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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich gemütlich zurück. »Ich sitze irgendwo im Hintergrund. Unsichtbar. Du wirst mir doch noch gestatten, deine neue Flamme aus der Ferne zu begutachten! Also mein Sohn: Vier Uhr am Opernhaus!«
    Es war ein strahlender Mittag, als Ludwig Etzel, Dr. Schachtner und Monika in Retzenhaus ankamen und sofort zum Bürgermeisteramt fuhren.
    »Wo ist mein Sohn?« fragte Ludwig unverzüglich den Bürgermeister.
    »Im Spritzenhaus.«
    »Wo?«
    Der Bürgermeister hob die Schultern. »Das war die einzige Möglichkeit, den Bengel unter Kontrolle zu halten. Privatleute waren nicht sicher genug. Also blieb nur das Spritzenhaus. Schließlich ist das saubere Früchtchen schon einmal ausgerissen, nicht wahr?«
    »An Ihnen ist ja wohl ein ganz besonders moderner Pädagoge verlorengegangen«, entrüstete sich Ludwig.
    Aber Dr. Schachtner stieß ihn an. Laut werden hatte keinen Sinn. »Es wäre nett, wenn Sie den jugendlichen Verbrecher vorführen ließen«, spottete Dr. Schachtner.
    Das wirkte schon eher. Der Bürgermeister telefonierte mit einigen Dienststellen und sah dann den deutschen Anwalt giftig an. Sie werden zahlen müssen, dachte er. Fahndung, Hubschraubereinsatz, Irreführung der Behörden, das klingelt in der Kasse! »Der Bengel kommt gleich«, sagte er ärgerlich, »der Gendarm bringt ihn. Auch kommt der Kriminalrat mit, der auf Ihre Ankunft gewartet hat.«
    Nach zehn Minuten flog die Tür auf. Ein Gendarm erschien und schob Peter vor sich her.
    »Papi«, schrie Peter und breitete die Arme aus. Er rannte auf seinen Vater zu, und der fing ihn auf, hob ihn hoch und küßte ihn auf beide Wangen.
    Dann lagen sich Monika und Peter in den Armen, und Monika weinte vor Glück und Freude.
    Wenig später erzählte Peter noch einmal seine unglaubliche Odyssee. Die Österreicher lächelten mokant. Man sah ihren Mienen an, was sie dachten: Der Junge hat eine blühende Phantasie, hat zu viel ferngesehen.
    Dr. Schachtner hörte genau zu, was Peter berichtete, und machte sich einige Notizen. Der Bürgermeister sah es mit Stirnrunzeln. Hier kann auch der beste Anwalt nicht helfen, dachte er, hier hilft nur eine Ohrfeige, und dann zur Kasse, meine Herren!
    Peter war am Ende. Er sah seinen Vater mit großen blauen Augen an. »Glaubst wenigstens du mir, Papi?« fragte er ängstlich.
    Ludwig nickte. »Ja, Peter.«
    Der Bürgermeister sah an die Decke. »In den Bergen gibt es dieses Haus nicht! Der Bengel ist ausgerissen, um etwas zu erleben.«
    »Ich glaube dem Jungen.« Dr. Schachtner sah auf den Kriminalrat, der in seinen Papieren blätterte. Es gab schon eine Akte ›Peter Etzel‹. »Der Junge hielt sich in einem Ferieninternat auf aus Gründen, die hier nicht zur Debatte stehen. Er war dort sehr unglücklich und kam auf die Idee, zu seinen Schwestern an den Wolfgangsee zu trampen. Das können Sie vielleicht nicht verstehen – aber man muß auch einmal in die Seele dieses kleinen Kerls sehen und erkennen, was in ihr vorgeht, wenn er sich abgeschoben fühlt.« Dr. Schachtner nahm aus seiner Aktentasche eine genaue Karte des Alpengebiets und breitete sie auf dem Schreibtisch aus. »Wir sind hier«, erklärte er und zeigte mit dem Finger auf den Namen Retzenhaus. »Die italienische Grenze ist in unmittelbarer Nähe. Die Grenze ist nur auf dem Papier gezogen, denn man kann nicht alle Felsschluchten und Bergwege kontrollieren und absperren. Ist es nicht möglich, daß das geheimnisvolle Haus auf italienischer Seite liegt?«
    »Möglich schon«, meinte der Ortsgendarm und handelte sich dafür einen giftigen Blick des Bürgermeisters ein.
    »Haben Sie die italienische Polizei um Amtshilfe gebeten?« fragte Dr. Schachtner.
    Der Kriminalrat schüttelte den Kopf. »Wir haben mit dem Hubschrauber alles abgeflogen. Außerdem ist es unmöglich, daß ein Auto sich über diese Bergwege bewegen kann. Hier ist ein Beweis, daß der Junge –«
    »Beweise sind Tatsachen, Herr Kriminalrat.« Die Stimme Dr. Schachtners klang hart. »Was Sie anführen, sind Vermutungen. Ohne eine genaue Untersuchung der Gegend von italienischer Seite aus lehne ich jede Stellungnahme zu diesem Fall ab!« Er sah den Bürgermeister an. »Hier geht es nicht um einen kleinen Lügner«, sagte er scharf, »hier sollte ein Kind entführt und als Erpressungsmittel mißbraucht werden! Daß der Junge sich selbst befreien konnte, hat ihm vielleicht das Leben gerettet. Und anstatt sofort mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in diesen Fall einzusteigen, sperrt man ihn als Lügner ins

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