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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
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und still, und der Colonel machte aus seiner Wertschätzung für das Mädchen kein Hehl. Später meinte er zu mir, er habe nie geglaubt, eine junge Dame aus Australien könne noch so mädchenhaft und unverdorben sein.
    Larry zog Tony nach diesem Besuch damit auf und fragte dann mich, was der Colonel denn darüber dächte, daß die Kleine von zu Hause ausgerissen sei.
    Voller Würde erklärte ich, dieses Thema hätte ich natürlich nicht angeschnitten. Und außerdem sei es doch sehr anerkennenswert, sich unter den Schutz eines Onkels zu begeben.
    »Kommt ganz darauf an, wovor man wegläuft«, entgegnete Larry ziemlich spitz, und Tony lachte.
    »Vor nichts weiter als einem Macgregor. Hört sich ziemlich dumm an. In einem Roman wäre der Grund die unerwünschten Annäherungsversuche irgendeines Freiers gewesen, eines reichen, fetten und widerlichen Kerls, vor dem ein Mädchen wegläuft. Aber ich fürchte, in Wahrheit gab es keine Freier.«
    Ich wußte das natürlich auch. Sie war nicht der Typ, der den Jungen den Kopf verdrehen konnte, und außerdem hatten sich nur wenige Gelegenheiten geboten. Sie hatte mir erzählt, daß sie nur die Freunde ihres Bruders kennengelernt habe.
    Ich hatte es von Anfang an gewußt. Tony war unglaublich unerfahren und naiv. Ich machte mir deswegen wirklich Sorgen. Alle unsere Freunde mochten Tony auf der Stelle sehr gerne. Tony war von Anne und ihren Zwillingen bezaubert, ebenso wie von dem Colonel und Julian.
    »Warum ist der eigentlich nicht verheiratet? Er ist doch eigentlich viel zu schade dazu, das Leben eines Junggesellen im besten Alter zu fristen!«
    »Julian ist sehr verschwiegen, aber wir alle wissen, daß er und Alison Anstruther ineinander verliebt sind.«
    »Das nette, blonde Mädchen, das ich vor einigen Tagen kennengelernt habe? Aber warum heiraten die beiden denn nicht?«
    »Das ist natürlich das Geheimnis der zwei, aber ich glaube, es hängt mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters vor ungefähr einem Jahr zusammen. Alisons Mutter ist angeblich besonders schwierig und trauert ihrem Mann immer noch nach. Ich habe aber das Gefühl, die Frau ist nicht schwierig, sondern gehört zu diesen furchtbar egoistischen Frauen und hat Alison eingeredet, sie dürfe ihre Mutter nicht verlassen.«
    »Wie dumm manche Mütter sind!«
    Es wär wirklich überraschend, wie schnell und leicht Tony sich angepaßt hatte und zu einem Teil unserer Familie geworden war. Sie hatte gesagt, sie habe Kinder sehr gerne, und es zeigte sich, daß auch die Kinder sie sehr mochten. Sie machte kein großes Theater mit den Kleinen, aber sie verstand sie. Natürlich war sie selbst noch sehr jung. Aber wenn man an die nicht gerade sehr glücklichen Umstände dachte, unter denen sie aufgewachsen war, so war es erstaunlich, daß sie mit Kindern so gut umgehen konnte.
    Ganz bestimmt tat sie auch gerne alles für unsere Kleinen, und die Kinder waren dafür sehr dankbar. Unser Leben verlief sehr harmonisch und friedlich.
    Nur allzu verständlich, daß ich mir mehr und mehr Gedanken über Tonys Mutter machte. Ich fragte Paul danach, wie diese Frau denn nun wirklich war.
    Er schaute ein wenig unbestimmt, wie immer, wenn man ihn bat, irgend jemanden zu beschreiben, und zuerst war alles, was ich erfuhr: »Nicht gerade ein schlechter Typ, nehme ich an«, und »nicht gerade dein Typ, da bin ich ziemlich sicher.« Aber ich bohrte weiter und erhielt so doch schließlich ein Bild von meiner Schwägerin. Sie war zehn Jahre älter als Paul und hatte geheiratet, als er noch die höhere Schule besuchte. Er gab zu, daß sie allgemein als Schönheit gegolten hatte. Aber er hegte kaum Bewunderung für sie. Nur zweimal seit ihrer Heirat hatte Paul seine Schwester getroffen, einmal, bevor er in den Krieg zog, und einmal, als sie Neuseeland besucht hatte. Unmittelbar nach dem Tode seines Vaters hatte Paul sich freiwillig gemeldet, kurz nachdem er die Schule verlassen hatte. Er hatte mit seinem Alter so übertrieben, daß sich die Balken bogen. Als er dann in Übersee eingesetzt war, hatte sich seine Mutter in Sydney niedergelassen und dort bis zu ihrem Tode gelebt.
    Als Claudia Neuseeland wieder besuchte, mußte sogar ihr Bruder zugeben, daß sie eine sehr gutaussehende Frau war. Aber sie erschien ihm ziemlich gefühlskalt und kaum an ihrer kleinen, acht Jahre alten Tochter interessiert. Der Junge war aufgeweckt und hübsch, und Claudia hatte ganz auf ihn gesetzt, während das Mädchen damals ziemlich albern und häßlich war.
    Etwas
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