücksitz des Taxis warf.
„Ich habe Sie doch gerade erst abgesetzt“, sagte der Taxifahrer verwirrt.
„Ja“, knurrte Sully. „Planänderung.“
Sully zögerte kurz, bevor er in das Taxi stieg, und sah sich nach Drake um.
„Was auch immer hier vor sich geht, sollte offensichtlich so öffentlich wie möglich vonstattengehen“, sagte er. „Wir müssen dafür sorgen, dass uns Überwachungskameras erfassen, dass Leute sehen, wie wir in Henriksens Büro gehen. Das verstößt zwar gegen jede Regel, die wir jemals hatten, aber … “
„Nein, du hast recht“, sagte Drake. „Wenn wir da reinmarschieren, müssen wir sicherstellen, dass Jada auffällt. Ganz egal, wie sehr sie sie zum Schweigen bringen wollen, sie
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