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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Ernsdorfer umgebracht haben könnten.
Max hatte das bestimmt wieder nicht verstanden. Die plötzliche Stille war
ziemlich unangenehm.
    Â»Hundert Gramm Hirnwurst«, sagte die Rosl dann, als hätte sie die
ganze Zeit von nichts anderem geredet.
    Â»Den Bierschinken hätt ma im Angebot«, sagte die Metzgerin, als
würde sie nichts anderes interessieren.
    Â»Ich warte draußen«, sagte Max ziemlich hellsichtig. »Nimm Schinken
mit.«
    Die Tür fiel hinter ihm zu, und gleichzeitig drehte sich die Rosl
um, um sich zu vergewissern, dass Max wirklich weg war.
    Â»So ein Schmarrn«, sagte die Langsdorferin, »die werden jetzt den
alten Ernsdorfer umgebracht haben.«
    Alle schauten mich eine Weile schweigend an, anscheinend um
abzuschätzen, ob ich so link war und alles dem Max weitersagen würde. Ich
hingegen starrte bewegungslos auf den Bierschinken und hoffte, dass sie alle
vergaßen, dass ich hier war.
    Â»Des macht ma doch ned«, sagte die Metzgerin schließlich. »Darf’s a
bisserl mehr sein?«
    Â»Ja, mein’thalben«, sagte die Rosl. »Aber wieso findet dann keiner
den Alten?«
    Â»Nur, weil die Ernsdorferin nicht miachat ist«, setzte die
Langsdorferin hinzu, »ist sie noch lange keine Mörderin ned.«
    Miachat, dachte ich mir böse. Dass die Ernsdorferin nicht
liebenswert ist, war die Untertreibung des Jahrhunderts. Eine alte, giftige
»Weddahex« war sie. Und wenn ich jemandem einen Mord zutraute, dann ihr.
Miachat. So ein Schmarrn. So wie die mich angegiftet hatte, hielt ich auch
einen Mord für realistisch.
    Â»Außerdem haben s’ ein Alibi«, erklärte die Langsdorferin souverän.
    Tststs. Das hatte mir Max noch gar nicht erzählt.
    Â»Glaubst des nicht«, sagte die Rosl.
    Â»Doch. Für den ganzen Abend«, setzte die Langsdorferin überlegen
hinzu.
    Die Rosl schüttelte betrübt den Kopf. »Na, heute, mit dene Alibis.
Des geht ja ganz einfach. Einen findst schon, der lügt wie gedruckt.«
    Dann sahen sie alle mich an, als würde ich wie gedruckt lügen.
    Â»Sechs Euro fuchzig«, sagte die Metzgerin noch.
    Ich beschloss, für heute Schluss zu machen. Wenn ich Glück
hatte, konnte ich auch Max davon überzeugen, nichts mehr zu tun. Schließlich
war Freitag.
    Max wollte aber lieber in die Rechtsmedizin fahren, und mich konnte
er dabei nicht brauchen.
    Â»Jetzt gib endlich zu, dass ihr das Skelett schon längst
zusammengesetzt habt«, forderte ich ihn auf. »Du weißt das doch schon lange.«
    Max versuchte mich zu küssen, wahrscheinlich, damit ich nicht
merkte, wie er grinste.
    Â»Ein einziger Tipp«, beharrte ich und drehte mein Gesicht weg,
sodass er nur mein Ohr erwischte.
    Â»Nun sag schon. Du musst doch dabei sein, wenn da ein
Rechtsmediziner dran rumfuhrwerkt.«
    Â»Wir mussten halt auf einen Anthropologen warten«, redete er sich
raus.
    Â»Schmarrn.«
    Â»Manche Rechtsmediziner kommen richtig durcheinander. Mit den vielen
Knöchelchen.«
    Â»Schmarrn.«
    Â»Ich habe das schon erlebt«, erklärte er mir mit einem breiten
Grinsen, »da war plötzlich ein Zehenknochen an der linken Hand.«
    Â»Genau«, stimmte ich mit zusammengekniffenen Augen zu. Sein
Polizistenlatein konnte er an anderen ausprobieren. »Und wenn ich als
Journalistin versage, dann nur, weil du dich so anstellst«, erklärte ich ihm.
    Â»Du schreibst doch gar nichts über den Knochenkistenmann«,
verteidigte er sich und küsste mich.
    Max ist echt gut im Küssen, da vergisst man alles Mögliche.
    Â»Der Bericht, ist der nun fertig oder nicht?«
    Â»Noch nicht«, hauchte er mir ins Ohr. »Ich mache heute Abend
Hähnchenbrust an Safranreis. Acht Uhr bei mir …«
    Sahnesoße. Mmm. Ich esse einfach zu gerne. Da vergesse ich mich dann
und ermittle nicht mehr.
    Â»Du könntest noch Reis besorgen. Ich muss dann mal …«
    Â»Du könntest mich auch mitnehmen«, seufzte ich.
    Hatte er gesagt, dass er alleine hinfinden würde?
    Aber eigentlich hieß das, dass er sein Wissen nicht mit mir teilen
wollte. Ich sah ihm schmollend hinterher, wobei mein Blick am Auto des Metzgers
hängen blieb, der eine Vatikanfahne ins Fenster geklemmt hatte. Oje.
    Die Kathl kam hinter mir aus der Metzgerei und blieb kopfschüttelnd
neben mir stehen.
    Â»Des hat doch kein Taug ned«, sagte sie und betrachtete wie ich die
Fahne. »Wo wir

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