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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hörer ab.
    Sofort meldete sich Beljonow. »Wir sollten uns wieder vertragen«, schlug er vor, »schließlich hatten wir viel Spaß miteinander.«
    »Spaß, das ist das richtige Wort«, erwiderte sie bissig, »mehr aber auch nicht.«
    Einen Augenblick verschlug es ihm die Sprache. Dann fing er sich wieder, und mit der ihm eigenen Unbekümmertheit legte er los: »Also nun mal langsam, Liebling – so schmeißt man einem alten Freund doch nicht alles vor die Füße! Ich liebe dich, ich trage dich auf Händen.« Theatralisch sang er die letzten beiden Sätze wie eine Liebesarie.
    Lucia mußte lachen. »Na gut«, lenkte sie ein, »du hast mir über manche einsame Stunde hinweggeholfen.«
    »Das klingt schon besser«, brummte Beljonow, »und das könnten wir nun doch fortsetzen.«
    Er hat eine so leichte Art, dachte Lucia, so herzerfrischend leicht und unbekümmert. Wahrscheinlich ist es das, was mich an ihm so fasziniert. Probleme nimmt er erst gar nicht zur Kenntnis, und sollte sich gelegentlich ein Problem zu nah an ihn heranwagen, dann wirft er es in hohem Bogen über Bord. Nicht zu vergleichen mit dem ernsten, beruflich so überaus engagierten Ludwig, der daneben nichts mehr wahrnimmt, am wenigsten seine Frau. Und genau deshalb hatte sie immer wieder mit dem Gedanken gespielt, sich scheiden zu lassen und mit Beljonow zusammenzuziehen. Warum aber auf einmal der Sinneswandel? Nur, weil Ludwig zusammengebrochen war? Würde nicht alles, nach seiner Genesung, im alten Trott weiterlaufen? Mein Gott, sie fühlte sich im Augenblick so durcheinander, so absolut unfähig, sich eine vernünftige Lebensplanung auszudenken. »Ludwig wird sich scheiden lassen«, erklärte sie tonlos, und trotzig fuhr sie fort: »Ich will es ebenfalls, Henk, ich habe das Alleinsein satt!«
    »Und was dann?« hörte sie am anderen Ende der Leitung. »Springt man aus einem Sektbad, um sich in Limonade zu wälzen? Geht man von den Honigtöpfen weg, um Rübenkraut zu essen?«
    »Ich verstehe nicht, Henk.«
    »Ganz einfach: Es muß etwas anderes gefunden werden. Das Beste ist, eine Witwe mit allen Rechten zu werden.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, Henk. Was willst du damit sagen?«
    »Du verstehst mich sehr gut, mein Täubchen. Herztod kann viele Ursachen haben.«
    »Da mache ich nicht mit«, flüsterte Lucia entsetzt, »nie! Nie!«
    »Das verlangt auch keiner von dir. Du sollst nur zur Seite sehen.«
    »Das lasse ich nie zu!« Lucia begann zu zittern. »Mein Gott, wie weit haben wir uns schon verirrt!« Da Henk beharrlich schwieg, nahm sie das Gespräch wieder auf. »Es wird eine bessere Lösung geben; ich könnte wieder arbeiten. Meine Stimme ist mit den Jahren sogar gewachsen. Ich bekomme bestimmt ein Engagement. Also, du siehst, es gibt weiß Gott bessere Lösungen!«
    »Natürlich! Auf Kosten des Vermögens.«
    »Liebst du mein Geld oder mich?«
    Beljonow merkte, daß das Gespräch begann, kritisch zu werden. »Natürlich dich«, sagte er mit erzwungener Heiterkeit. Aber die Wahrheit war anders. Sie ist ein goldenes Vögelchen, dachte er. Jedes Federchen, das ich ihr ausrupfen kann, ist wertvoll.
    Ludwig Etzel merkte nicht, daß der Arzt am frühen Morgen noch einmal an seinem Bett saß, seinen Puls fühlte und das Herz abhörte. Er schlief so tief, daß er nicht spürte, wie man seinen Körper abtastete.
    »Dieser tiefe Schlaf gefällt mir gar nicht«, wandte sich der Arzt später an Lucia. »Rufen Sie mich sofort, gnädige Frau, wenn sich sein Zustand verändert. Der Atem, der Herzschlag, wenn er unruhig werden sollte …«
    Aber es geschah nichts. Im Gegenteil, am späten Vormittag erwachte Ludwig, und wenn er sich auch noch geschwächt fühlte, so nahm er doch ein leichtes Frühstück zu sich und ließ anschließend Dr. Schachtner kommen, um mit ihm einige wichtige Dinge zu besprechen.
    »Ihr Mann hat sich entschlossen, die Zwillinge aus dem Ferienlager nach Hause zu holen«, sagte Dr. Schachtner anschließend zu Lucia, »er will sie um sich haben. Und sie sollen auch nicht von Fremden über Peters Verschwinden unterrichtet werden. Ich werde die Mädchen morgen aus Österreich zurückbringen lassen.«

8
    Als Dr. Hembach kurz vor dem Frühstück von der Pensionswirtin ans Telefon gerufen wurde, weil sein Direktor ihn zu sprechen wünschte, ahnte er nichts Gutes. Und er sollte recht behalten.
    »Der Bruder der Etzel-Zwillinge ist spurlos verschwunden, Herr Kollege«, berichtete der Direktor. »Überall in Deutschland wird nach ihm gesucht!

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