Und am Ende siegt die Liebe
Forderungen an eine Frau zu stellen.«
»Jeder Amerikaner«, schnaubte Travis, »kann so einen englischen Schwachkopf als Brautwerber ausstechen.«
»Oh, Travis«, sagte Regan mit erhabenem Lächeln, »du verstehst überhaupt nichts von solchen Dingen. Deine Vorstellung von Brautwerbung besteht darin, eine Frau bei den Haaren in dein Bett zu ziehen.«
»Ich glaube mich zu erinnern, daß du dich ein paarmal nur zu gern in mein Bett ziehen ließest«, entgegnete Travis zynisch.
Nun verlor Regan vollends ihre heitere Erhabenheit: »Damit beweist du wieder einmal, was du bist — ein primitiver Kolonist!«
»Und du, meine Liebe, bist ein englischer Snob. Du sagtest vorhin, daß du in drei Wochen Geburtstag hast. Du wirst mich an diesem Tag heiraten, und du wirst es freiwillig tun.«
Damit verließ er den Speiseraum, ehe er Regan keuchen hörte: »Niemals!«
Früh am nächsten Morgen wurde Regan in ihrem Büro von Neuigkeiten förmlich bombardiert. Zuerst mußte sie sich von Brandy Vorwürfe gefallen lassen, weil Travis mitten in der Nacht das Hotel verlassen habe und bis zu diesem Moment noch nicht zurückgekommen sei. Brandy, die ihrer Freundin unmißverständlich zeigte, daß sie ihrer Meinung nach einen großen Fehler mache, ließ dieser Neuigkeit noch eine Warnung folgen; denn eine stattliche, rothaarige Frau hatte sich soeben in das Hotelregister eingetragen und sich nach ihrem Verlobten, Mr. Travis Stanford, erkundigt.
»Sieht so aus, als stünde dir weiterer Ärger ins Haus«, meinte Brandy seufzend.
»Oh, wunderbar«, antwortete Regan mit müder Stimme, »genau das, was ich jetzt brauche. Begreift denn keiner, daß es nicht so leicht ist, einen Gasthof von dieser Größe zu führen? Seit Tagen stapeln sich die unerledigten Papiere auf meinem Schreibtisch, und, nebenbei bemerkt, hat Farrell mich schon darüber informiert, daß Travis das Hotel verlassen hat, und vorher hat es mir bereits meine Tochter erzählt. Sicherlich hat Farrell mir nun noch viel mehr zu sagen; doch Jennifer wird in meiner Gegenwart vielleicht nie mehr ein Wort reden. Diese Rothaarige — das scheint meine teure Freundin Margo Jenkins zu sein. Gib mir nur ein paar Minuten Zeit, mich zu konzentrieren, und dann werde ich mit dieser Dame auch noch fertig.«
Brandy nickte und verließ das Büro.
Anschließend stand Regan eine Weile still an ihrem Schreibtisch und wanderte mit ihren Gedanken in die Zeit vor vier Jahren zurück, als Margo sie während Travis’ Abwesenheit auf der Plantage besuchte. Damals war sie Margo so dankbar gewesen, weil sie ihr nicht zürnte und half, das Gesinde zur Ordnung zu rufen, daß sie gar nicht gemerkt hatte, wie unverschämt Margo sie in Wahrheit behandelte. Diese Malvina! dachte Regan. Wie gern hätte sie jetzt dieser heimtückischen, faulen Person die Hände um den Hals gelegt! Und Margo! Die teure Margo, die sich so rührend der armen, verunsicherten kleinen Frau angenommen und so getan hatte, als wollte sie ihr helfen, in Wirklichkeit aber mit ihrer anmaßenden. Art das wenige Selbstvertrauen zerstörte, das sie, Regan, damals noch besaß.
Mit einem grimmigen Lächeln verließ Regan ihr Büro, ging in die Küche hinüber und bat Brandy, einen kleinen Teeimbiß für zwei Damen vorzubereiten. Sie ignorierte Brandys Bemerkungen, daß sie aussähe, als würde sie in einen Krieg ziehen, und schickte dann eine Einladung an Margo, in welcher sie diese zum Tee in die Bibliothek bat.
Margo erschien dort in erstaunlich kurzer Zeit, und Regan bemerkte an ihr Dinge, die ihr früher nie aufgefallen waren. Jahrelange Ausschweifungen hatten auf Margos Gesicht und Körper ihre Spuren hinterlassen. Zuwenig Schlaf, zu gutes Essen, Unmäßigkeit in jeder Hinsicht hatten sich in Falten und dunklen Augenringen niedergeschlagen, in Polstern an den Hüften, die auch das enggeschnürte Mieder nicht mehr wegdrücken konnte.
»Du lieber Himmel, da ist ja die kleine englische Pflanze!« sagte Margo, als sie die Bibliothek betrat. »Wie ich hörte, sind Sie jetzt Eigentümerin dieses Hotels. Wer hat es Ihnen gekauft?«
»Wollen Sie nicht erst Platz nehmen?« sagte Regan höflich. »Ich habe ein paar Erfrischungen für uns bestellt. Ja, mir gehört dieser Gasthof.« Mit unschuldigem Lächeln fuhr sie fort: »Und außerdem noch das Gebäude der Druckerei, das Haus des Anwalts, die Praxis des Arztes, der Gemischtwarenladen, die Schmiede, das Schulhaus, die Apotheke und — ja, fast hätte ich die vier Farmen außerhalb der
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