Und am Ende siegt die Liebe
ihrer Vorsätze begann sie nun zu weinen. »Zum Henker mit dir!« sagte sie. »Warum mußtest du überhaupt hierherkommen und mich so durcheinander bringen? Fahr wieder nach Hause, Travis Stanford! Fahr nach Hause, und komme nie, nie mehr in meine Nähe.«
Damit lief sie aus dem Zimmer.
Travis lehnte sich gegen das Kopfteil ihres Bettes zurück und lächelte. Als er sie kennenlernte, hatte er nur einen Schimmer von dem in ihr gesehen, was sie als Frau zu sein versprach; doch er hatte nie gewußt, wie er ihr helfen konnte, sich zu dieser Frau zu entwickeln. Vielleicht hatte sie recht und die Plantage ging damals wirklich über ihre Kräfte. Als er erfuhr, wie das Personal sie behandelte, hatte er sich sehr beherrschen müssen, damit er sie nicht alle erwürgte; doch zugleich war ihm klar gewesen, daß sie selbst herausfinden mußte, wie stark sie war.
Nun dachte er mit geschlossenen Augen über sie nach. Er war überwältigt von der Frau, zu der sie sich entwickelt hatte — selbstsicher, vernünftig, tatkräftig. Eine Frau, die ihre Träume verwirklicht hatte! Eine Frau, die am Ende der Straße in einem Ort ausgestiegen war, der aus ein paar elenden Bretterbuden bestand, und daraus eine blühende Stadt gemacht hatte. Und nebenbei hatte sie noch eine intelligente Tochter vernünftig aufgezogen. Niemand brauchte bei Jennifer Angst zu haben, daß sie sich stumm in ihr Zimmer zurückziehen und sich dort die Augen aus dem Kopf weinen würde.
Selig vor Glück, lachte er laut, warf die Steppdecke beiseite und begann sich anzuziehen. Wenigstens seine Stiefel und seine Hose waren heil geblieben. Obwohl Regan glaubte, sie sei jetzt stark genug, ihm widerstehen zu können, wußte er, daß es nicht so war. Wie lautete doch das alte Sprichwort? Alter und List tragen jederzeit den Sieg über Jugend und Talent davon. Er war entschlossen, jedes Mittel und jeden Trick, den er beherrschte, anzuwenden, um sie zurückzuholen. Mit diesem Vorsatz verließ er das Zimmer, nur mit einer stramm sitzenden schwarzen Hose und hohen Stiefeln bekleidet.
17
Travis blieb vor der offenen Küchentür stehen, angelockt von den herrlichen Gerüchen, die aus diesem Raum kamen. Mit einem leisen Lachen erinnerte er sich daran, wie Regan schon immer dafür gesorgt hatte, daß er seine Mahlzeiten versäumte. Nach einem raschen Blick in die Runde wußte er, daß dieses appetitliche, wohlgerundete blondhaarige Wesen in der Ecke Brandy Dutton war. Er hatte viel über sie von dem wieselartigen Spion gehört, den er in Richmond gegen die Kirchenwand gedrückt hatte.
»Entschuldigung«, sagte er laut. »Ich wollte nur fragen, ob ich hier vielleicht etwas zu essen bekommen könnte. Für den öffentlichen Speisesaal bin ich nicht ordentlich genug angezogen.«
»Oh, mei«, sagte Brandy, während sie mit einem strahlenden Lächeln den Mann mit der nackten breiten Brust und den sonnenverbrannten Armen musterte. Travis hörte sogleich in ihrem seufzenden Ton, daß das Wiesel ihm die Wahrheit gesagt hatte: Brandy war alles andere als eine Kostverächterin.
Sie faßte sich wieder. »Sie sind also der Mann, der Rosen auf Regans Wangen erblühen läßt«, sagte sie herzlich, aus ihrer Ecke kommend.
»Ich lasse überall Rosen blühen«, sagte er leise, weil diese Botschaft nur für Brandy und nicht deren Küchenstab bestimmt war, der ihn ungeniert angaffte.
Mit einem perlenden Lachen nahm Brandy seinen Arm. »Ich glaube, wir beide werden gut miteinander auskommen. Nun setzen Sie sich erst mal, während ich Ihnen etwas zu essen besorge. Elsie!« rief sie über die Schulter. »Lauf hinüber in den Gemischtwarenladen und besorge Mr. Stanford ein paar neue Hemden! Sag Will, er soll dir die größten geben, die er auf Lager hat. Und laß dir Zeit damit! Mr. Stanford und ich haben eine Menge zu bereden!«
Brandy setzte Travis eine Mahlzeit vor, wie er sie noch nie so reichlich und gut bekommen hatte. Je mehr er in sich hineinschaufelte, um so besser gefiel er ihr; und mit seiner offenen Brust, seinem Appetit und seinen Antworten auf ihre Fragen hatte er bis zum Ende der Mahlzeit ihr Herz erobert.
»Ja, sie ist einsam«, bestätigte sie seine diesbezügliche Frage. »Sie kennt nichts anderes als Arbeit. Als stünde sie unter einem Zwang, sich selbst etwas beweisen zu müssen.
Jahrelang habe ich ihr gut zugeredet, doch einmal auszuspannen. Doch sie will nichts davon hören. Sie schuftet und werkt und kauft ein Grundstück nach dem anderen. Und dabei hätte sie sich
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