Und alles nur der Liebe wegen
der Park, der Reichtum, der Ruhm. Den Namen Etzel zu tragen ist wie eine Kette, an der man herumtanzen muß. Wann ist dein Vater denn mal zu Hause? Im ganzen Jahr drei Monate, höchstens. Aber eine Frau braucht mehr als Schmuck, Pelze, Autos, Kleider und ein Scheckheft. Eine Frau braucht Wärme und Verstehen –«
»Und Liebe!« warf Monika ein. »Reden wir nicht drum herum, Mutti. Ich bin siebzehn, und ich habe mich auch verliebt.«
Lucia strich ihrer Tochter über die Haare.
»Es geht um unsere ganze Familie, Mutti!« Monika ergriff die Hand ihrer Mutter und hielt sie umklammert. »Wir wollen doch zusammenbleiben. Du kannst uns doch nicht wegen dieses dicken Tenors verlassen!«
Lucia begann zu weinen. »Ach Kind, wenn das alles so einfach wäre! Ich gehe ja nicht wegen Beljonow.«
»Weshalb denn sonst?«
»Weil ich mich einsam fühle.«
»Du hast aber doch uns, und wir brauchen dich und –«
»Aber ich brauche auch einen Partner, Monika, so wie du Freundinnen und Freunde brauchst. Ist das denn so schwer zu verstehen?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Siehst du. So egoistisch, wie ihr alle denkt, bin ich nämlich gar nicht, auch nicht so anspruchsvoll. Ich würde auf Tennis, Golf und die vielen Parties gern verzichten, wenn ich dafür mal mit meinem Mann eine Wanderung oder gar eine Reise machen könnte, zusammen mit ihm essen oder ins Kino gehen dürfte. Ich bin doch noch nicht so alt, um allmählich als Partywitwe zu verkümmern.«
Spontan umarmte Monika ihre Mutter. »Ich verstehe dich so gut, Mutti. Aber denke bitte auch daran, daß Papi es in seinem anstrengenden Beruf nicht leicht hat.«
»Das weiß ich. Aber es hilft mir nicht viel in meinen einsamen Stunden, vor allem vormittags, wenn ihr alle weg seid und mir die Decke auf den Kopf fällt.«
»Du könntest karitativ tätig werden, im Krankenhaus oder in Altenheimen, du könntest dich der Kirche anschließen und Basare für hungernde Kinder in der dritten Welt organisieren.«
»So was kann ich doch gar nicht!«
»Wieso denn nicht? Die Frauen, die sich in dieser Weise engagieren, haben es alle nicht gelernt!«
Lucia schaute nachdenklich aus dem Fenster. »Und was mache ich mit Beljonow?«
»Dem gibst du den Laufpaß.«
»Irgendwie hänge ich an ihm.«
»An Papi hängst du mehr – wetten?«
Lucia lächelte. »Du bist ein kluges Mädchen geworden«, bemerkte sie weich und dachte: Sie hat recht.
Das große Abenteuer Peters dauerte nur einen Tag.
Er hatte Kartoffeln geschält und eine Suppe aus drei Büchsen Erbsen und einer Dose Rindfleisch gekocht, so wie er es bei den Pfadfindern gelernt hatte. Die Suppe schmeckte herrlich, und auch der Holzfäller war zufrieden und aß den großen Topf fast leer. Dann stopfte er sich seine Pfeife, rauchte stumm und sah abwechselnd von Peter zum Wasserfall und dann zurück.
Wo kommt so ein Junge her? dachte er. Rutscht da den Bergwald herunter aus einem Gebiet, wo es kein Haus gibt, keinen Weg und kein Leben. Kommt direkt von den Felsen gefallen wie ein Adlerjunges. Das kann nicht richtig sein. Da steckt etwas dahinter. »Sag amol«, sagte er und kaute an seinem Pfeifenstiel, »wie bist die Berg' raufkommen?«
»Mit einem Auto.«
»Mit was?« staunte der Mann.
»Das war so: Ich stand auf der Autobahn und …« Peter erzählte in allen Einzelheiten seine Erlebnisse mit dem Mann in dem schicken Sportwagen. Er berichtete von der Villa in den Felsen, von den beiden großen Hunden und von seiner Flucht.
Stumm hörte der Mann zu. »Dös is alles wahr?« fragte er, nachdem Peter geendet hatte.
»Alles!«
»Dann müssen wir zur Polizei!«
»Und der Mann mit dem Auto wird verhaftet?«
»Natürlich.«
»Mit Handschellen? Toll!« Peter klatschte in die Hände. »Da will ich dabei sein!«
Am nächsten Morgen stieg der Holzfäller mit dem Jungen ins Tal hinunter, nach Oberzellstein zum Gendarmen Fucherl, der alles Weitere in die Hand nehmen würde.
Etwas wehmütig sah Peter zu der kleinen Blockhütte zurück, zu dem Bergwald, den Felsen und dem tosenden Wasserfall. Dann folgte er dem freundlichen Mann, der über einen Pfad den steilen Wald hinabstieg. Mit einem großen Stock, den er in die Erde stemmte, bremste er sich ab. Peter rutschte hinterher, von Stamm zu Stamm. Ich hätte das nicht erzählen sollen, dachte er traurig. Nun ist das Trapperleben zu Ende. Aber vielleicht wird es noch spannender, wenn die Polizei den Mann mit dem Sportwagen jagt. Das tröstete ihn.
Gegen Mittag sahen sie von einer Kuppe
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