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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bundesgenossen. Er stand vorsichtig auf und wartete darauf, daß sie angreifen würden. Aber sie liefen neben ihm her, begleiteten ihn bis zu dem Tor, das zwischen zwei Felsen angebracht war und die enge Zufahrt zu der Villa absperrte.
    Peter öffnete das Tor und trat auf den Weg. Die Hunde blieben gut dressiert stehen und begannen leise zu winseln. »Ich kann doch nicht bleiben«, sagte er und streichelte die schönen Köpfe durch das Gitter des Tores. »Euer Herrchen ist ein böser Mann. Den solltet ihr beißen!« Noch einmal sah er zu seinem Gefängnis zurück. Die Hunde winselten und steckten die Köpfe durch das Gitter. Dann lief er durch die Felsen, so schnell er konnte. Wohin, das war ihm jetzt gleichgültig. Nur weg von hier, am besten immer geradeaus. Irgendwann mußte er ja auf Menschen treffen.
    Als Peter von weitem das Geräusch eines Motors hörte, verließ er die Straße und versteckte sich hinter einem Felsbrocken. Er hielt den Atem an, als das Auto schnell näher kam. Wie ein Pfeil schoß es über den holprigen Weg. Der Mann hinter dem Lenkrad hüpfte in den Lederpolstern hoch, aber er gab ungerührt Gas. Er hat es eilig, wieder zu mir zu kommen, dachte Peter und verzog spöttisch den Mund. Der wird sich wundern, wenn er das Haus leer findet.
    Kaum war der Wagen vorbei, sprang Peter auf und rannte weiter. Er ahnte, daß der Mann ihn suchen würde, und einer Eingebung folgend lief er nicht weiter die Straße hinunter, sondern schlug sich seitlich in eine Schlucht, die an einem Wald endete. Dieser Wald wuchs den Berg hinunter, irgendwo rauschte ein Wasserfall. Peter sah den steilen Hang hinab, sein Herz krampfte sich zusammen. Ich muß hinunter, dachte er, hier sucht er mich bestimmt nicht. Ich muß von Baum zu Baum und mich festhalten, die Füße in den weichen Waldboden stemmen, den Oberkörper zurückwerfen. Und keine Angst haben, keine Angst. »Mutti«, flüsterte er, »Mutti, hilf mir!« Aber Mutti war weit weg, liebte den Tenor Beljonow und ließ sich von ihm küssen. Und Papi war weit weg und wußte von gar nichts.
    Peter atmete tief ein. Dann faßte er all seinen Mut zusammen und rutschte auf den ersten Stamm zu. Festhalten, weiter, der nächste, festhalten, rutschen, Beine in den Boden, festhalten. Es ging vorzüglich, es machte fast Spaß. Das werde ich in der Schule erzählen, dachte er. Darüber werde ich einen Aufsatz schreiben: »Wie ich einen Berg hinunterrutschte.« Das gibt eine Eins. So was hat noch keiner aus meiner Klasse erlebt! Erst als er schon ein Drittel hinabgerutscht war, dachte er wieder an den Mann mit dem schnellen Auto. Ob er ihn jetzt suchte?
    In der Felsenvilla lief der Mann durch alle Zimmer, ehe er begriff, daß seine Geisel geflüchtet war. Das offene Fenster verriet alles. Mit einem Fluch schlug er die Tür zu, ließ die Jalousien herunter und schloß das Haus ab. Dann griff er in die Tasche und sah sich zu den Hunden um. »Kommt einmal her, ihr Lieben«, sagte er grimmig, »ganz nah, ihr dämlichen Köter! Ihr Versager! Ihr Verräter!« Er riß plötzlich eine Pistole aus der Tasche und feuerte in die zu ihm emporgestreckten schönen Hundeköpfe. Ohne einen Laut fielen die herrlichen Doggen um und streckten sich. Sie waren sofort tot. Der Mann schleifte die beiden Kadaver bis zur Terrasse, die frei über dem Abgrund schwebte, und warf die Körper in die Tiefe. Man hörte nicht einmal ihren Aufprall.
    Wenig später raste der schnelle Sportwagen wieder zurück ins Tal. Den Jungen zu suchen war sinnlos, man mußte ihn abfangen, wenn er im Tal auftauchte. Und es gab nur diese eine Möglichkeit, denn links und rechts fielen die Berge steil ab und endeten in Schluchten, die noch kein Fuß betreten hatte. Wohin der Junge auch flüchtete, er mußte unten im Dorf ankommen. Und hier stand der Mann mit dem schnellen Wagen. Es war eine riesige Falle, in der Peter herumirrte, eine Falle, die nur einen Ausgang hatte. Und der war zugeschlagen.
    In den Nachrichtensendungen des Fernsehens, im Rundfunkprogramm und in den Zeitungen wurde einen Tag später der elfjährige Peter Etzel gesucht. Man hatte sich dazu entschlossen, nachdem keine Polizeistreife zwischen dem Schwarzwald und der dänischen Grenze einen allein herumziehenden Jungen gesehen hatte.
    Ludwig, dem der Arzt strengste Bettruhe verordnet hatte, empfing den leitenden Kommissar im Schlafzimmer.
    »Wir müssen jetzt ganz auf die Mitarbeit der Bevölkerung hoffen«, erklärte der Kommissar. »Wenn der Junge auf der

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