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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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anderen Bar, einige Meter weiter den Hügel hinauf, tönte inzwischen laute Musik, die Art pumpender Tanzlärm, wie man sie in den Clubs spielte, die Drake immer zu meiden gewusst hatte. Doch vorhin waren sie an einem bärtigen Mann vorbeigekommen, der die Bouzouki spielte, und als er ihm zugehört hatte, hatte Drake sich gewünscht, dass sie auf einer weniger gefährlichen Mission wären und dass ihr Aufenthalt nicht im Schatten von Lukas Tod stehen würde.
    „Ich glaube, ich möchte die Antwort darauf gar nicht wissen“, meinte er schließlich. „Aber ich schätze, wir werden es herausfinden, wenn wir das Labyrinth von Therasia entdecken.“
    „Ich kann’s kaum erwarten“, murmelte Jada.
    Sie drehten sich um, im stillen Einvernehmen, dieses Thema und diesen Teil des Dorfes hinter sich zu lassen. Aus den Augenwinkeln sah Drake, wie sich etwas schattenhaft auf dem Dach des nahen Juwelierladens bewegte. Er hob den Kopf – und erstarrte.
    Jada ging noch mehrere Schritte weiter, ehe sie bemerkte, dass er nicht mehr neben ihr war.
    „Nate?“, fragte sie, während sie sich umdrehte, um herauszufinden, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Drake setzte sich wieder in Bewegung, und als er Jada erreichte, nahm er sie beim Ellenbogen und schob sie neben sich her. Kurz wagte er einen Blick über die Schulter hoch zum Dach des Juwelierladens. Anschließend überprüfte er die angrenzenden Dächer und die auf der anderen Seite der Gasse. Sie gingen noch fünf Schritte so weiter, dann beschleunigte er das Tempo.
    „Was ist denn los mit … “, begann Jada. „Warte, hast du einen von ihnen gesehen? Einen von diesen vermummten Kerlen?“
    „Ich bin mir nicht sicher“, flüsterte Drake.
    Er war sich wirklich nicht sicher. Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, ein Schatten, der sich aus den Schatten ringsum löste und dann wieder mit der Dunkelheit verschmolz. Doch daran, dass sich dort oben etwas bewegt hatte, gab es keinen Zweifel, und selbst, falls Henriksen so schnell zu ihnen aufgeschlossen hatte, wären seine Leute doch nie schlau oder geschickt genug, um sich unbemerkt in den Schatten zu verbergen.
    „Glaubst du, sie folgen uns?“, fragte Jada.
    „Vielleicht.“
    „Aber warum sollten sie uns einfach nur beobachten? Wissen sie nicht, was sie von uns halten sollen? Oder warten sie nur auf den richtigen Moment?“
    Drake hätte ihr gerne etwas Ermutigendes gesagt, aber nach all den Jahren hatte er sich daran gewöhnt, den Menschen zu erzählen, was sie hören mussten, nicht das, was sie hören wollten. Davon abgesehen war Jada inzwischen abgehärtet genug, um ein paar weitere schlechte Neuigkeiten zu verkraften.
    „Diese Typen sind wie Schatten. Sie wollen nicht gesehen werden“, murmelte er. „In Ägypten sind sie ein großes Risiko eingegangen, als sie sich so vielen Leuten gezeigt haben. Ich schätze mal, dass das nicht ihre bevorzugte Vorgehensweise ist. Sie tun, was jeder gute Jäger tut: Sie beobachten und warten auf den passenden Moment. Sie werden angreifen, wenn wir alleine sind, wenn es keine Zeugen gibt. Am liebsten würden sie uns vermutlich einen nach dem anderen umlegen.“
    Jada erbleichte. „O nein. Onkel Vic.“
    Drakes Herz setzte kurz aus. Er konnte nicht genau sagen, was er gesehen hatte, aber falls man sie tatsächlich beschattete … falls diese Ninja-Ärsche ihnen wirklich an den Kragen wollten … und Sully allein in ihrem Hotelzimmer war …
    Er griff nach Jadas Hand, und gemeinsam rannten sie los.
    Sie hetzten durch die Gassen, vorbei an Bars und dunklen Schaufenstern, wobei ihre Augen immer wieder hoch zu den Dächern und in die Schatten zwischen den Häusern huschten, wo sie in der Düsternis nach einer Bedrohung suchten.
    Die Furcht, die Drakes Herz nun rasen und seinen Schädel vibrieren ließ, hatte nichts mit der Sorge um sein eigenes Wohl zu tun. Er hatte Luka Hzujaks Leiche nicht gesehen, aber er wusste, wie man den Toten zugerichtet hatte – Arme und Beine abgehackt, enthauptet, den Kopf auf der Brust, so hatte man ihn an einem Bahnsteig zurückgelassen. Er musste sich dazu zwingen, sich nicht Sullys Gesicht vorzustellen, das ihn von diesem abgetrennten Schädel anstarrte, während sich unter dem Halsstumpf ein Blutfleck auf seinem Baumwollhemd ausbreitete und der kupfrige Gestank von Blut sich mit dem erdigen Geruch alter Zigarren vermischte.
    Jada ließ seine Hand los, und auch wenn er wünschte, sie hätte es nicht getan, wusste er doch, dass sie auf diese Weise

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