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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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kannte.
    Während Travis Regan beobachtete, versuchte er ihre Gedanken von ihrem Gesicht abzulesen. Den ganzen Tag über hatte ihn nur eine Frage geplagt: Was sollte er mit ihr machen, wenn er nach Amerika zurücksegelte? Er sagte ihr nicht, daß er noch drei Männer angeheuert hatte, die ihm bei seinen Nachforschungen helfen sollten. Als er sie in der Nacht im Hafenviertel aufgriff, konnte sie nicht weit gerannt sein, also wohnte sie entweder in Liverpool oder in der unmittelbaren Umgebung der Stadt, oder sie war nur auf der Durchreise gewesen.
    »Du bist von zu Hause durchgebrannt«, sagte er leise, und ihr Gesichtsausdruck bestätigte seine Vermutung. »Nur war ich außerstande, herauszufinden, woher du kommst und warum niemand Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um dich wiederzufinden. Es gibt nur noch eine Möglichkeit«, fuhr er bedächtig fort. »Deine Angehörigen haben einen schrecklichen Zorn auf dich, weil du etwas angestellt hast. Vielleicht hast du dich geweigert, etwas zu tun, was sie von dir verlangten. Hast du dich geweigert, irgendeinen reichen alten Trottel zu heiraten?«
    »Davon kann keine Rede sein«, sagte sie in schnippischem Ton.
    Travis lachte nur, weil ihm ihre Augen verrieten, daß er von der Wahrheit nicht weit entfernt war. Doch sein Gelächter überdeckte seine wahren Empfindungen. Er war empört darüber, daß jemand ein unschuldiges junges Mädchen, nur mit einem Nachthemd bekleidet, auf die Straße werfen konnte.
    »Da es ja nun keinen Grund für dich gibt, in England zu bleiben, spiele ich mit dem Gedanken, dich mit nach Amerika zu nehmen.«

4
    Was?« keuchte Regan, die seine Worte fast wie einen Keulenschlag empfand. »Amerika ist voll von tölpelhaften Analphabeten, die in Holzhütten leben. Was gibt es dort schon außer wilden Indianern und schrecklichen Tieren? Nein, ich will unter gar keinen Umständen in so ein rückständiges Land.«
    Da war kein Anzeichen von Humor mehr in Travis’ Augen, als er sich erhob und auf sie zukam. »Ihr verdammten Engländerinnen! Den ganzen Tag lang muß ich mir so etwas von deinen eingebildeten Landsleuten gefallen lassen. Sie schneiden mich, weil es ihnen nicht gefällt, wie ich mich kleide oder spreche. Oder einer ihrer Verwandten ist in einem Krieg gefallen, den ich als Kind in der Krippe mitgemacht habe. Ich bin es wirklich leid, von euch als etwas Minderwertiges betrachtet zu werden, und von dir laß ich mir das schon gar nicht gefallen.«
    Regan wich vor ihm zurück und hob die Hand an die Kehle, als müsse sie sich vor ihm schützen.
    »Ich bin lange genug auf Zehenspitzen um dich herumgeschlichen, und von nun an wirst du tun, was ich sage. Wenn ich ein Kind wie dich allein und schutzlos in diesem Land zurücklasse, könnte ich nie mehr ruhig schlafen. Ich möchte dich nicht mit Erklärungen langweilen, wie es in Amerika wirklich zugeht, wenn du schon so klare Vorstellungen von diesem Land besitzt; doch nur eines laß dir gesagt sein: Bei uns werden keine jungen Mädchen auf die Straße geworfen, nur weil sie nicht gehorchen wollen. Wenn wir nach Virginia kommen, kannst du bestimmen, was du tun möchtest — etwas, das eher zu einer englischen >Lady< paßt, als auf den Strich zu gehen. Das wäre nämlich deine einzige Alternative, wenn ich dich hier zurückließe.«
    Er blickte sie mit funkelnden Augen an, während sie sich gegen die Wand preßte. »Ist das klar?« Er gab ihr
    keine Chance, zu antworten, sondern warf donnernd die Tür ins Schloß und riegelte sie von außen ab.
    »Ja, Travis«, flüsterte sie in die immer noch hallende Leere hinein.
    Sie war froh, daß er gegangen war, da es schier unmöglich schien, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn Travis in ihrer Nähe weilte. Vielleicht würde er sie wenigstens nicht mehr zwingen, mit ihm solche schrecklichen Dinge im Bett zu tun. Vielleicht gab er ihr die Freiheit zurück, wenn sie ihn herausforderte. Lächelnd setzte sie sich wieder auf den Stuhl und begann, von ihrer Flucht zu träumen und wie gut es wäre, wenn sie aus der Obhut dieses ungehobelten Amerikaners entwich. Unglaublich, dachte sie, er will mich mitnehmen nach Amerika!
    Gegen die Sessellehne gekuschelt, eine Steppdecke über die Beine gebreitet, malte sie sich in Gedanken aus, was für ein schreckliches Land Amerika sein mußte. Sie erinnerte sich an jene Geschichte, die ihr eine Zofe erzählt hatte, deren Bruder Amerika bereist hatte und mit schrecklichen, niederschmetternden Eindrücken von dort zurückgekehrt

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