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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kriminalbeamte nickte, als ihn der Offizier fragend ansah. »Wir fliegen alles ab, meterweise. Man soll nicht sagen, wir hätten nicht alles versucht!«
    Mit lautem Knattern stieg der Hubschrauber höher und überquerte den Riegel aus Wald und Gestrüpp. Peter preßte sein Gesicht gegen das Glas der Kanzel und starrte hinab.

10
    Am Abend fuhr Karin noch einmal in die Stadt, um, wie sie behauptete, eine Freundin zu besuchen und für den nächsten Tag einzuladen. Tatsächlich fuhr sie zu dem Hotel, in dem Beljonow wohnte.
    Der Chefportier in der Rezeption schaute sie fragend an.
    »Zu Herrn Beljonow«, sagte Karin hochmütig, »ich werde erwartet.« Sie ging zum Lift, stieg ein und warf einen Blick zur Empfangstheke zurück.
    Vier Augenpaare verfolgten sie, und sie wußte genau, was diese Männer von ihr dachten. Einen Augenblick war es ihr peinlich, doch dann sagte sie sich: Ich tue es für unsere Familie. Sollen sie denken, was sie wollen, mich kennt doch keiner.
    Vor Zimmer 224 blieb sie stehen und holte tief Luft. Mit beiden Händen strich sie noch einmal über die langen blonden Haare. Dann klopfte sie. Von innen hörte sie die immer singende Tenorstimme Beljonows. »Herein, herein!« Mit wilder Entschlossenheit drückte sie die Klinke hinunter.
    Er saß in einem Sessel und las. Er trug eine dunkelrote Hausjacke und schien jemand anderen erwartet zu haben, denn seine freudige Miene und die weit ausgebreiteten Arme konnten kaum Karin gelten. Er ließ sie auch sofort sinken und warf das Buch auf den Tisch. »Du?« fragte er gedehnt. Er musterte sie und schien verwundert. Sieh an, das ist ja gar kein Kind mehr! Wo habe ich nur meine Augen gehabt? Dieses Mädchen ist hinreißend! Sie hat mehr Klasse als manche Frau, die ein halbes Pfund Farbe braucht, um jugendlich auszusehen. »Was willst du denn hier?« fragte er und zeigte auf einen der Sessel. Daß im Hintergrund das Bett einladend aufgedeckt war, genierte ihn nicht. »Schickt dich deine Mutter?«
    »Mutti weiß nichts davon.« Karin setzte sich. Ihr Rock rutschte hoch, und Beljonow ertappte sich bei der Betrachtung ihrer schlanken Beine.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß ich Ihre Stimme wundervoll finde.«
    »Ach!« Der Sänger sah Karin mit geneigtem Kopf an. Komplimente hörte er gern. Aber er wußte, daß seine Stimme keine Weltklasse war, sondern nur für die Provinz ausreichte. Er hatte zwei Platten besungen, und da klang seine Stimme ganz ordentlich, weil die Tontechniker etwas taugten.
    Und wirklich, auf diese Platte kam Karin nun auch zu sprechen. »Ich habe Ihre Platte gehört – einfach super! Ich bewundere Sie, Herr Beljonow. Aber das haben Ihnen bestimmt schon viele gesagt.«
    »Allerdings«, schnurrte Beljonow geschmeichelt.
    »Wenn ich das sage, ist das besonders wichtig.« Karin schlug die Beine übereinander.
    Beljonow wurde unruhig.
    »Sie haben mich von der Rockmusik geheilt«, behauptete sie mit unschuldigem Augenaufschlag. »Ich liebe jetzt – durch Sie – seriöse Musik. Das ist eine ungeheure Revolution in mir, Sie verstehen?«
    Beljonow nickte. Er sah verstohlen auf die Uhr. Welch ein Glück, daß Frauen unpünktlich sind! Aber die Uhr blieb nicht stehen, und Karin mußte aus dem Zimmer entfernt werden, sonst gab es Komplikationen. »Und darum bist du hier?«
    »Ja.« Karin merkte, daß ihr Gespräch in eine Sackgasse geriet, und hatte plötzlich einen verwegenen Gedanken. Sie faßte sich an den Kopf und schwankte im Sitzen. »Mir ist plötzlich so schlecht, so merkwürdig, so schwindelig.« Aber statt sich auszustrecken, stand sie auf, und ehe Beljonow etwas tun konnte, war sie zum Bett gewankt und hatte sich darauf geworfen.
    Der Sänger stand vor ihr und starrte sie an. Verzweifelt sah er noch einmal auf die Uhr. Dann setzte er sich plötzlich auf die Bettkante, umfing Karin und drückte sie an sich. Doch sie stieß ihn fort, und er taumelte zur Seite und wunderte sich, wie stark dieses Mädchen sein konnte.
    Karin sprang auf, zerwühlte ihre Haare mit den Händen und starrte den verwirrten Mann an. »Hilfe!« rief sie erst leise. Und dann lauter, immer lauter: »Hilfe! Hilfe! Hilfe!«
    Beljonow sprang auf. »Bist du still?« zischte er. »Du sollst ruhig sein! Ruhe!« Er versuchte Karin anzufassen, aber sie rannte weg, um den Tisch herum, und Beljonow setzte ihr nach, während sie »Hilfe, Hilfe!« schrie.
    »Du Aas«, keuchte er, »du verfluchtes Aas! Das hast du in Romanen gelesen! So macht man einen Mann vor aller Welt

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