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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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keuchte er: »Anstruther? Patty Anstruther? Mein Gott, das ist ja wirklich ein Witz!«
    Ich teilte seine Meinung durchaus nicht, und die Bezeichnung »Patty« für Mrs. Anstruther befremdete mich noch mehr. War es überhaupt möglich, daß irgend jemand die stattliche Patricia jemals Patty genannt haben konnte? Da schien doch eine sehr plumpe Vertraulichkeit im Spiel zu sein.
    Larry sagte mir, auch für sie sei dieser Name richtig niederschmetternd gewesen. Ich schaute zu ihr herüber und sah, wie ihr Ärger sich verzog und langsam einem Lächeln wich, das wie üblich fehl am Platze war. Aber sie beherrschte sich und meinte: »Aber wir sind ganz sicher, uns nicht geirrt zu haben. Dies ist doch Mrs. Anstruthers Haus, oder? Es war gestern abend natürlich sehr, sehr dunkel«, aber dann mußte auch sie laut lachen, und sie verkroch sich unter der Bettdecke, was im großen und ganzen gesehen die einzig richtige Reaktion war.
    Jetzt lag es bei mir, den Unbekannten zu versöhnen, bei dem allerdings ebenfalls bei der Erwähnung des Namens Anstruther aller Ärger verflogen war. Ich sagte: »Es tut mir schrecklich leid. Wir kamen so spät an. Das war auch der Grund dafür, daß wir die Schalter nicht finden konnten. Alison hatte uns gesagt, sie seien im Korridor zu finden.« Dann überkam mich erneut ein entsetzlicher Gedanke, und mit einer schwankenden Stimme sagte ich: »Um Gottes willen, waren Sie die ganze Zeit hier im Haus? Haben Sie oben geschlafen?«
    Und wieder mußte der alte Herr laut lachen. Freundlich rief er: »O ja, natürlich. Die ganze Nacht lang. Aber meine liebe, junge Frau, Sie müssen sehr leise in das Haus gekommen sein. Merkwürdig, daß ich kein Licht gesehen habe?«
    »Aber wir haben kein Licht angemacht, weil wir ja die Schalter nicht finden konnten. Natürlich glaubten wir, die Sicherungen seien ausgedreht. Wir hatten nur eine Kerze, die schon bald heruntergebrannt war, und dann schlüpften wir schnell in die Betten. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann lassen Sie uns einige Minuten allein, daß wir aufstehen und anschließend Ihr Haus verlassen können.«
    In diesem Augenblick kam es unseren unfreiwilligen Gastgeber offenbar zum Bewußtsein, daß auch er nicht gerade passend gekleidet war. Er schaute peinlich berührt und verlegen an seinem ausgesprochen schönen Schlafanzug hinunter und sagte: »Gott, o Gott, was denke ich mir eigentlich dabei? Tut mir leid, junge Frau! Sehr leid«, und hastig zog er sich zurück, während er die Türe leise hinter sich schloß. Von der anderen Seite hörten wir, wie er uns in bittendem Ton zurief: »Sie brauchen sich wirklich nicht zu beeilen. Kein Grund dafür. Überhaupt kein Grund zur Eile.«
    Wir aber waren der Ansicht, daß es sehr wohl einen Grund zur Eile gab, und kleideten uns überstürzt an. Aus der Küche kam ein angenehmer Geruch von gebratenem Speck, den wir, zumindest nach außen hin, völlig ignorierten. Unser Gastgeber, inzwischen richtig angezogen und sehr höflich, hantierte dort am Herd herum. Ich überschüttete ihn mit entschuldigenden Bemerkungen und starrte gierig auf den Speck.
    »Es tut mir so leid. Ich war diejenige, die die Häuser abzählte. Alison sagte, es sei das neunte Haus, und ich glaubte, dies hier sei das richtige gewesen. Ich hätte etwas vorsichtiger sein müssen.« Ich war ziemlich durcheinander und befürchtete, Larry würde erneut laut loslachen. Aber sofort beruhigte mich unser Gastgeber wieder. »Unsinn, meine Liebe (ich fand übrigens diese Art der Anrede irgendwie nett). Unsinn. Keine weiteren Entschuldigungen. Eigentlich ist das eine eher amüsante Episode. Ich muß mich für meine Bemerkungen entschuldigen. Glauben Sie mir, ich fluchte... aber das kann man einem alten Seemann doch sicher verzeihen. Ich war einfach außer mir... konnte meinen Augen kaum glauben. Sah den Wagen vor dem Haus, als ich die Zeitung hereinholte, schaute in das Schlafzimmer ’rein und entdeckte zwei sehr süße Köpfchen.«
    Ich war froh, daß er nicht mehr hatte sehen können. Ich meinte: »Können Sie uns sagen, welches das Haus von Mrs. Anstruther ist, dann gehen wir auf der Stelle.« Allerdings war in der Pfanne viel mehr Speck, als ein Mann allein hätte essen können. »Ist das Haus direkt nebenan?«
    »Ja, richtig, direkt nebenan, aber sprechen Sie doch nicht dauernd von gehen. Ich heiße Saunders, bin Kapitänleutnant, aber pensioniert. Diente bei der königlichen Marine. Aber schon einige Jahre im Ruhestand.«
    Wir beeilten uns,

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