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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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doch alles! Er rackerte sich ab, verdiente viel Geld, hatte einen internationalen Namen als Architekt, von dem seine Frau und die Kinder schließlich auch profitierten. Und als Dank hörte er nur Klagen. Er verstand das nicht. Oder machte er sich da etwas vor? Verstand er Lucia in Wirklichkeit viel besser, als er zugab, wollte er, wenn er sich ehrlich prüfte, mit ihr tauschen, mit diesem Leben ohne Beruf, ohne die damit verbundene Anerkennung von außen? Freilich, sie zog die Kinder groß; aber das war eine Tätigkeit, die sich überwiegend aus täglichem Kleinkram zusammensetzte, auf jeden Fall eine Tätigkeit ohne äußeren Glanz. Außerdem tat sie es ohne ihren Mann – und sie sehnte sich natürlich, wie jeder Mensch, nach dem Partner, mit dem sie über ihre Sorgen und Probleme sprechen konnte.
    Jetzt nur nicht weich werden, befahl er sich selbst. Immerhin betrügt sie mich mit diesem unbegabten Minnesänger, und sie hat Peter in einem Ferieninternat abgegeben wie ein Gepäckstück. Er sprang auf. »Peter ist weg«, sagte er scharf, »und das geht nun eindeutig auf dein Konto!«
    Lucia fuhr herum. Ihre dunklen Augen sprühten. »Du machst es dir verdammt einfach!« schrie sie plötzlich und ballte die Fäuste. Oh, sie konnte schreien, wenn der Zorn sie packte! »Das ist nämlich sehr einfach, von weither zu kommen und mir die Schuld zu geben, während man sich in Kopenhagen mit seiner Sekretärin herumtreibt!«
    »Laß die Aurach aus dem Spiel!«
    »Ach, rupfe ich dem Vögelchen an den Federn, wenn ich nur ihren Namen nenne? Kann sie es gut, von der Liebe singen?«
    »Und so benimmt sich eine Mutter, deren Sohn irgendwo in Deutschland herumirrt«, sagte Ludwig bitter. Doch dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. »Peter ist seit drei Tagen verschwunden, warum rufst du mich erst jetzt an?«
    »Weil ich es selbst nicht wußte.«
    »Wieso?«
    »Ich war nicht da.«
    »Ach! Und wo warst du?«
    Lucia sah ihren Mann mit dem Mut der Verzweiflung an. »Ich bin im Schwarzwald geblieben, nachdem ich Peter abgegeben hatte. Ich wollte auch mal drei Tage Ruhe haben.«
    »Allein?«
    »Nein. Henk war bei mir!«
    Ludwig setzte sich wieder auf die Sessellehne. »Dieser dicke Hirnlose? Dieses singende Walroß? Mein Gott, wenn ich dich bloß verstehen könnte! Das alles ist doch ein Witz!«
    »Es ist keiner!« zischte sie. Sie sah, daß Ludwig betroffen war. Das tat ihr gut, und sie hieb weiter in die frische Wunde. »Henk ist ein guter Freund! Er hat mich getröstet. Er versteht die Seele einer Frau.«
    Ludwig atmete tief durch. Das Studium, die ersten Aufträge, die Geburt der Zwillinge, das große Glück in der Dreizimmerwohnung, der Aufstieg, der Berg von Geld, der plötzlich vor ihnen lag, der Platz an der Sonne des Ruhmes, der kleine Peter, die neue Villa in Köln – welch ein Flug in die Höhe! Und was blieb davon übrig? Eine Frau, die ihn mit einem dicken russischen Sänger betrog, eine Frau, die nur Mutter war, weil sie zufällig Kinder hatte, eine Frau, die alles aufgeben konnte, einer flüchtigen Leidenschaft wegen. »Wir lassen uns also scheiden?« fragte er rauh.
    »Man sollte darüber reden.«
    »Dr. Schachtner ist mitgekommen – besser geht es also nicht. Und der Herr Liebhaber ist auch da! Man kann also alles am runden Tisch erledigen.«
    »Es scheint so, als freutest du dich!« Sie starrte ihn haßerfüllt an. »Dein Täubchen Aurach wartet wohl schon im Nest?«
    »Wenn dein Verhältnis so ist wie meins zu der Aurach, dann wären solche Worte gar nicht nötig.« Er ging zur Tür und riß sie auf.
    Nahe der Tür stand Beljonow an der Wand. Es schien, als habe er alles von der lauten Unterhaltung mitbekommen. Er lächelte Ludwig breit und provozierend an.
    »Sie können meine Frau mitnehmen«, schrie Ludwig, »sofort!«
    »Das ist ein gutes Angebot.« Beljonow hob die Hände. »Aber bevor wir diese Angelegenheit erledigen, sollte man erst den Sohn suchen. Sie sollten so viel Gentleman sein, Etzel, daß Sie erst einmal ein mütterliches Herz beruhigen.«
    Einen Augenblick schien es so, als wolle sich Ludwig auf den Sänger stürzen. Ich ohrfeige ihn aus meinem Haus, dachte er in höchster Erregung. Ich trete ihn in den Hintern, so wie man früher die Leibeigenen behandelt hat. Dieses dicke, impertinente Schwein! Aber er beherrschte sich und ging zu Dr. Schachtner, der schon das Schlimmste befürchtet hatte.
    »Fahren wir zur Polizei!« schlug Ludwig plötzlich sehr matt vor. »Wenn Peter nichts

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