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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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starrte vor sich hin. Ich gehe von der Schule ab, dachte sie, ich will keine Schülerin mehr sein. Was kümmern mich Latein und Mathematik? Warum soll ich Parallelverschiebungen berechnen und chemische Formeln auswendig lernen, wenn meine Zukunft bei ihm liegt? Um glücklich zu leben, braucht man keinen Tacitus und keine Logarithmen.
    So kamen sie in München an, wurden umgekuppelt und fuhren kurz darauf weiter nach Köln.
    Thomas konnte am nächsten Morgen nicht begreifen, daß sowohl Monika als auch Karin am See fehlten. Der ganze übrige Kurs hatte sich auf der Wiese eingefunden, spielte Federball oder warf sich Gummiringe zu.
    Thomas holte sich Auskunft, als er im See schwamm. Er kraulte an Astrid, die Freundin Karins, heran und schwamm neben ihr her. »Ist Monika krank?« fragte er.
    »Nee, die sind abgefahren.«
    »Was sind sie?«
    »Hembach ist mit ihnen zurück nach Köln. Ganz allein. Keiner weiß, warum. Wir vermuten alle, da stecken irgendwelche Machenschaften mit einem Kerl dahinter. Natürlich bei Karin. Das kam alles so plötzlich – gestern nacht noch.«
    Thomas atmete tief durch. »Und Monika?«
    »Mußte natürlich mit. Monika ist ein Schaf. Immer deckt sie Karin. Und immer wird sie mitbestraft. Die ist die geborene Märtyrerin.«
    Thomas wußte genug. Er schwamm an Land und legte sich zum Trocknen auf den Rücken. Zurück nach Köln, dachte er, in Begleitung. Was das wohl zu bedeuten hatte? Das Ferienlager dauerte noch zwei Wochen, und so lange wollte er nicht mehr ohne Monika sein. Er dachte viele Möglichkeiten durch, von gespielter Krankheit bis zum Heimweh, das in Trübsinn ausartet. Aber das machte ihn bloß bei seinen Kameraden lächerlich.
    Noch beschäftigten ihn diese Probleme, als er hinter sich ein blechernes Rollen hörte. Er wälzte sich auf den Bauch und erstarrte. Von oben raste eine Art Teertonne auf ihn zu, ein pechbeschmiertes, mit Ringen umzogenes stählernes Ding. Es hüpfte immer schneller über das Gras. Thomas spannte alle Muskeln an. Um aufzuspringen, war es schon zu spät, die stählerne Tonne war bereits zu nah. Mit einem wilden Schwung wälzte er sich zur Seite und rollte in den See. Nur wenige Zentimeter neben ihm klatschte auch das Teerfaß ins Wasser und bohrte sich in den sandigen Seeboden. Wenn mich das überrollt hätte, dachte Thomas entsetzt, es hätte mich glatt zermalmt. Er wandte sich zum Ufer und starrte den Hang hinauf. Oben, an der Buschgruppe, stand nach vorn geduckt eine massige Gestalt. Als sie sah, daß sich Thomas unverletzt aus dem Wasser erhob, verschwand sie in den Büschen. Aber sie war nicht schnell genug, Thomas hatte Pepi Lachmaier erkannt. Er wollte mich umbringen, dachte er, als er wieder am Ufer stand und die große schwere Tonne anstarrte. Nur um ein paar Zentimeter hat mich der Tod verfehlt. Dieser Idiot wollte mich töten wegen Monika.
    Das war etwas, was ihn nicht wieder losließ. Und plötzlich wußte er, daß es für ihn kein weiteres Leben ohne Monika mehr geben konnte.
    Peter erwachte am nächsten Tag in der Holzfällerhütte und fühlte sich erfrischt und gar nicht mehr einsam. Von fern hörte er das Rattern und Kreischen einer Motorsäge, auf dem Tisch stand ein Glas Milch, in einer Holzschale lagen Brot, Butter, ein Stück Leberwurst und ein Messer; in der Hütte duftete es nach frischem Tannengrün und nach Heu. Er sprang auf, wusch sich das Gesicht in einer Schüssel, die neben dem Herd stand, setzte sich an den Tisch und frühstückte mit großem Hunger. Dann trat er vor die Hütte und sah sich um. Von den Felsen stürzte der herrliche Wasserfall herab und floß als breiter, wilder Bach ins Tal hinunter. Langsam ging Peter dem Geräusch der Motorsäge nach und fand den Holzfäller im Wald, wie er die hohen Tannen umsägte. Eine Weile sah er zu und wunderte sich, wie schnell ein Baum zu fällen war.
    Der Mann stellte die Motorsäge ab, legte sie auf den Boden und kam zu Peter. »Ausg'schlafen?« fragte er und putzte sich die Nase mit einem riesigen Schnupftuch. »Hast gessen?«
    »Ja.« Peter nickte. So wild der Mann aussah, er hatte vor ihm keinerlei Angst. Im Gegenteil, er fühlte sich geborgen bei diesem Urmenschen, der Ruhe und Kraft ausstrahlte. »Dankeschön.«
    »Bist a Stadtbua, was?«
    »Ja, aus Köln.«
    »Hast di verlaufn?«
    »Ja. Wenn ich ins Tal hinunterkomme, rufe ich zu Hause an, dann holen sie mich.«
    »Dös werd wohl sein. Aba wir kemmen net ins Tal. Noch eine Wochn muß i bleibn, und allein kannst net

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