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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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waren. Auf dem Rückweg zur Empfangshalle - der alte Teil des Gebäudes schien ihm keiner Besichtigung wert — warf er noch rasch einen Blick in die Bibliothek, die einen behaglichen Eindruck machte und nach Leder und Tabak roch.
    An der Stirnwand der Empfangshalle befand sich eine Rezeption, von einem Portier besetzt, der ihm höflich ein Einbett-Zimmer im Obergeschoß anwies.
    »Wie viele Zimmer haben Sie denn hier?«
    »Ein rundes Dutzend«, erwiderte der Portier. »Dazu noch zwei Appartements mit Schlafzimmer und Salon, die privaten Räume der Eigentümer natürlich nicht eingerechnet.«
    »Natürlich nicht. Damit sind wohl die beiden jungen Damen gemeint, wie?«
    »Oh, ja, Sir! Regan und Brandy. Regan wohnt im Erdgeschoß am Ende des Altbaus, und Brandy im ersten Stock direkt darüber.«
    »Sind das die Ladies, denen angeblich auch noch die Stadt gehören soll?« fragte Farrell.
    Der Portier lachte leise. »Der Prediger meint, das einzige Gebäude in der Stadt, das ihnen nicht gehöre, wäre die Kirche; doch jeder im Ort weiß, daß sie den Neubau der Kirche finanziert haben. Ihnen gehören alle Hypotheken, die auf den Häusern der Stadt liegen. Wenn zum Beispiel ein Rechtsanwalt hierherkam, der weiter in den Westen ziehen wollte, bot Regan ihm Geld an, damit er sich eine Kanzlei einrichten konnte, und dann blieb er lieber in Scarlet Springs und baute sich ein Haus. Auf die gleiche Weise konnte sie einen Arzt dazu bewegen, sich hier niederzulassen, und so wurde im Handumdrehen aus dieser Siedlung eine Stadt.«
    »Wo könnte ich Mrs. Stanford denn jetzt finden?« fragte Farrell, der es ziemlich ungehörig fand, daß der Mann Regan ständig mit ihrem Vornamen zitierte.
    »Irgendwo im Hotel«, antwortete der Portier nun kurz angebunden, da gerade ein Ehepaar zur Rezeption kam, das ein Doppelzimmer mieten wollte. »Sie ist überall zugleich.«
    Da Farrell keine Szene machen wollte, ließ er es durchgehen, daß der unverschämte Bursche ihn so abrupt abfertigte. Er würde sich jedoch später bei dem Geschäftsführer über das Benehmen dieses Kerls beschweren.
    An seinem Zimmer im Oberstock fand er jedoch nichts auszusetzen: Es war sauber, gut möbliert, und helles Sonnenlicht flutete durch die frisch geputzten Scheiben. Für die Heizung im Winter sorgte ein eingebauter kleiner Kamin in einer Nische der Seitenwand.
    Farrell zog sich einen frischen Anzug an und ging dann wieder hinunter in das Erdgeschoß, wo er den Speisesaal aufsuchte. Es ärgerte ihn, daß er im Saal mit dem gemeinen
    Publikum speisen mußte, doch ihm war klar, daß dort die Wahrscheinlichkeit, Regan wiederzusehen, größer war als im privaten Speisezimmer.
    Das Angebot auf der Speisekarte war mehr als reichlich. Es standen sieben verschiedene Fleischgerichte und drei Fischgerichte zur Auswahl, und wer sich nicht für ein Tagesmenü entscheiden konnte, fand bestimmt im Verzeichnis der kalten Platten und der Wildgerichte etwas, das ihm zusagte. Dazu wurden Appetithappen, vielerlei Gemüse und Salate gereicht, und man konnte aus einer unglaublich langen Liste von Pasteten und Puddings den Nachtisch auswählen. Seine Bestellung wurde prompt erledigt. Sein Menü kam ofenheiß auf den Tisch, sah sehr appetitlich aus und schmeckte köstlich.
    Während er als Nachtisch ein Gebäck versuchte, das als >Mährischer Zuckerkuchen< auf der Speisekarte stand, betrat eine Frau den Saal, die alle Augen, männliche wie weibliche, auf sich zog. Das lag nicht nur an ihrer Erscheinung — sie war eine außergewöhnliche Schönheit —, sondern vor allem an ihrer Ausstrahlung. Diese zierliche Frau, die ein blaugrünes Musselinkleid von auserlesenem Geschmack trug, war eine Persönlichkeit. Sie trat selbstbewußt auf und plauderte unbefangen erst mit diesem, dann mit jenem Gast. Sie wirkte wie eine liebenswürdige Lady, die Freunde ihres Hauses zu einer Party willkommen heißt. An einem Tisch hielt sie an, blickte auf ein Gericht und schickte es in die Küche zurück. An einem anderen Tisch erhoben sich zwei Damen und umarmten sie kurz. Sie setzte sich einen Moment zu ihnen und lachte herzlich über eine Bemerkung der beiden Damen.
    Farrell konnte den Blick nicht mehr von ihr wenden. Oberflächlich glich sie dem linkischen Mädchen, das er einmal gekannt hatte. Die Augen hatten die gleiche Farbe, die Haare das gleiche schimmernde Braun; doch diese Frau mit ihren reizvollen Kurven, die so ungezwungen mit Leuten umgehen konnte, ähnelte ganz und gar nicht diesem

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