Uncharted - Das vierte Labyrinth
Koshari nahm.
„Vielleicht finden wir ja morgen bei der Ausgrabungsstätte ein paar Antworten“, meinte Jada. „Falls wir die Teile zusammensetzen und herausfinden können, wer meinen Vater ermordet hat, sind auch Sie in Sicherheit.“
Welch nickte. „Hoffen wir es“, sagte er, aber sein Gesicht blieb kränklich blass, und sein Appetit schien ihm abhandengekommen zu sein.
Er wartete bis die anderen gegessen hatten, und sobald er sich entschuldigen konnte, ohne unhöflich zu wirken, stand er auf und verließ das Restaurant. Sein Essen hatte er kaum angerührt, und den Kaffee, mit dem sie das Essen beschließen wollten, lehnte er dankend ab.
Nachdem er gegangen war, saßen die drei Abenteurer mehrere Minuten schweigend da und verzehrten ihre Nachspeise. Jeder von ihnen war in seine eigenen Schlussfolgerungen vertieft.
Drake bemerkte erst, dass etwas nicht stimmte, als Sully plötzlich zu husten begann.
„Onkel Vic?“, fragte Jada besorgt.
Sully hustete noch einmal, dann trank er ein wenig Wasser, um hinunterzuspülen, woran er sich verschluckt hatte. Doch Drake kannte ihn zu gut, um zu glauben, dass das Essen das Problem war. Er sah die Sorge in Sullys Augen, und so, wie sein alter Freund sich plötzlich kerzengerade auf seinem Stuhl aufgesetzt hatte, war klar, dass er sich vergewissert hatte, ob Lukas Tagebuch auch wirklich unter seinem Hemd verborgen war – und vermutlich auch, ob seine Pistole griffbereit in seinem Hosenbund steckte.
Drake folgte Sullys Blick zum Eingang des Restaurants und sah eine Frau, die auf ihren Tisch zukam. Sie war wunderschön, und ihr blondes, schulterlanges Haar war modisch geschnitten. Er schätzte sie auf Anfang vierzig, obwohl sie mit etwas weniger Make-up auch als Mitte dreißig durchgegangen wäre. Ihr Kleid war lang genug, damit die Ägypter keinen Anstoß daran nehmen konnten. Aber unter dem Stoff waren die sinnlichen Formen ihres Körpers dennoch deutlich erkennbar.
„Jada“, flüsterte Sully hinter seinem Wasserglas. „Deine Stiefmutter ist gerade reingekommen.“
Mit quietschenden Stuhlbeinen rutschte Jada von ihrem Tisch weg und stand auf. Ihr Gesicht spiegelte kaum verhohlene Wut wider, und Drake musste sie fest am Handgelenk packen, damit sie zu ihm herunterblickte.
„Wir sind hier in der Öffentlichkeit, in Ägypten, und wir tragen alle Waffen“, murmelte er zwischen zusammengepressten Zähnen.
Sie atmete tief ein, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und nickte dann abgehackt. Sully stand wie zufällig von seinem Platz auf und stellte sich neben Jada, um ihr moralische Unterstützung zu bieten. Drake nahm sich ihre Cola und befeuchtete seine Kehle mit einem Schluck, blieb dabei aber sitzen. Die anderen Gäste mussten glauben, dass sie den Neuankömmling begrüßten, und solange sie nicht genau hinsahen, sollten sie den angespannten Ausdruck auf Jadas Gesicht und die Sorge in den Augen ihrer Stiefmutter eigentlich nicht bemerken.
„Oh, Gott sei Dank habe ich dich gefunden“, rief Olivia Hzujak und schlang ihre Arme um den Hals ihrer Stieftochter.
Jada erstarrte, ließ die Umarmung aber über sich ergehen, ohne einen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Schließlich ließ Olivia wieder von ihr ab und machte einen Schritt nach hinten, um sie von Kopf bis Fuß zu mustern.
„Als ich herausfand, dass du hier bist, da dachte ich: Mein Gott, das muss Schicksal sein“ , erklärte Olivia. Ihre Unterlippe bebte, und sie hob die Hand, um ihr Gesicht zu verbergen, als die ersten Tränen über ihre Wangen rannen. „Jada, ich kann noch immer nicht fassen, dass er tot ist. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn tun soll.“
Ihre Stimme zitterte vor Trauer. Drake starrte sie an. Das entsprach so gar nicht dem Bild, das er sich von Olivia Hzujak gemacht hatte. Ein kurzer Blick zu Sully zeigte ihm, dass sein Freund ebenso verwirrt war. Zugegeben, sie sah aus wie eine Femme Fatale aus einem Humphrey-Bogart-Film, aber falls der Schmerz dieser Frau geheuchelt war, musste sie eine wirklich begnadete Schauspielerin sein.
Jada schienen Olivias Tränen jedenfalls nicht zu überzeugen.
„Was willst du hier?“, fragte sie.
Der schroffe Ton ihrer Stimme ließ Olivia zusammenzucken. Sie ließ den Arm ihrer Stieftochter los und machte einen weiteren Schritt nach hinten, wobei sie sich ihr gefärbtes Haar aus der Stirn strich. Mit feucht glänzenden Augen suchte sie in Jadas Gesicht nach Verständnis.
„Ich weiß, wie es für dich aussehen muss“, begann sie.
„Wirklich?
Weitere Kostenlose Bücher