Und alles nur der Liebe wegen
fertig, was? Aber nicht mich! Nicht mich!«
Sie liefen um den Tisch herum, bis Beljonow auf die Idee kam, den Tisch an die Wand zu schieben und Karin so zu fangen.
Aber ehe er seinen Plan ausführen konnte, ging die Tür auf, und Lucia stand auf der Schwelle. Mit einem lauten Seufzer ließ sich Beljonow in seinen Sessel fallen. Nun war alles aus, das wußte er. Lucia hier, in wenigen Augenblicken mußte Betty kommen; so viele Worte gab es gar nicht, um zwei Frauen zu erklären, man sei unschuldig an dieser Situation.
Lucia zog schnell die Tür hinter sich zu, als sie die Lage überblickt hatte. Sie kümmerte sich nicht um Beljonow, sondern um ihre Tochter. »Was geht hier vor?« fragte sie scharf.
Beljonow räusperte sich. »Wenn ich erklären darf –«
Karin ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Er war reichlich zudringlich, dein Macker!«
»Das ist eine Lüge!« schrie Beljonow und sprang auf. »Sie war plötzlich hier, und sie benahm sich so, als ob –«
»Er hat mich eingeladen«, erklärte Karin ungerührt. »Ich sollte heute zu ihm kommen, er habe eine neue Platte besungen, und das sollte für alle eine Überraschung sein.«
»Lüge!« brüllte Beljonow und ballte die Fäuste.
»Und ich kam hierher, und er versuchte mich anzutörnen.«
Beljonow lief rot an und rang nach Luft. »Ich erwürge dieses Aas!« schrie er. »Lucia, Liebling, ich schwöre dir, sie lügt.«
»Du Schwein!« fauchte Lucia. Sie schob Karin zur Seite und ging auf Beljonow zu. »Du erbärmliches Schwein!«
»Lucia, Liebling«, stammelte Beljonow, »so glaub mir doch. Was hier gespielt wird –«
Er kam nicht weiter. Lucias Hand schlug zu. Rechts und links klatschte es in Beljonows Gesicht. Dann legte sie den Arm um Karins Schulter und führte sie aus dem Zimmer. »Komm«, sagte sie zärtlich, »wir gehen nach Hause. Vergiß, was heute war.«
Beljonow stürzte vor und wollte ihnen den Weg verstellen, als zum dritten Mal die Tür aufging – und Betty erschien. Betty war eine Bardame aus Kölns Nachtleben, und so sah sie auch aus.
»Aha!« Lucias Stimme klang laut und schrill. »Die nächste! Geht es hier nach Voranmeldung, Abonnement oder Nummern?« Sie starrte die sprachlose Betty giftig an. »Sie sind dran! Nehmen Sie ihn mit Haut und Haaren und seinem Speckbauch! An ihm ist alles Talmi, sogar sein Gold in der Kehle ist unecht!« Sie riß die Tür auf und drängte Karin auf den Flur hinaus.
Stumm fuhren Mutter und Tochter zur Villa Etzel zurück. Dort schloß sich Lucia in ihrem Schlafzimmer ein. Niemand sollte sehen und hören, daß sie weinte.
»Wie war es?« fragte Monika oben in ihrem Zimmer, als Karin erschöpft auf die Couch sank.
»Alles nach Plan!«
»Mutti ist von Beljonow kuriert?«
»Ja, und ich auch! Es hing alles an einem seidenen Faden.«
Monika ging zum Wandschrank, holte eine Flasche Cola und goß Karin ein Glas ein.
»Tu einen Schuß Cognac rein«, bat Karin, »ich hab's nötig.«
»Und wie geht es nun weiter, Karin?«
»Nun müssen wir Papi überzeugen, daß nur Mutti die richtige Mutter für uns ist – und für ihn die richtige Frau.«
»Das wird nicht schwer sein.« Monika trank auch ein Glas Cola mit Cognac. Sie sah ihre Schwester an und nickte mehrmals. »Beljonow ist ausgeschaltet. Da hast du ein gutes Werk getan, Karin.« Sie legte sich neben ihre Schwester auf die breite Couch. »Übrigens, vor einer Stunde hat Hembach angerufen.«
Karins Kopf flog herum. »Was wollte er?«
»Er fragte, wie es uns geht.« Monika zog Karin an den Haaren. Ihre Stimme war ernst. »Karin, laß wenigstens ihn in Ruhe! Er ist ein so anständiger Mann! Du kannst ihm seine ganze Karriere zerstören. Wenn du so weitermachst, dann erzähle ich alles Papi.«
»Das kannst du.« Karin starrte vor sich hin auf die Wand. »Ich mag ihn. Und wenn du mich für blöd hältst – ich liebe ihn, ja! Ich würde ihn auf der Stelle heiraten, wenn er mich fragte.«
»Dann hätte er ein Rad ab! Dich heiraten, das wäre langsamer Selbstmord.«
»Ihr kennt mich alle nicht.« Karin wälzte sich auf den Rücken und schob mit beiden Händen ihre Haare wie einen Vorhang über ihr Gesicht. »Ich bin ganz anders, wenn ich wirklich liebe.«
Am Wolfgangsee hatte es noch eine Veränderung gegeben: Thomas Andau war nach Hause geschickt worden. Der Direktor hatte es selbst entschieden, weil die Krankheit, die bei Thomas plötzlich aufgetaucht war, rätselhaft schien und auch von zwei Ärzten in St. Wolfgang und St. Gilgen nicht erklärt
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