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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einfältigen, vor seinem eigenen Schatten erschreckenden Kind, mit dem er einmal verlobt gewesen war.
    Sich in seinem Stuhl zurücklehnend, wartete Farrell gelassen darauf, daß sie zu ihm käme. Als sie ihn sah, lächelte sie; doch es lag kein Wiedererkennen in ihrem Blick. Eine gute Minute später, als sie mit einem Ehepaar am Nachbartisch sprach, hoben sich ihre Augen wieder und begegneten den seinen zum zweitenmal. Diesmal war es ein abschätzender Blick, und Farrell erwiderte ihn mit seinem charmantesten Lächeln. Er war ungemein erfreut, daß sie sich umdrehte und ziemlich hastig den Saal verließ. Nun war er sicher, daß da noch ein Gefühl — ob gut, ob schlecht — vorhanden war, das ihn betraf. Haß oder Liebe: Ihm war es einerlei, wenn sie sich nur an ihn erinnerte.
    »Regan, ist dir nicht gut?« fragte Brandy besorgt von der anderen Seite des großen eichenen Küchentisches her, wo sie drei Köchinnen zu beaufsichtigen hatte.
    »Mir fehlt nichts«, gab Regan ungewöhnlich schroff zurück, holte dann tief Luft und sagte mit einem kleinen Lächeln: »Ich sah nur eben ein Gespenst. Das ist alles.«
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick. Brandy zog Regan in eine stille Ecke der Küche und fragte: »Jennifers Vater?«
    »Nein«, erwiderte Regan ebenso leise. Zuweilen schien es ihr, als gäbe es überhaupt keinen Augenblick in ihrem Leben, in dem sie nicht an Travis denken mußte. Jedesmal, wenn sie in Jennifers große braune Augen blickte, sah sie Travis darin. Manchmal setzte bei einem schweren Schritt auf der Treppe ihr Herz einen Takt lang aus.
    »Erinnerst du dich an den Mann, mit dem ich vor Jahren verlobt war? An Farrell Batsford?« Es gab keine Geheimnisse zwischen diesen beiden Frauen. »Er sitzt drüben im Speisesaal.«
    »Dieser Bastard!« rief Brandy gefühlvoll. »Was hat er denn bestellt? Ich werde sein Menü mit Zyankali würzen!«
    Regan lachte kurz. »Ich sollte genauso empfinden wie du, denke ich, doch manchmal bezweifle ich, daß man seine erste Liebe wirklich vergessen kann. Als ich ihn eben sah, öffneten sich in mir alle Schleusen der Erinnerung. Ich war so ängstlich; so bemüht, alles recht zu machen, und so verliebt in ihn. Ich glaubte, er wäre der hübscheste und eleganteste Mann von der Welt.«
    »Und wie sieht er jetzt aus?«
    »Gewiß nicht häßlich«, antwortete Regan und lächelte. »Ich glaube, ich sollte ihn zu einem Gespräch in mein Büro einladen. Das bin ich ihm aus Höflichkeit schuldig.«
    »Regan«, warnte Brandy, »sei vorsichtig! Es ist kein Zufall, daß er hier ist.«
    »Davon bin ich überzeugt. Ich kann mir auch denken, was er will. In knapp einem Monat werde ich dreiundzwanzig, und dann kann ich über das Geld, das meine Eltern mir hinterließen, verfügen.«
    »Daß du mir das nicht eine Sekunde vergißt«, rief Brandy Regan nach.
    Regan ging in ihr Büro neben der Küche und setzte sich in einen Ledersessel hinter ihren Schreibtisch. Nicht Farrell hatte sie so erschüttert, sondern die peinlichen Erinnerungen, die mit ihm verbunden waren. Wie eine Dusche kalten Wassers war die Nacht zurückgekommen, in der ihr Onkel und ihr Verlobter ihr wahres Gesicht gezeigt hatten. Eine Erinnerung zog die andere nach: Travis, der sie in seinen Armen hielt; Travis, der ihr sagte, was sie tun sollte; Travis als Liebhaber; Travis größer als das Leben, und Regan in ständiger Panik. In den vergangenen vier Jahren hatte sie hundertemale einen Brief an ihn angefangen, ihm von seiner Tochter erzählen und mitteilen wollen, daß es ihnen beiden gutginge und sie wohlauf seien. Immer war sie zu feige gewesen, die Briefe zu beenden. Wenn Travis ihr darauf geantwortet hätte, das interessiere ihn nicht? Daß er nie versucht habe, sie wiederzufinden?
    So hatte sie mit den Jahren gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen. Aber konnte sie das noch, wenn Travis in ihrer Nähe war? Würde er sie wieder so einschüchtern, daß sie sich zurückverwandelte in das weinerliche, erschreckte Mädchen von damals?
    Ein Klopfen an der Tür holte sie in ihre Umgebung zurück. Als sie antwortete, öffnete Farrell die Tür.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte er lächelnd und gab ihr mit den Augen zu verstehen, wie erfreut er war über ihren Anblick.
    »Absolut nicht«, antwortete sie, stand auf und reichte ihm die Hand. »Ich wollte dich eben selbst hierherbitten lassen.«
    Er neigte den Kopf und küßte ihr die Hand. »Vielleicht hättest du es nicht ertragen können, mich so bald zu

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