Und am Ende siegt die Liebe
schon vor einem Jahr zur Ruhe setzen können!«
»Keine Männer?« fragte Travis, den Mund voller Hackfleischpastete.
»Ein paar hundert haben es wohl bei ihr versucht; doch keiner ist gelandet. Kein Wunder, wo sie doch den besten schon gehabt hat. . .«
Travis strahlte sie an, nahm das neue Hemd, das über der Stuhllehne hing, und stand auf. »Regan und Jennifer werden Scarlet Springs verlassen und zu mir ziehen. Wie würde sich das auf Ihre Partnerschaft auswirken?«
»Hier ist vor kurzem ein Anwalt von der Ostküste hergezogen. Er könnte den Verkauf unserer Liegenschaften übernehmen und das Geld neu investieren. Mit meinem Anteil würde ich wahrscheinlich ein paar Reisen machen, mir vielleicht Europa ansehen. Nur würde ich gern von Ihnen erfahren, ob Sie Regan schon gesagt haben, daß sie von hier fortgehen wird.«
Darauf konnte Travis nur auf eine Weise lächeln, daß Brandy laut lachte.
»Viel Glück«, rief sie, als er die Küche verließ.
Die nächsten zwei Tage gelang es Regan, Travis auszuweichen, oder wenigstens gelang es ihr, ein zweites Grundsatzgespräch mit Travis zu vermeiden. Aber seine Gegenwart konnte sie nicht übersehen. Jennifer schien zu glauben, ihr Vater habe vor allem ihr Spielgefährte zu sein, und die beiden ließen sich keinen Moment aus den Augen. Travis übernahm sogar die Aufgabe, die langen verfilzten Haare seiner Tochter zu waschen, und Regan beobachtete verdrießlich, daß Jennifer dabei nicht einen einzigen Wehlaut oder Prostestschrei von sich gab.
Travis nahm seine Tochter zum Reiten mit und kletterte mit ihr auf jeden Baum. Jennifer war tief beeindruckt von der Behendigkeit ihres Vaters. Jennifer zeigte ihm dafür die ganze Stadt und verkündete überall, daß er ihr Daddy sei und daß sie in Zukunft bei ihm und seinen Pferden wohnen würde.
Regan bemühte sich inzwischen, Travis und dessen Verführungskünste bei ihrer Tochter zu übersehen und die zahllosen Fragen der Stadtleute zu überhören.
Seit Travis in der Stadt weilte, hatte Regan Farrell nicht mehr gesehen, und als er zwei Tage später wieder auftauchte, stellte Regan fest, daß sie seine Abwesenheit nicht einmal bemerkt hatte.
»Kann ich dich unter vier Augen sprechen?« fragte er.
Er sah müde aus und sehr mitgenommen, als wäre er seit Tagen nicht mehr aus den Kleidern gekommen.
»Natürlich. Gehen wir in mein Büro.« Als sie dort anlangten und Regan die Tür hinter sich zumachte, sah sie ihn forschend an: »Du machst ein Gesicht, als müßtest du mir etwas sehr Wichtiges mitteilen.«
Er sank in einen Sessel und sah zu ihr hoch. »Ich bin in zwei Tagen nach Boston und wieder zurück gereist.«
Sie schenkte ihm einen Whisky ein. »Dann muß es sich um dringende Geschäfte gehandelt haben, die vermutlich auch mich und das Vermögen meiner Eltern betreffen.«
»Ja, genauer gesagt das Testament deines Vaters. Eine Kopie davon befand sich in einem Anwaltsbüro in Boston. Ich hatte sie anfertigen lassen und vor einiger Zeit nach Amerika geschickt, um sie dir zustellen zu können, falls ich dich dort fände. Ich glaubte, darin eine Klausel gelesen zu haben, die ich mir gemerkt hatte; fuhr jedoch vorsorglich nach Boston, um sie mir bestätigen zu lassen. Ich habe hier einen Brief«, sagte er und zog einen Umschlag aus der Innentasche seines Jacketts.
Regan nahm ihn entgegen und hielt ihn einen Moment unschlüssig in der Hand. »Vielleicht kannst du mir sagen, was darin steht.«
»Deine Eltern starben, als du noch sehr jung warst. Vielleicht kannst du dich nicht mehr daran erinnern; aber zu jener Zeit lebte der Bruder deines Vaters noch. Er sollte dein Vormund sein, und du hast ein paar Monate bei ihm gewohnt. Doch er hat deine Eltern nur ein halbes Jahr überlebt.«
»Ich erinnere mich nur an Onkel Jonathan.«
»Ja, er war der einzige Verwandte, der dir damals noch geblieben ist. Also haben deine Vermögensverwalter, die Bankiers deiner Eltern, ihn zu deinem Vormund bestellt. Sie hatten natürlich keine Vorstellung von dem Charakter dieses Mannes. Zu der Zeit, als das Testament verfaßt wurde, dachten deine Eltern, du wärst bei dem Bruder deines Vaters gut aufgehoben.«
»Farrell, komm bitte zur Sache.«
»Die Sache, meine Liebe, ist, daß du ohne Erlaubnis deines Vormundes nicht heiraten durftest. Vielleicht wollten deine Eltern verhindern, daß du einem Mitgiftjäger in die Hände fällst, oder vielleicht wollten sie dir auch nur den Leidensweg ersparen, den sie selbst gehen mußten, als deine
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