Und am Ende siegt die Liebe
Nachmittage ihres Lebens.
Etwas hatte Farrell bei seiner jahrelangen Jagd auf eine reiche Frau bestimmt gelernt: er wußte, wie man Frauen betören konnte. Jedenfalls gelang es ihm, Brandy davon zu überzeugen, daß er ein unschuldiges Opfer von Jonathan Northlands Habgier gewesen sei. Er erzählte ihr eine lange, komplizierte Geschichte, was er alles durchgemacht habe, um Regan wiederzufinden, und daß er ganz zermürbt sei von den Sorgen, die er sich jahrelang ihretwegen gemacht habe.
Als sie zum Hotel zurückkehrten, hatte er Brandy als Fürsprecherin für sich gewonnen. Und er hatte noch mehr — nämlich Namen und Adresse von Regans Ehemann. Ehe er sich zum Dinner umzog, hatte er bereits einen Mann mit dem Auftrag nach Virginia geschickt, die Wahrheit über Travis Stanford herauszufinden.
16
Travis Stanford lehnte sich in einem Laden für Damenmoden in Richmond gegen die Glasvitrine und wartete ungeduldig darauf, daß Margo mit dem Anprobieren von Kleidern endlich zu Ende käme.
»Und wie steht mir das, Liebling?« sagte Margo, hinter dem Vorhang der Ankleidekabine hervortretend. Das rostfarbene Musselinkleid ließ von ihrer üppigen Büste kaum noch etwas unverhüllt. »Es ist doch nicht zu gewagt, nicht wahr?« fragte sie mit bestrickend leiser Stimme, während sie so dicht herankam, daß sie ihn fast mit den Brustwarzen berührte.
»Es ist hübsch«, sagte er kurz angebunden. »Hast du noch nicht genug vom Einkaufen? Ich möchte gern vor Sonnenuntergang zu Hause sein.«
»Zu Hause!« sagte sie mit ihrem hübschen Schmollmund. »Du verläßt ja kaum noch diese gräßliche Plantage. Früher hast du mich immer zum Tanzen ausgeführt. Du ... du hast eine Menge Sachen mit mir angestellt!«
Er entfernte ihre Hände von seiner Brust und blickte sie mit müden Augen an. »Damals war ich noch nicht verheiratet.«
»Verheiratet!« fauchte sie. »Deine Frau ist dir davongerannt! Sie hat dich sitzen lassen! Sie hat bewiesen, daß sie dich nicht haben will! Kennst du einen anderen Mann, der seiner Frau die Treue hält, obwohl sie sich von ihm getrennt hat?«
»Seit wann bin ich so wie andere Männer?« antwortete er
und schickte ihr einen warnenden Blick zu. Wie oft hatten sie schon dieses Thema erörtert!
Das Klingeln der Ladenglocke schnitt Margo das Wort ab. Sie drehten sich beide um und sahen Ellen Backes durch die Tür kommen. Sie war eine Nachbarin und mit Travis’ Familie befreundet. »Dachte ich mir doch, daß du es bist, Travis«, sagte sie munter. »Und Sie, Margo«, setzte sie barsch hinzu, um anzudeuten, was sie von einer Frau hielt, die einem verheirateten Mann nachstellte. Sie kannte Regan nur aus den Erzählungen von Clays Frau Nicole, doch aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit Travis hatte sie durchaus Verständnis dafür, daß Regan ihm durchgebrannt war.
»Eine seltsame Geschichte ist eben passisert«, fuhr Ellen fort. »Ich kam in die Kirche, um frische Blumen für die Sonntagsandacht zu stiften, als ein Mann — ein ziemlich schäbiger kleiner Mann, möchte ich betonen — anfing, den Pastor mit Fragen über dich zu löchern.«
»Sucht vermutlich einen Job«, brummte Travis.
»Das dachte ich zuerst auch, und deshalb hörte ich nur flüchtig zu. Aber ich schwöre dir, daß er Regans Namen erwähnt hat.«
Sofort stand Travis kerzengerade. »Regan?« flüsterte er.
»Ich wollte erst warten, bis der Pastor mit ihm fertig war; aber vielleicht hätte ich dich dann nicht mehr in der Stadt angetroffen.«
Da ließ Travis die beiden Frauen stehen und stürmte aus dem Laden. Er sprang in eine Kutsche und rief den Pferden zu, daß sie schneller laufen sollten.
»Verdammt!« rief Margo. »Mußten Sie hierherkommen und mir den Tag verderben?«
»Oh, das tut mir aber leid«, sagte Ellen mit einem strahlenden Lächeln, während Margo in die Ankleidekabine zurückeilte.
Ellen sprach inzwischen ein stilles Gebet, daß Travis endlich etwas über den Verbleib seiner Frau erfahren möge.
Die Pferde waren vor der Kirche noch gar nicht zum Stehen gekommen, als Travis schon aus der Kutsche sprang. Eben verließ ein kleiner Mann, der aussah, als wäre er nur wenige Stunden in seinem Leben nüchtern gewesen, das Gotteshaus.
Travis, der noch nie etwas von Formalitäten gehalten hatte und zu wütend war, um die Folgen zu bedenken, packte den Mann vorn am Hemd und stieß ihn gegen die Kirchenwand. »Wer bist du?«
»Ich habe nichts verbrochen, Mister, und ich habe auch kein Geld!«
Travis stieß
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