Uncharted - Das vierte Labyrinth
Welt so beschreiben, als gäbe es nichts mehr darüber zu lernen. Das ist überheblich und töricht, und jedes Mal, wenn wir auf etwas stoßen, das sie eines Besseren belehrt – das beweist, dass es Dinge über die Vergangenheit gibt, die sie nicht verstehen oder von denen sie bislang nicht den geringsten Schimmer hatten – , freut mich das.“
Jada rollte sich in ihrem Sessel noch etwas mehr zusammen. „Das ist ja auch irgendwie aufregend. Sowas habe ich mein ganzes Leben lang von meinem Vater gehört. Und das hier war sein – nun, tatsächlich sein letztes Rätsel. Ich will wissen, was er entdeckt hat, und mir gefällt, dass du das beinahe ebenso sehr wissen willst wie ich.“
Diesmal sagte Drake nichts. Das Verlangen, ihre Wange zu berühren, ihr Haar zurückzustreichen, war fast zu überwältigend, um ihm zu widerstehen. Doch er schaffte es, sich zu beherrschen. Es sollte einfach nicht sein. Dafür war er nicht hier, und sein Leben war viel zu kompliziert und unbeständig, um sich mit Jada Hzujak einzulassen.
Aber verflucht noch mal, sie war so wunderschön.
„Außerdem ist da noch der Schatz“, sagte er.
Sie kniff ihre Augen zusammen und schaute zugleich amüsiert und verärgert drein. Diese Wirkung hatte er häufig auf Frauen.
„Ja. Der Schatz. Was auch immer er sein mag.“
6.
Drake stieg aus der Frachtmaschine und trat steifbeinig auf die Landebahn des Flughafens Kairo International hinaus. Nach dem langen Flug fühlte er sich wie ausgetrocknet, und obwohl er mehr als die Hälfte der Zeit – sieben Stunden – geschlafen hatte, fühlte er sich noch immer matt und kaum erholt. Obwohl er schon oft hier gewesen war, würde Ägypten für ihn wohl nie seinen Reiz verlieren. Die Städte waren modern, voller Autoabgase, lauter Musik und gestresster Menschen, aber trotzdem konnte man noch die Atmosphäre uralter Erhabenheit spüren. Von den meisten Städten aus – Kairo eingeschlossen – musste man nur ein paar Kilometer fahren, und schon fühlte man sich, als wäre man in der Zeit zurückgereist.
Drake ließ seine Reisetasche auf den Asphalt fallen und streckte sich ausgiebig. Er war froh, endlich aus dem Flugzeug heraus zu sein und wieder frische Luft zu atmen. Die Gründe für ihre Reise waren alles andere als erfreulich, trotzdem fühlte es sich gut an, wieder unterwegs und beschäftigt zu sein. Sie waren hier, um das Rätsel von Lukas Tod zu lösen, und sie hofften, dass ihnen das gelingen würde – im Idealfall, bevor wieder jemand anfing, auf sie zu schießen.
„Ich brauche was zu trinken“, sagte Jada, als sie aus dem Flugzeug stieg und ihre Tasche schulterte.
Sully hatte die Maschine als Erster verlassen, und jetzt stapfte er auf und ab, um diesen Bereich des Flughafens zu inspizieren.
Beim Klang von Jadas Stimme drehte er sich um und zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich bin ja alles andere als ein Abstinenzler, aber findest du nicht, dass es dafür noch ein bisschen früh ist? Hier mag es ja Nachmittag sein, aber in New York ist gerade mal die Sonne aufgegangen.“
„Wasser, Onkel Vic“, sagte Jada mit einem Schmunzeln. „Ich will nur eine Flasche Wasser. Ich fühle mich völlig ausgetrocknet.“
Als er Sullys betretenen Gesichtsausdruck sah, musste Drake grinsen.
„Natürlich“, brummte Jadas Patenonkel hastig, während er eine Zigarre aus seiner Tasche zog und sie sich zwischen die Zähne klemmte. „Ich könnte jetzt auch einen Schluck Wasser vertragen. Wenn ich geflogen bin, fühlt mein Mund sich immer an, als wäre er voller Stahlwolle.“
Während Jada sich umdrehte, um dem Piloten zu danken, stellte Drake sich an Sullys Seite.
„Vielleicht solltest du es nicht so übertreiben mit der Fürsorglicher-Patenonkel-Nummer.“
Sully kaute auf seiner Zigarre herum. „Das würde dir wohl so passen, hm, Romeo?“
„Was soll das denn heißen?“
„Du weißt ganz genau, was ich meine.“
Drake winkte mit beiden Händen ab. „Hör mal, Sully, ich habe kein Interesse an diesem Mädchen. Woran ich aber ein Interesse habe, ist, dass wir diese Sache alle lebend überstehen. Und dass du sie wie ein kleines Kind behandelst, das beschützt werden muss, ist da nicht gerade hilfreich. Sie scheint ganz gut auf sich selbst aufpassen zu können. Konzentrieren wir uns also auf unsere Aufgabe, okay?“
Sullys Miene versteinerte. „Ich verstehe schon. Ich bin nicht ihr Vater. Glaubst du, das weiß ich nicht? Aber Luka ist tot, und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Jada auch
Weitere Kostenlose Bücher