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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wanderschaft nach Dänemark ist, muß er ja irgendwo essen, trinken, etwas einkaufen. Er hat ja genug Taschengeld dabei. Es sei denn –« Er unterbrach sich und sah ernst an die Decke.
    Ludwig nahm die Frage auf. »Es sei denn?«
    »Wir müssen mit Schlimmem rechnen. Gerade alleingehende Kinder sind besonders gefährdet. Mein Gott, es ist aber auch leichtsinnig, wie hier gehandelt wurde!«
    »Ich hätte meinen Sohn nie in ein Ferieninternat gegeben. Ich weiß ja, wie sehr er an seinem Zuhause hängt.« Ludwig schloß die Augen. Um sein Herz legte sich wieder eine glühende Klammer. Mit Beljonow betrügt sie mich, dachte er, mit diesem dicken Dummkopf, seinetwegen vergißt sie ihre Kinder. Wie ist das nur möglich? Was hat Beljonow an sich, daß er einer so attraktiven, verwöhnten Frau wie Lucia imponieren kann? Ist es, weil er immer da ist, während ich in der Welt herumfahre? Ist ›da sein‹ wirklich die Hauptsache im Leben?
    Der Kommissar räusperte sich.
    Ludwig schlug die Augen auf.
    »Wir hätten schon früher mit der öffentlichen Suchanzeige begonnen, aber Ihre Gattin wollte kein Aufsehen. Außerdem sind wir erst drei Tage nach dem Ausrücken Ihres Sohnes aus dem Internat von Ihrer Frau benachrichtigt worden. Keiner wußte, wo man sie erreichen konnte.«
    »Ich weiß.« Ludwig lächelte bitter. »Sie hatte in einem Schwarzwaldhotel ein langes Wochenende.« Sein Blick wurde trüb.
    Mit Erschrecken sah der Kommissar, daß auch das Gesicht sich verfärbte, es wurde gelblichweiß.
    »Besteht denn überhaupt noch Hoffnung?« fragte Ludwig mühsam.
    »Wir geben die Hoffnung nie auf. Aber wie gesagt, wir müssen auf zwei Dinge hoffen: auf die Wachsamkeit der Bevölkerung oder auf den Zufall, daß einer der Streifenbeamten den Jungen irgendwo aufgabelt. Und das ist bei solchen Ausreißern meistens der Fall. Nur nicht den Kopf hängen lassen, Herr Etzel!«
    Ludwig nickte, gab dem Kommissar die Hand und war dankbar, daß er dann wieder allein gelassen wurde. Sein Herz schmerzte. Es war ihm, als habe er kein Blut mehr im Gehirn. Alles war wie erstarrt in seinem Kopf.
    Im Wohnzimmer traf der Kommissar auf Lucia, die nervös hin- und herlief und sich eine Zigarette nach der anderen ansteckte. Beljonow saß am Flügel, deutete Opernmelodien an und summte dazu.
    Lucia blieb vor dem Kommissar stehen. »Sie werden den Jungen finden?« fragte sie in einer Mischung aus Angst und Aggression.
    Der Kommissar bekam einen schmalen, harten Mund. »Ich hoffe es, vor allem, daß wir ihn lebend finden.«
    Rasch wandte sie sich ab; der Polizeibeamte sollte nicht sehen, wie ihr das Blut aus den Wangen wich, wie sie aschfahl wurde.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er kurz, »ich finde allein hinaus.« Wenig später sprang sein Auto an, und er fuhr davon.
    Erschöpft sank Lucia auf einen der herumstehenden Sessel. »Hör endlich mit dem Gedudel auf!« schrie sie und hielt sich die Ohren zu. »Merkst du überhaupt nicht, daß du im Augenblick nur störst?«
    Beljonow grinste. »Sachte, sachte, mein Täubchen, bisher warst du ja auch nicht gerade eine Mutterglucke.«
    Fassungslos schüttelte Lucia den Kopf. »Was bist du nur für ein Mensch! Ich möchte wirklich wissen, was ich an dir finde – oder je gefunden habe!«
    Beljonow spielte pathetisch eine Kadenz, wobei er das Pedal voll durchtrat, um die Töne ineinander verschwimmen zu lassen. »Hört, hört«, spottete er singend, »auf einmal bin ich der Dame nicht mehr gut genug.« Nach dem Schlußakkord drehte er sich zu ihr um. »Aber so einfach geht das nicht, nicht mit mir! Ich lasse mich nicht weglegen wie einen alten Hut, nur weil der edle Gatte mit Herzattacken aufwartet und frustrierte Söhnchen sich in Luft auflösen.«
    Das war Lucia zu viel. Wütend schoß sie auf ihn zu und verabreichte ihm eine schallende Ohrfeige. »So, das hat mir gut getan«, sagte sie laut und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Jetzt habe ich überhaupt niemand mehr, ging es ihr durch den Kopf, ich bin allein auf weiter Flur. Ludwig und ich haben uns innerlich so weit voneinander entfernt, daß wir wohl kaum noch einmal zueinander finden werden. Beljonow, der Tröster in einsamen Stunden, wird nun auch sein Bündel schnüren und gehen.
    Die Zwillinge sind fast erwachsen, und Peter – in Gedanken an ihn wurde ihr einen Augenblick schwarz vor Augen. Erschöpft ließ sie sich auf die unterste Stufe der Treppe sinken und atmete tief durch. Vielleicht gab es dennoch irgendwo ein Licht?
    Beljonow brauchte

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