Und abends etwas Liebe
war.
Etwas
gedrückt meinte er, schon damals sei ihm auch nach den Bemerkungen Claudias die
Ehe nicht gerade besonders glücklich vorgekommen. Ihr Mann war damals nicht
mitgekommen, und Claudia war sehr verstimmt gewesen. Natürlich hatte er viel
Geld verdient, aber er war ein Mann, der den Geschäften nachjagte, während
Claudia sich nach einem kulturellen und gesellschaftlichen Ausgleich sehnte. Er
reiste sehr viel, und ich glaube, sie fühlte sich zuweilen sehr einsam. Sie
hatten nur wenige gemeinsame Interessen.
Tony
hätte wirklich Pauls Tochter sein können, sie hatte so viele Eigenschaften, die
sie von ihm hätte geerbt haben können. Zunächst liebte sie Tiere und war
lebhaft an allem interessiert, was er ihr über die Farm erzählte. Sie hatte den
Ehrgeiz, möglichst schnell reiten zu lernen.
Ich
lieh ihr mein Pony Moses, und am Ende der ersten Woche hatte sie bereits sechsmal
auf dem Rücken eines Pferdes gesessen. Zweimal war sie vom Pferd gefallen, aber
sie ritt bereits einen leichten Galopp. Das Traben fiel ihr schwerer.
Sie
war mit Paul weggeritten, als uns der neue Pastor besuchte. Ich hatte ihn bei
der Eröffnung der Schule kennengelernt, dann aber nicht mehr gesehen. Man
sprach viel von ihm.
Alle
meinten, er sei ganz anders als Mr. Blundell, der sich immer jovial und
herzlich gab, eine leichte Art hatte, die Leute zu nehmen und mit einer
tüchtigen, allgemein beliebten Frau verheiratet war. Dieser Mann dagegen war
nicht verheiratet, ein stiller Mensch, der immer den Eindruck machte, sehr
scheu und zurückhaltend zu sein und dennoch eine verborgene Stärke und
Festigkeit ausstrahlte. Körperlich war er stark behindert. Er hatte ein Bein
verloren und litt immer noch an den Folgen einer schweren Kriegsverletzung.
Während des Krieges war er einfacher Soldat und nicht Priester gewesen. Erst
nach seiner Entlassung war er Priester geworden.
Ich
hatte das Gefühl, er sehe etwas mitgenommen aus, als er bei uns eintraf. Mit
einem Lächeln gestand er, der alte Wagen seines Vorgängers habe ihn geärgert.
»Der Wagen ist alt, und die Hügel machen ihm schwer zu schaffen, aber im großen
und ganzen ist es ein ordentliches Auto.«
Dann
gab er zu, es sei für ihn nicht einfach, Besuche bei den Familien der Gemeinde
zu machen. »Blundell war ein so geselliger Mann. Es fällt mir schwer, einfach
in die Häuser der Menschen einzudringen und sofort ein Thema zu finden, das
alle interessiert. Ich glaube, ich mache oft einen etwas albernen Eindruck auf
die Leute.«
»Vielleicht
sind Sie mehr an das Leben in der Stadt gewöhnt und würden sich unter den
Menschen dort wohler fühlen?«
»O
nein, ich ziehe das Land auf jeden Fall vor. Ich glaube vielmehr, daß es daran
liegt, daß ich zu lange als Priester bei der Marine war. Ich bin nur gewohnt,
mit Männern umzugehen. Und hier ist das alles ganz anders.«
In
diesem Augenblick hörten wir, daß Tony mich vom Tor aus rief. Ihre Stimme klang
sehr aufgeregt, und wir gingen auf die Veranda. Ohne den Besucher auch nur
eines Blickes zu würdigen, schrie sie: »Oh, Susan, stell dir vor, ich glaube,
ich kann jetzt den Trab. Schau mir doch einmal kurz zu, und sag mir, was du
denkst.«
Ich
erklärte dem Pastor schnell, daß meine Nichte gerade reiten lerne und es ihr
schwerfalle, beim Trab sicher auf dem Pferd zu sitzen. Ungeduldig wartete Tony,
mit rotem Gesicht und einem Wust von Haar auf dem Kopf. Als wir am Tor ankamen,
rief sie fröhlich: »Aber bitte, sag mir ehrlich deine Meinung.« Sie drehte
Moses um und trabte schnell den Weg herunter und wieder zum Tor zurück. Stolz
und aufgeregt leuchteten ihre Augen, ihr Haar wehte triumphierend.
Wir
sparten nicht mit Applaus. Tony sprang von dem Pferd und warf die Leine über
einen Zaunpfosten. »Wirklich, war ich gut? Ist Moses nicht ein netter Kerl, und
so geduldig? Wie halte ich meine Hände? Besser? Paul sagt, ich sitze richtig...
oh, tut mir leid... Guten Tag!« Und der letzte Ausspruch war mehr das Resultat dessen,
daß ich energisch den Pastor vorstellte.
Wir
bestätigten Tony, daß ihre Vorführung durchaus fachmännisch verlaufen sei.
Drauf erklärte sie: »Dann muß auch ich es also im Blut haben.« Ohne jede
Zurückhaltung erzählte sie Mr. Craig, ihre Mutter sei Pauls Schwester. »Obwohl
die beiden sich kein bißchen ähnlich sind. Wissen Sie, ich wohne nämlich
eigentlich in Australien. Zumindest war das einmal so, und ich hoffe, nicht
mehr dorthin zurück zu müssen, wenn Paul und Susan mit mir zufrieden
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