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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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war.
    Als die Kerze heruntergebrannt war und es dunkel im Zimmer wurde, begann sie, Blicke zur Tür zu werfen und sich zu fragen, wann Travis zurückkommen würde. Irgendwann, tief in der Nacht, verließ sie ihren Sessel, stieg in das große, kalte Bett und legte sich die Kissen so zurecht, daß sie sich hineinkuscheln konnte. Das war nicht so schön wie neben ihm zu hegen, aber immerhin taugten die Kissen als Notbehelf.
    Am Morgen tat ihr der Kopf weh, und sie war in einer schrecklichen Stimmung. Daß der Amerikaner sie die ganze Nacht allein gelassen hatte, machte sie wütend. Eben noch hatte er große Reden geführt, wie sehr er sich um sie kümmern würde, und im nächsten Moment überließ er sie der Gnade und Barmherzigkeit der Leute aus dem Wirtshaus.
    Ihre Betrachtungen wurden durch ein rasches Klopfen an
    der Tür unterbrochen. Regan kreuzte die Arme vor der Brust und reckte ihr Kinn in die Höhe. Sie wollte Travis spüren lassen, daß sie sich gar nichts daraus machte, wenn er sie verließe. Doch statt seiner tiefen Stimme ertönte helles Lachen. Regan drehte sich um und betrachtete erstaunt drei Frauen, die, mit mehreren großen Tüchern und Körben beladen, hereinkamen, nachdem sie die Tür entriegelt hatten.
    »Seid Ihr Mademoiselle Regan?« fragte eine zierliche, dunkelhaarige Frau. »Ich bin Madame Rosa, und das sind meine Assistentinnen. Wir sind gekommen, um Eure Wünsche für die Garderobe entgegenzunehmen, die Ihr nach Amerika mitnehmen wollt.«
    Regan brauchte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, was die Frauen von ihr wollten. Wie sich herausstellte, hatte Travis offenbar Madame Rosa, eine französische Emigrantin und ehemalige Schneiderin für eine von Marie Antoinettes Hofdamen, beauftragt, eine komplette Kleiderausstattung für seine Gefangene anzufertigen.
    Regan war zunächst so wütend über seine Bevormundung, daß sie nichts sagen konnte. Sie saß nur auf dem Bett und starrte die Frauen fassungslos an. Doch als sie die verwunderten Blicke der drei Frauen auffing, entschloß sie sich, ihren Zorn nicht an Unschuldigen auszulassen. Sie lag mit Travis Stanford in Fehde, und nicht mit diesen Schneiderinnen die nur ihre Pflicht taten.
    »Vielleicht werde ich mir Ihre Waren einmal anschauen«, sagte sie verdrossen, während sie an die wenigen anderen Gelegenheiten denken mußte, wo man ihr erlaubt hatte, Stoffe auszusuchen. Ihr Onkel hatte ihr nur gestattet, Rosa, Blau oder Weiß zu tragen, und für den Besatz oder die Stickerei mußten sie und ihre Zofe selbst sorgen.
    Mit einem liebenswürdigen Lächeln breiteten die Modeschöpferin und ihre Assistentinnen Stoffmuster auf dem Bett aus. Es war eine schier endlose Parade von Farben und Geweben, wie Regan sie nie zuvor gesehen hatte. Da gab es
    Samtproben in einem Dutzend verschiedener Farben, Satin in noch leuchtenderen Tönen, Leinen, Seide in sechs verschiedenen Webarten, und von jedem Gewebe mindestens ein Dutzend verschiedene Farbmuster. Die Wollstoffe nahmen allein schon ein Viertel des Bettes in Beschlag, und Regan staunte über die Vielfältigkeit der Verarbeitung: da gab es Kaschmirwolle, Tartan und ein langhaariges, weiches Material, das man Mohair nannte. Und die Musselinstoffe! Davon schien es Hunderte von Mustern zu geben, handbemalt, bedruckt, bestickt und plissiert.
    Mit staunenden Augen betrachtete Regan all diese Herrlichkeiten.
    »Natürlich haben wir auch den Putz dazu«, sagte Madame Rosa und gab ein Zeichen, daß ihr die Muster vorgelegt wurden.
    Da gab es Federn, Bänder aus Satin und Samt, handgeklöppelte Spitzen, Schnüre mit winzigen Zuchtperlen, Silberkordeln, Jetperlen, seidene Blumen, Goldnetze und raffiniert geknüpfte Schnürverschlüsse.
    Überwältigt von all diesen prächtigen Dingen war Regan zu keiner Bewegung fähig.
    »Vielleicht ist es noch zu früh für Mademoiselle, sich zu entscheiden«, sagte Madame Rosa behutsam. »Monsieur Travis meinte jedoch, daß wir alles an einem Tag fertig haben müssen, so daß die Kleider zugeschnitten werden können, ehe Ihr auf die Reise geht. Er hat eine Frau angeheuert, die mit Euch fährt und unterwegs die Kleider näht, damit die Garderobe' fertig ist, wenn Ihr in Amerika ankommt.«
    Als Regan sich von ihrem Staunen erholt hatte, überlegte sie, ob Travis wußte, auf was er sich da einließ. Sie bezweifelte, daß ein Mann wie er eine Vorstellung davon hatte, was Frauenkleider kosteten. Onkel Jonathan hatte Regan immer wieder auf die unglaublich hohen Löhne hingewiesen,

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