Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
mich mit blutunterlaufenen Augen
an. »Den Ernsdorfer, wennst findst, dann sag ihm an schönen Gruß. I …« Seine
Stimme wurde weinerlich. »Des hätt i nie getan. Nie. Allaweil hab i g’sagt, ein
Christenmensch, was ein echter Christenmensch ist, der tut des ned.«
    Â»Was?«, fragte ich neugierig nach und bereute im nächsten Moment
schon wieder meine Neugier, denn der Loisl machte kehrt und kam auf mich zu.
Erschrocken brachte ich wieder etwas Abstand zwischen ihn und mich. Das konnte
nur Unheil bringen, wenn sich ein Betrunkener näherte. Ehrlich. Die kotzen so
eruptiv los, da kommt man so schnell nicht weg. Und wenn sie dann noch nach
vorne kippen und sich festkrallen, dann hast du nicht einmal die Chance, dein
Handy zu erwischen und den Sanka zu rufen.
    Â»Er war ein Christenmensch«, sagte der Loisl so weinerlich, dass ich
hastig das Gartentürl vor ihm schloss. »Und meine Idee, sag ihm, meine Idee war
des ned.«
    Wir starrten uns eine Weile an. Ich entsetzt, er weinerlich. Dann
schwankte er wieder in die Gegenrichtung und jammerte vor sich hin. »Mama. Hätt
ich nur auf dich g’hört. Dann wär des ned passiert. Dann hätt der grindige
Kreiter sag’n können, was er woll’n hätt.«
    Mein Herzschlag wurde wieder ruhiger. Ich sah dem Loisl hinterher,
der von einer Straßenseite auf die andere torkelte und noch immer mit seiner
Mutter redete. Auf die er wirklich hätte hören sollen, egal, wovon er geredet
hatte.
    Aber was um alles in der Welt hatte er gemeint mit dem grindigen
Kreiter? Und dass der Ernsdorfer doch ein Christenmensch sei? Das hatte doch
garantiert damit zu tun, was der Kreiter heute Nachmittag erzählt hatte.
    Hinter mir ging das Licht im Flur aus. Als ich mich umdrehte, hörte
ich den Schlüssel im Schloss.
    Â»Oma!!!«, kreischte ich und rannte zurück zu unserer Haustür. »Lass
mich rein!« Ich hämmerte wie wild gegen die Tür. Das konnte doch nicht wahr
sein. Normalerweise lag Großmutter um die Uhrzeit schon im Bett.
    Â»Oma!!!« Ich hörte nichts mehr im Flur. Auch mein wildes Geklingel
verhallte im Nichts. »Oma!« Ich hämmerte so wild gegen die Tür, dass beim
Nachbarhaus die Reisingerin den Kopf aus ihrer Tür steckte.
    Â»Is was passiert?«, fragte sie nach. »Reicht des ned, dass der
b’soffene Loisl umrennt?«
    Ich warf ihr nur einen bösen Blick zu. Echt. Schnecken über den Zaun
pfeffern und noch blöde Kommentare abgeben. Das ist ja wohl das Letzte. Ich
hämmerte noch einmal gegen die Tür.
    Â»Wird s’ halt des Hörgerät nimmer drin ham«, fuhr sie fort.
    Â»Oma hat kein Hörgerät«, antwortete ich böse. Die hört nämlich das
Gras wachsen, so ganz ohne Hilfe. Und wenn sie eins bräuchte, dann würde sie es
nicht hernehmen, wegen der ganzen schädlichen Elektronik. Direkt neben dem Hirn
eine Batterie, das konnte doch nicht gut gehen.
    Ich klingelte Sturm. Das konnte doch nicht wahr sein!
    Endlich hörte ich Schritte.
    Â»Was machst du denn da?«, fragte Großmutter erstaunt.
    Â»Du musst fragen, wer vor der Tür steht«, sagte ich statt einer
Antwort. »Es könnte auch irgendwer sein.«
    Â»Der Loisl ist grad weiterg’rannt. Der kann’s schon mal nicht sein«,
sagte Großmutter und warf der Reisingerin einen schiefen Blick zu. »Und was tut
die g’schnapperte Bixn um die Zeit noch im Garten?«
    Â»Des hab i g’hört!«, keifte die Reisingerin rüber.
    Â»Ach, halt du doch dei Babbm«, schimpfte Großmutter leise vor sich
hin.
    Ich drängelte mich in den Hausflur. Puuh. Noch mal gut gegangen.
    Â»Wieso hast denn die Tür zugemacht?«, schimpfte ich los, nun etwas
lauter. »Jetzt hat mich die Reisingerin in der Jogginghose gesehen.«
    Â»Des erzählt die garantiert morgen beim Metzger«, meinte Großmutter
und sah sich meine Jogginghose genauer an.
    Garantiert, dachte ich mürrisch. Und dann wird das ganze Dorf wieder
darüber spekulieren, ob ich schwanger bin oder nicht. Denn wer rennt schon mit
einer riesigen Jogginghose auf der Straße herum?
    Â»Hast dacht, der Ernsdorfer ist draußen?«, fragte Großmutter
neugierig. Wegen Loisl rauszurennen erschien ihr total abwegig.
    Â»Ja. Mei«, antwortete ich mürrisch. »Vielleicht ist er ein
Straß’grabenlieger geworden.«
    Ein Straß’grabenlieger war so

Weitere Kostenlose Bücher