Und abends etwas Liebe
Arzt voll auslasten kann. Aber sie sind Neuankömmlingen gegenüber immer schon so einladend gewesen.«
Aber Tony ließ sich nicht ablenken. »Was ist mit Paul? Er muß mich doch auch für irre halten, oder?«
Ich hielt es für besser, auf diese Frage ernsthaft einzugehen. »Paul ist nicht so, Tony. Er ist eher wie Larry. Wenn er das gehört hätte, wäre er sehr wütend geworden, wie auch Larry. Ich meine damit aber, daß beide sehr hart sind, vor allem Larry, aber unter der rauhen Schale schlägt ein weiches Herz. Und sie sorgen sich um andere Menschen, zumindest um einige Menschen, und wenn sie sich sorgen, dann sind beide auch sehr verständnisvoll. Deswegen habe ich Paul geheiratet — natürlich gab es noch andere Gründe«, schloß ich ausgesprochen scherzhaft.
Tony lächelte und sagt: »Du hast Glück, Susan, aber auch Paul. Es ist doch wunderbar, wenn Mann und Frau sich so gerne mögen und stolz aufeinander sind.« Bezogen auf ihr eigenes Zuhause ein eher düsterer Kommentar.
Ich versuchte zu lachen. »Viele Ehepaare leben so«, meinte ich.
»Ich glaube auch, obwohl ich persönlich noch nicht viele kennenlernen konnte«, meinte sie ein wenig hintergründig. Dann fuhr sie eher kindlich fort: »Aber das wird mir nicht passieren. So eine Ehe, niemals.«
Über den Zustand des Pfarrers wurden wir laufend unterrichtet. Alle besuchten ihn im Krankenhaus, und auch Larry und ich waren dort. Er sah sehr erholt aus, und die Ruhe tat ihm gut. Er berichtete, das Bein heile gut, und als wir aufbrachen, sagte er: »Grüßen Sie bitte Tony von mir.«
Ich richtete Tony die Grüße aus, und wir beide wußten, daß der Wunsch des Pfarrers nichts mit der deprimierenden Atmosphäre eines Krankenhauses zu tun hatte. Ihre Worte an diesem denkwürdigen Tag waren ein Schock für ihn gewesen und hatten ihm die Augen geöffnet. Er wußte genau, daß bei Tony ein schwerwiegender, seelischer Schaden angerichtet würde, wenn man die Verbindung nicht sofort und konsequent abbrach.
Den Geburtstag Tonys begingen wir sehr still. Paul paßte das gar nicht. »Wie wäre es mit einer Party? Nur im engsten Kreise. Das würde ihre Stimmung heben.«
»Wenn ich an deine Leidenschaft für Partys denke, bin ich ehrlich gesagt ziemlich überrascht von deinem Vorschlag.«
Er sah sehr selbstbewußt aus. »Na ja, wenn ein Mädchen achtzehn Jahre alt wird, aber laß mal. Du weißt schon, was das Beste ist.«
Ich glaube, auch Tony weiß das. Sie möchte wirklich keine Party. Ich stimmte ihr zu, sie zu verschieben und später dann eine große Einladung zu geben.
»Hm«, sagte Paul. Und dann etwas schüchtern: »Ich nehme doch an, daß wir ihr ein oder zwei Geschenke geben, oder? Übrigens habe ich da etwas für sie. Es ist ein Geheimnis, auch dir gegenüber!«
Das war noch überraschender, denn Paul sind Geschenke normalerweise fremd. Er bezahlt sie zwar, aber das ist schließlich etwas anderes.
Und diesmal hatte er selbst ein Geschenk besorgt. Ich konnte nur hoffen, daß es sich nicht um irgendein Kleidungsstück handelte, und bereitete mich gedanklich bereits darauf vor, dieses Geschenk umzutauschen, ohne Paul zu kränken.
Am Morgen von Tonys Geburtstag übergaben wir ihr die Geschenke. Ich schenkte ihr eine sehr schöne Handtasche, die sie gesehen und bewundert hatte, als wir in der Stadt einkaufen waren. Sie hatte der Versuchung widerstanden, weil sie noch eine sehr gute Handtasche für den täglichen Gebrauch besaß. Auch die beiden Kinder hatten je ein kleines Geschenk für sie; ich hatte einen Kuchen gebacken, und der Tag begann sehr festlich und aufgeregt. Aber wo war Pauls Geschenk denn?
Er sagte kein Wort, und nach dem Frühstück ging er nach draußen und rief laut: »Hallo, Tony, komm doch mal eben nach draußen. Mein Geschenk kommt nicht gerne ins Haus!«
Wir alle stürzten nach draußen, und dort stand eine schöne, kleine Stute vor dem vorderen Zaun. Sie wäre ein herrliches Polo-Pony gewesen. Sie war sehr schön gewachsen, und ich wagte nicht, daran zu denken, was das Tier wohl gekostet hatte.
Tony stand nur da und starrte die Stute an. Dann schnappte sie nach Luft und rief: »Nein, die ist doch nicht für mich. Das kann doch nicht wahr sein.«
»Na ja, wenn das nicht wahr ist, dann weiß ich nicht, wer sie reiten soll. Es ist allerhöchste Zeit, daß du ein eigenes Pferd bekommst, und Moses habe ich Susan zurückgegeben. Schönes Tier, nicht wahr? Ein glücklicher Zufall, daß ich sie kaufen konnte. Einer der Viehhändler
Weitere Kostenlose Bücher