Und abends etwas Liebe
Schließlich haben Sie auch einmal verdient, ein wenig auszuspannen.< Mehr sagte er nicht.«
»Und Tony? Ging sie mit zum Krankenwagen?«
»Nein. Sie war sehr ruhig, nachdem er mit dem Kopf abgewinkt hatte. Sie weinte nicht mehr, versuchte zu lächeln und sagte >Auf Wiedersehen.< Sehr leise, sehr zärtlich. Dann ging sie auf die andere Seite des Häuschens. Aber als ich sie dann suchte, fand ich sie schließlich schrecklich weinend vor und schickte sie zum Wagen. Ich wollte nicht, daß der Arzt sie so sah.«
Ich konnte mir sehr gut vorstellen, was Tony geflüstert hatte. Auch Larry ahnte es. Aber wir sprachen nicht weiter darüber, gingen zum Wagen und versuchten, von Tonys Kummer möglichst keine Notiz zu nehmen. Schweigend fuhren wir nach Hause. Larry sagte nur: »Ich werde niemals zugeben, daß du immer recht und ich unrecht mit unseren Meinungen über Dr. North hatte. Sicher verhielt er sich heute sehr gut, aber nur deswegen, weil sich endlich der wohltuende Einfluß dieser Gegend bei ihm auswirkt.«
Ich wollte mich nicht streiten, denn dies war Larrys Art, von den Geschehnissen abzulenken. Sie fuhr fort: »Er war sehr nett zu dem alten Mann. Ich hörte, wie er sagte, er und Mr. Craig hätten sich schon seit längerer Zeit um Sutton Sorge gemacht. Er glaube, es sei jetzt an der Zeit, in ein Altersheim zu gehen, wo er Freunde finden werde und sich nicht um Essen und andere Dinge zu kümmern brauche. Er schloß die Unterhaltung mit den Worten: >Ich muß jetzt leider fahren, aber auf dem Heimweg komme ich wieder hier vorbei, schaue bei Ihnen ’rein, und wir können alles Weitere besprechen.< So hatte der alte Mann etwas, worüber er nachdenken konnte und das ihm Hoffnung gab, aber der heutige Abend muß schrecklich für ihn sein.«
Als wir Paul von den Ereignissen des Nachmittags berichteten, meinte Larry sehr sachlich, Beinbrüche heilten schnell, und die erzwungene Ruhe werde dem Pfarrer sicher gut bekommen. Dann fügte sie noch, ohne Tony anzuschauen, hinzu: »Aber nach hier wird er nicht mehr zurückkehren. Der Doktor meint, die drei Monate, die er noch hatte, seien vorbei, wenn der Bruch ausgeheilt ist.«
Paul, der über den Unfall sehr bestürzt war, stimmte zu. »Ja, vielleicht ist alles ganz gut so. Er verschleißt sich hier sowieso. Wahrscheinlich wird er sich nie ändern, aber diese Landgegend ist nicht das richtige für einen Mann, der schwer kriegsverletzt ist. Er ist auch schon zu alt.«
Diese Worte klangen sehr hart, aber ich glaube, Paul sprach absichtlich so. Tony zuckte zusammen, und ich dachte, vielleicht habe sie doch erkannt, wie völlig hoffnungslos ihre unschuldige, kleine Liebe doch in Wirklichkeit war.
»Ja, Susan, ich muß nach Hause. Te Rimu entfällt für heute. Und mit dem Winterkleid werde ich mich noch etwas gedulden müssen. Ein sehr aufregender Nachmittag«, meinte Larry mit gezwungener Fröhlichkeit.
Dennoch ging sie zunächst nicht zu ihrem Wagen, sondern folgte mir in die Küche und setzte sich: »Hören wir doch damit auf, uns für mutige, harte Pioniere zu halten. Ich persönlich fühle mich richtig erledigt.«
So hatte Larry noch nie gesprochen, und bestimmt meinte ich: »Dann fährst du auf keinen Fall nach Hause, bevor du nicht einen starken Kaffee getrunken und mindestens zwei Zigaretten geraucht hast. Das geht gut, denn Tony ist auf ihrem Zimmer, und Paul ist wieder draußen. Wir wollen uns ausruhen und möglichst nicht reden.«
Und das taten wir dann auch. Larry trank Kaffee und rauchte zwei Zigaretten. Dann stand sie auf und sagte: »Wie lange kennen wir beide uns schon, Susan? Acht Jahre, nicht wahr? Welch ein Segen, ohne Entschuldigung einmal den Mund halten zu können. Mir geht es schon viel besser, und ich werde direkt wieder gesprächig. Scheußlich, dieses Erlebnis, nicht wahr? Ich hatte große Angst um den Pfarrer, als er um die Pistole kämpfte. Er hat sehr viel Mut. Paul hat Tony mit seinen Worten über Craig richtig schockiert.«
»Ich glaube, das war Absicht. Paul sieht mehr, als er sagt.«
»Und so endet ihre erste Liebe. Eine zärtliche Liebe, die nie anders existierte als in ihrer Einbildung. Aber sie wird darüber wegkommen.«
Natürlich riß Tony sich zusammen. Was blieb ihr auch andres übrig, und mit achtzehn Jahren ist man noch sehr elastisch. Es folgten einige sehr traurige Wochen, während denen sie, wie ich wußte, schlecht schlief und ab und zu eine Träne verdrückte.
Paul machte sich wirklich Sorgen um die Kleine. Aber darüber
Weitere Kostenlose Bücher