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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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bewegten sich hinter seiner Stirn, während er sie stumm betrachtete? Wer stand ihm nahe? Gab es Frauen, die ihn liebten? Sie hob die Hand und fuhr mit den Fingerspitzen an ihrer Wange entlang. War dieser Mann, der offenbar glaubte, sich alles nehmen zu können, wonach ihn verlangte, überhaupt fähig zur Liebe? Konnte eine Frau so einen Mann bändigen, so ein starkes Herz erobern und mit ihren schwachen Händen festhalten?
    Sie legte ihre Hand auf seine nackte Brust, fühlte den kräftigen Pulsschlag unter ihren Fingern, drehte ein paar Haare auf seiner Brust zu einer Locke zusammen, die sie um ihren Daumen wickelte. Dann zog sie, von einem Impuls getrieben, heftig daran.
    »Laß das, du kleiner Kobold.« Er nahm ihre Hand und küßte ihre Fingerspitzen. »Ich hätte etwas mehr Dankbarkeit von dir erwartet, nachdem ich dich so schön zum Singen gebracht habe.«
    »Dankbarkeit!« wiederholte sie entrüstet, aber mit einem schalkhaften Lächeln in den Mundwinkeln. »Seit wann bedankt sich eine Sklavin, wenn sie ihrem Meister gefügig war?«
    Travis nahm diesen Köder nicht an, brummte nur etwas in sich hinein und zog sie wieder an sich. Es schien ihn nicht im geringsten zu stören, saß er sie damit in eine unmögliche Lage brachte. Wie sollte sie schlafen können, wenn er ihre Arme und Beine um seinen Leib wickelte? Doch als sie protestieren wollte, gab er ihr einen Kuß, und sie kam sich vor wie eine Efeuranke, die an einer mächtigen Eiche hängt.
    Doch ehe sie diesen Gedanken ausspinnen konnte, war sie schon eingeschlafen.

6
    Regans Zustand, der dem einer satten Katze glich, fand am nächsten Morgen ein jähes, unerwartetes Ende, als Travis sie ziemlich unsanft aus dem Bett zerrte und ihr das Gesicht mit kaltem Wasser bespritzte. Nach dieser Schockbehandlung gelang es ihr endlich, die Augen zu öffnen. Sie fing ein Handtuch auf, ehe es ihr ins Gesicht klatschte.
    »Zieh dich an«, rief Travis über die Schulter, während er ihr zerrissenes Samtkleid zu einem kleinen Ball zusammendrückte und in den schon viel zu vollen Koffer stopfen wollte.
    Sie lief zu ihm und nahm es ihm wieder weg. »Ich mag nicht, daß du mein schönes Kleid so grob behandelst!« rief sie entrüstet und versuchte es mit beiden Händen wieder glattzustreichen.
    Travis sah ihr dabei neugierig zu. »Es ist doch kaputt. Das kannst du nur noch als Wischlappen gebrauchen.«
    »Ich kann es wieder flicken«, meinte sie, während sie es sorgfältig zusammenfaltete. »Ich habe immer meine Kleider selbst ausgebessert, und unter dem dichten Flor siehst du den Flicken gar nicht, den ich einnähen werde.«
    »Seit wann müssen reiche, junge englische Ladys ihre Kleider selbst flicken?«
    »Habe ich behauptet, daß ich eine reiche Lady wäre?« fragte sie mit einem versteckten Lächeln.
    »Aber wenn man dich im Nachthemd auf die Straße geworfen hat, kann ich mir vorstellen, daß es um Geld ging.« Dann tätschelte er ihre Kehrseite. »Dein süßer kleiner Hintern ist bestimmt nicht der Grund gewesen.«
    Ehe sie ihm auf die Finger klopfen konnte, gab er ihr einen kräftigen Klaps. »Zieh dich lieber an, sonst landen wir wieder im Bett und versäumen unser Schiff.«
    Sie begann sich anzuziehen, drehte sich aber, offenbar mit einer wichtigen Frage beschäftigt, abermals zu ihm um: »Glaubst du, ich könnte dich dazu verführen, etwas . . . etwas für mich zu tun?«
    Travis hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Er sah sie in ihrem seidenen Unterhemd vor sich stehen, mit strahlend blauen Augen und diesem schimmernden Schmelz auf der Haut, der an die Wonnen der vergangenen Nacht erinnerte. Wie sie so dastand, dachte er, würde ich ihr wohl kaum etwas abschlagen können. »Hör bitte auf, mich in Versuchung zu führen! Dafür reicht die Zeit nicht. Wir müssen auch noch packen. Und auf dem Schiff hast du monatelang Gelegenheit, mich zu verführen.«
    Sie errötete, weil er sie mißverstanden hatte, und fuhr fort, sich anzukleiden. Vielleicht, dachte sie verträumt, könnte dieser Amerikaner ihr doch ganz gut gefallen. Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihn, als er seine Schaftstiefel auf ein paar frischgewaschene weiße Hemden packte, und lächelte nachsichtig. Vermutlich würde aus ihm nie ein Gentleman werden, aber andere Qualitäten konnte sie ihm nicht absprechen. Sie machte ganz große Augen, als er den Koffer verschloß, ihn mit einer Hand am Griff packte und ihn auf die Schulter hob, als wöge er ein paar Gramm und nicht einen Zentner. »Fertig?«

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