Uncharted - Das vierte Labyrinth
etwas zustieße.“
„Aber um dafür zu sorgen, dass ihr nichts passiert, musst du selbst am Leben bleiben“, konterte Drake. Er flüsterte, da Jada schon wieder auf dem Rückweg zu ihnen war. „Mach dir also weniger Sorgen um sie und mehr um Heckenschützen und Totschläger.“
Ein humorloses Lächeln huschte über Sullys Gesicht, aber was für eine vernichtende Entgegnung ihm auch auf der Zunge liegen mochte – und Drake war sicher, dass ihm ein paar wenig schmeichelhafte Worte im Kopf herumschwirrten – , er schluckte sie hinunter und sah Jada entgegen.
„Haben wir jetzt genug Little Miss Sunshine gespielt?“, fragte er.
Jada lächelte. „Sei nicht so ein knurriger, alter Knochen, Onkel Vic. Ich weiß, dass du nicht gut geschlafen hast, aber wenn man das Land verlassen will, ohne dass irgendjemand davon Wind bekommen soll, muss man eben nehmen, was man kriegen kann. Mein Tipp: Sag beim nächsten Mal doch lieb Bitte, vielleicht rückt der Pilot dann ja ein Kissen heraus.“
Sully wollte schon zu einer Entgegnung ansetzen, aber dann brummelte er nur ein paar unverständliche Worte in seinen Bart und marschierte auf die kleine Hütte vor dem Frachtterminal zu. Er hatte bereits zu schwitzen begonnen, und Drake sah, wie er sich mit der Hand über die Stirn wischte.
„Er hasst Ägypten zu dieser Jahreszeit“, erklärte er und hob seine Tasche auf.
„Ach, ja?“, meinte Jada, während sie Sully Seite an Seite folgten. Die Frachtmaschine blieb hinter ihnen zurück. „Wann gefällt es ihm denn besser?“
„Ähm, ich glaube in der zweiten Januarwoche, für gewöhnlich an einem Mittwoch gegen drei Uhr nachmittags, da findet er es hier ganz erträglich“, meinte Drake.
Jada lachte. „Mir macht die Hitze nichts aus. Ist doch besser als der kalte Winter daheim.“
„Lass das bloß nicht Sully hören“, sagte Drake.
„Was ist mit dir?“, wollte sie nun wissen. „Wie findest du Ägypten?“
„Heiß und mysteriös. Besser als jede Frau. Hin und wieder brauche ich das in meinem Leben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Hörst du dir überhaupt zu? Würde ich’s nicht besser wissen, ich würde sagen, du bist ein Romantiker. Wo bleibt denn der Sarkasmus?“
„Vielleicht bin ich ja ein sarkastischer Romantiker.“
Jadas Augenbraue wanderte in die Höhe. „Gefällt mir. Ich glaube, den Begriff klau ich mir.“
„Oh, ich teile immer gerne.“
„Schade. So macht klauen keinen Spaß.“
Anschließend gingen sie schweigend weiter. Drake schätzte, dass sie diesen Flirt so weit getrieben hatten, wie es eben ging, ohne dass es gezwungen oder peinlich wurde. Er würde also den Teufel tun und die Stille brechen. Jada schien auch nichts gegen das Schweigen zu haben, und warum auch? Es war eine angenehme, einvernehmliche Stille, so als hätte ihre kurze Begegnung vor mehreren Jahren bereits den Grundstein für die Freundschaft gelegt, die jetzt zwischen ihnen aufblühte. Drake wusste nur zu gut, wie schnell man eine Beziehung zu jemandem aufbauen konnte, wenn man gemeinsam in Lebensgefahr schwebte.
„Du und Onkel Vic, was habt ihr für ein Geheimnis?“, wandte Jada sich schließlich einem anderen Thema zu. „Ihr scheint ja wirklich überall Freunde zu haben.“
Zwei Lastwagen rumpelten vorbei, und kurz übertönten ihre Motoren sogar das Dröhnen der Flugzeuge auf dem Landeplatz.
„Die meisten sind eher Kontakte als Freunde“, erklärte Drake. „Wir wissen, wen wir anrufen müssen, wenn wir etwas brauchen: Informationen, Ausrüstung, einen fahrbaren Untersatz … “
„Einen neuen Pass“, fügte Jada hinzu.
Drake nickte. „Und Waffen, falls nötig. Aber zu wissen, wer dein Geld nimmt, wenn du ihn um einen nicht ganz legalen Gefallen bittest, ist nicht dasselbe, wie Freunde zu haben. Eine Kontaktperson, die mir Informationen über einen anderen Schatzjäger gibt, wird ohne zu zögern der Konkurrenz Informationen über mich geben, sofern nur der Preis stimmt.“
„Ich dachte, du bist ein Antiquitätenbeschaffungshelfer“ , sagte Jada.
„Unter anderem“, erwiderte Drake.
„Dann ist ein Freund für dich also jemand, der dich nicht verkauft?“, fragte sie. „Du musst ziemlich einsam sein. Ich meine, jeder hat seinen Preis, oder etwa nicht?“
„Fast jeder. Darum bin ich bei der Wahl meiner Freunde sehr vorsichtig.“
Jada nickte, aber ein Schatten schien sich über ihr Gesicht zu legen, und Drake wusste, dass sie wieder an ihren Vater dachte.
„Was ist los?“, fragte er.
„Mein
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