Und alles nur der Liebe wegen
haben Peter gefunden!« rief sie. »Papa holt ihn ab. Peter ist kerngesund. Und er muß allerhand ausgefressen haben.«
Mit einem Seufzer der Erleichterung fiel Lucia ihr in die Arme.
Stillschweigend hatten sich die Zwillinge geeinigt, daß Monika neben Dr. Schachtner ihren Vater begleiten sollte. Dr. Schachtner fuhr mit, um an Ort und Stelle die Rechtslage zu klären. Außerdem wollte er auf Ludwig Etzel aufpassen. Der Herzanfall war gerade überstanden und seine Kräfte sehr reduziert.
»Ich werde Papi auf der Fahrt davon überzeugen, daß eine Scheidung absurd ist«, sagte Monika zu Karin, bevor sie in den Wagen stieg. Dr. Schachtner fuhr ihn. Mit einer Übernachtung in München wollten sie morgen in Retzenhaus eintreffen. »Du hast den dicken Beljonow ausgeschaltet, nun laß mich das mit Papi und Mutti machen.«
»Einverstanden.« Karin gab ihrer Schwester einen Kuß. »Was wären unsere Eltern ohne uns, nicht wahr? Mach's gut, Schwesterchen!« Sie stand auf der breiten Treppe und winkte dem Wagen nach, als er in die Straße einbog.
Oben, hinter der Gardine ihres Zimmers, stand Lucia. Daß sie nicht mitfahren konnte, war schrecklich für sie. Aber sie traute es sich nicht zu, nicht jetzt. Mit flehenden Augen sah sie dem Wagen nach, dann blickte sie nach unten und sah Karin auf der Treppe stehen und winken.
11
Einige Stunden nach der Abfahrt Ludwig Etzels und Monikas schellte das Telefon. Karin, die sich gerade in der Diele aufhielt, hob ab.
Eine Männerstimme fragte: »Bist du es, Monika?«
»Ja«, sagte Karin schnell, »wer ist denn da?«
»Ich bin es, Thomas.«
»Du?« Karin setzte sich auf die große, alte Truhe, die neben dem Telefontischchen stand. »Von wo aus rufst du denn an?«
»Von hier, aus Köln. Ich bin auch nach Hause geschickt worden. Wegen Krankheit.«
»Oh! Was hast du denn, Thomas?«
»Nichts.« Thomas lachte. »Ein kleines Täuschungsmanöver. Ich wollte nur nach Köln zurück, um in deiner Nähe zu sein.«
»Das ist aber lieb, Tom«, sagte Karin. Sie beneidete ihre Schwester, daß sie einen Menschen hatte, der bei ihr sein wollte. »Du hast gehört, was bei uns passiert ist?«
»Ja, im Fernsehen haben sie Peters Bild gebracht. Darum rufe ich dich an. Kann ich dir helfen?«
»Nein, Tom. Peter ist schon gefunden. Er ist nur mal so ausgerissen und hat sich in den österreichischen Alpen herumgetrieben. Papi ist gerade unterwegs, um ihn abzuholen. Na, das gibt ein Donnerwetter!«
»Du«, sagte Thomas gedehnt, »können wir uns heute nachmittag sehen?«
»Aber ja, Tom.« Karin strich sich die Haare aus der Stirn. Monika kam frühestens in drei Tagen zurück. Das würde ein richtiges Abenteuer werden, sie zu vertreten und Thomas die liebe, sanfte Monika vorzuspielen. »Wann und wo?«
»Um vier Uhr vor dem Opernhaus, ja? Wir gehen auf die Opernhausterrasse und essen ein Eis. Ich warte vor dem Haupteingang am Offenbachplatz.«
»Ich werde ganz pünktlich sein, Tom.«
»Bringst du deine Schwester mit?«
»Nein, soll ich?«
»Ich möchte lieber mit dir allein sein, Moni.«
»Karin kann auch gar nicht. Sie ist mit unserem Vater gefahren, Peter abholen.«
»Ein Glück für uns.«
»Ach!« In Karins Herz gab es einen Stich. »Magst du Karin nicht?«
»Sie ist wie ein Spiegelbild von dir und doch ganz anders. Du bist sanfter, klüger. Karin macht die Leute erst an und läßt sie dann fallen. Ich glaube nicht, daß sie überhaupt richtig lieben kann.«
»Das glaube ich aber doch.« Karins Stimme hatte Mühe, fest zu bleiben. Ärger und Erschrecken hatten sie gepackt. »Ich glaube, ihr verkennt Karin alle.«
»Aber die ganzen Verwirrungen in St. Wolfgang sind doch ihr Werk gewesen! Trotzdem, ich finde es super, wie du von deiner Schwester sprichst.«
»Bis um vier, Tom«, sagte Karin kurz und legte den Hörer auf.
Thomas sah seinen Vater mit einem schiefen Lächeln an. »Ich glaube, sie ist sauer; ich hätte das mit Karin nicht sagen dürfen.«
»Daran sieht man, daß du mit Frauen noch so deine Schwierigkeiten hast.« Josef Andau lachte laut und warf sich in einen Sessel. »Du hast sie gern, diese Monika Etzel?«
»Ja, Papa. Und wenn ich schon so ungeschickt mit den Frauen bin, lege ich wenigstens im Abi eine Zwei hin.«
»Das ist ein Wort.« Josef Andau steckte sich eine Zigarette an. »Ich komme heute mit. Vier Uhr Opernhaus.«
»Unmöglich, Papa!« Thomas stand auf. »Ich brauche doch kein Kindermädchen! Du machst mich lächerlich.«
»Knallkopp.« Josef Andau lehnte
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