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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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würden die Mädchen sowieso nicht nach dieser Mitteilung. »Gut«, sagte er, »packen Sie, vielleicht können wir jetzt schon fahren.«
    Nach knapp fünfzehn Minuten standen die Mädchen mit ihren gepackten Koffern wieder im Foyer. Sie trugen ihre Windjacken, die Haare hatten sie mit roten Tüchern zusammengebunden. Dr. Hembach hatte nur eine dicke Aktentasche mit dem Nötigsten dabei. In Köln, in seiner Wohnung, lag ja alles in den Schränken. Frau Basilowski, seine Nachbarin und Zugehfrau, umsorgte ihn wie eine Mutter.
    Vor der Tür der Pension Sonneck wartete schon ein Taxi. Hinter den Gardinen schauten die anderen Schülerinnen heraus. Der ganze Kurs war wach und beobachtete den Abzug der zwei Kameradinnen. Gerüchte schwirrten durch die Zimmer. Niemand wußte, was geschehen war.
    Als Dr. Hembach als letzter in das Taxi stieg – sein karierter Blazer paßte gut zur hellen Hose –, stellten die Schülerinnen einstimmig fest: Unser Lehrer ist ein toller Mann!
    In dem Intercity Salzburg-München hatte Dr. Hembach noch zwei Schlafwagenabteile des Kurswagens nach Köln bekommen. Das war ein Glücksfall. Er mietete sie sofort, obgleich sie viel Geld kosteten, aber er wußte, daß Ludwig Etzel jede Summe zahlte, um seine Töchter gut versorgt zu wissen.
    Nun ratterten sie durch die Nacht. Dr. Hembach saß am Fenster und starrte in die schemenhaft vorbeifliegende Landschaft. Er rauchte nervös eine Zigarette nach der anderen. Im Nebenabteil hörte er Rumoren, leises Sprechen – dann trat Ruhe ein. Ein paarmal knarrte es laut, ein Hüsteln – die Mädchen schliefen.
    Aber das erwies sich als Irrtum. Nur Monika schlief. Karin, die das untere Bett genommen hatte, saß zusammengekauert auf der Matratze und starrte vor sich hin. Eine merkwürdige Unruhe ließ sie nicht schlafen. Ein paarmal hob sie den Kopf und lauschte. Nebenan rührte sich nichts. Kein Laut. Leise stand sie auf, schlich zur abgeschlossenen Verbindungstür und legte das Ohr an das Mahagoniholz. Schlief Dr. Hembach auch schon? Wie die Räder rumpelten! Wenn sie leiser wären, könnte man vielleicht seinen Atem hören.
    Sie ging zurück zum Bett, setzte sich wieder, aber die Unruhe wurde immer stärker. Sie dachte an Peter, aber seltsamerweise machte sie sich keine Sorgen um ihn. Er strolcht herum, dachte sie. Das wollte er schon immer. Wenn sich mein Vater das sagte, würde auch er sich weniger Sorgen machen. Nur eine Standpauke würde es geben, wenn Peter wieder auftauchte. Und die hatte er verdient.
    Sie sprang plötzlich auf, zog ihren seidenen Morgenrock an, schloß leise die Tür des Abteils auf und trat auf den Gang hinaus. Sie sah nach allen Seiten – der Gang war leer, der Schlafwagenschaffner rumorte in der kleinen Küche am anderen Ende des Wagens.
    Unschlüssig stand Karin am Fenster, als sich neben ihr die Tür des anderen Abteils öffnete und Dr. Hembach heraustrat. Sie prallten aufeinander, und Karin klammerte sich instinktiv an ihm fest.
    »Oh, Herr Doktor«, flüsterte sie, »ich dachte, Sie schlafen.«
    »Was machen Sie hier nachts auf dem Gang?«
    »Ich wollte … ich konnte nicht schlafen.« Sie lehnte sich in die offene Tür zu Dr. Hembachs Abteil und blickte kurz hinein. »Ich friere«, sagte sie leise.
    »Dann gehen Sie in Ihr Abteil zurück«, antwortete Dr. Hembach schroff.
    »Ich kann nicht schlafen. Ich muß immer an meinen Bruder denken.« Sie sah ihren jungen Lehrer aus dunklen, seeblauen Augen an.
    »Und Ihre Schwester?« fragte Dr. Hembach ausweichend.
    »Monika schläft. Sie hat zuerst geweint, aber jetzt schläft sie. Wenn ich bloß weinen könnte, vielleicht wäre dann alles leichter. Weinen befreit, sagt man.«
    Unter ihren Füßen knirschten und rollten die Räder. Dann schwankten sie plötzlich, der Zug glitt in eine Kurve, sie prallten wieder aufeinander, und Karin hielt sich an ihrem Lehrer fest.
    »Sie sind so nett zu mir«, sagte sie leise.
    Dr. Hembach wich zurück. Nur das nicht! durchjagte es ihn. Nur nicht den Kopf total verlieren! Es wäre das Ende meiner Laufbahn! Er schob sie fast grob von sich. »Gehen Sie ins Bett! Sofort!« schnauzte er. »Auch wenn Sie nicht schlafen können. Legen Sie sich hin und versuchen Sie es wenigstens.« Ohne eine Antwort abzuwarten schlug er die Tür zu und verriegelte sie.
    Karin lehnte die heiße Stirn an das kühle Holz. »Ich mag dich«, flüsterte sie und schloß die Augen, »ich mag dich wahnsinnig gern.« Dann ging sie in ihr Abteil zurück, legte sich ins Bett und

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